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#espassiert

Sorry, Österreich und Schweiz: Fast alle anderen können mehr saufen als ihr

Diese neue Studie wird das Selbstbewusstsein einer ganzen Nation erschüttern.
Richard Riley | Flickr | CC BY 2.0

Richard Riley | Flickr | CC BY 2.0

Österreicher und Schweizer trinken gerne. Jeder, der mal über längere Zeit trocken geblieben ist, weiß, dass es eigentlich kaum eine soziale Gelegenheit gibt, bei der kein Alkohol im Spiel ist. Wir trinken als Teenager, um dazuzugehören und Mädchen zu beeindrucken. Wir trinken als Studenten, weil es Spaß macht und wir sowieso nichts besseres zu tun haben. Und wir trinken als Erwachsene, weil andere Erwachsene so furchtbar langweilig sind und wir sie uns irgendwie lustig trinken müssen.

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Aber nicht nur, dass wir trinken, nein, wir bilden uns auch noch mächtig etwas darauf ein: Bier gehört genauso zu unserem Selbstverständnis als Nation wie Ski fahren oder Mozartkugeln. Und obwohl das nach der Pubertät bei den meisten schon abnimmt, können zumindest viele Männer sich nie ganz von dem Gedanken befreien, dass es irgendwie eine besondere Leistung ist, wenn jemand mehr Alkohol verträgt als jemand anders (manche Menschen sterben für diesen Glauben).

In einem Fall wird dieser schlummernde Kampfinstinkt aber auch bei solchen erwachsenen Männern geweckt, die sich eigentlich nichts mehr beweisen müssen: Wenn es um den Vergleich mit anderen Nationen geht. Man kann auch in der Bobo-verseuchtesten Ecke vom Siebten Bezirk immer noch einen interessanten Abend haben, wenn man in eine Bar reinläuft und „Ich komme aus Holland, und ich saufe euch alle unter den Tisch!" brüllt.

Lesenswert zum Thema: Wie viel Alkohol kann ich trinken, bevor ich sterbe?

Umso schmerzhafter werden die Österreicher und Schweizer die Ergebnisse der neuen Global Drug Survey treffen, für die englische Wissenschaftler über 100.000 Menschen in 21 Ländern befragt haben. Das Ergebnis: Die Österreicher und Schweizer vertragen (fast) am wenigsten. Nur Deutschland untertrifft uns noch. Und sie haben es selbst zugegeben. Man kann das an diesen beiden Grafiken sehr schön sehen:

Anzahl von Einheiten Alkohol (1 Einheit = 10mg = 0,25l Bier), die Frauen weltweit trinken müssen, um ein bestimmtes Rauschniveau zu erreichen:

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Hier können wir aus der Grafik lesen, wie schnell bei Frauen aus Österreich und der Schweiz ein Alkohol-induziertes Glückgefühl einsetzt (rot), wobei die Schweizerinnen noch deutlich besser abschneiden als Österreicherinnen und Deutsche. Österreicherinnen sind auch am zweitschnellsten besoffen (grün), die Schweizerinnen am viertschnellsten.

Anzahl von Einheiten Alkohol, die Männer weltweit trinken müssen, um ein bestimmtes Rauschniveau zu erreichen:

Bei den Männern schneidet Österreich wieder grottig ab. Knapp vor Spanien sichern wir uns den zweiten Platz im schnell-betrunken-sein (grün). Die Schweiz macht uns hingegen stolz und liegt nur auf dem fünft-schlechtesten Platz.

Was bedeutet das genau? Es bedeutet, dass Österreichische und Schweizer Männer und Frauen als mitunter erste die Wirkung von ein paar Gläsern spüren (umgerechnet zwei bis drei 0,33-Bier), dass sie am frühesten ein Level erreichen, an dem sie sich glücklich betrunken fühlen (nach vier bis fünf Bier), und dass sie am schnellsten das Gefühl haben, dass sie mehr getrunken haben, als sich gut anfühlt (sechs bis acht Bier). Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Ire ist erst nach 11 Gläsern Bier so richtig glücklich.

Wie sollen wir damit umgehen? Wir sollten froh sein. Alkohol ist eine extrem schädliche Droge. Wenn man alle Drogen nach Schädlichkeit für den eigenen Körper sortiert, wird Alkohol nur von Crack, Heroin und Crystal Meth abgehängt, alle anderen Drogen sind weit darunter. Und wenn man sie nach Schädlichkeit für das Umfeld sortiert, ist Alkohol sowieso die ungeschlagene Nummer Eins.

In Österreich hat Alkohol auch deshalb so verheerende Folgen, weil er frei zugänglich ist (anders als zum Beispiel Cannabis oder MDMA, die beide lange nicht so viel Ärger verursachen). Ungefähr 8000 Menschen sterben in Österreich jährlich an den Folgen des Alkoholkonsums. Außerdem sind 260.000 Männer und 65.000 Frauen alkoholkrank.

Das sind immer noch viel zu viele. Wir sollten also dankbar sein, dass der exzessive Alkoholkonsum in Österreich so langsam zurückgeht. Nicht, dass wir nicht viele der schönsten Erinnerungen unseres Lebens unter Alkoholeinfluss erlebt haben—aber wenn wir uns nicht unter Kontrolle kriegen, können wir uns irgendwann nicht mehr daran erinnern. Die Iren führen nämlich auch eine andere Statistik an: Sie haben das bei weitem höchste Suchtrisiko aller befragten Länder.