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Online-Dating-Guide für Männer von Frauen

Als heterosexuelle Frau in der Welt des Online-Datings musste ich feststellen, dass Männer echt unheimlich sein können. Ich bin mir sicher, dass jetzt gerade irgendwo ein Männerrechtsaktivist seine Baskenmütze umklammert und wütend aufschreit: „Ja, aber doch nicht alle!” Also will ich von Anfang an Missverständnisse vermeiden: Ja, natürlich nicht! Tatsächlich hatte ich sogar Dates mit Männern, die mich nicht auf eine vollkommen hirnrissige Art und Weise online angeschrieben haben. Erst später habe ich herausgefunden, was für Vollidioten sie waren.

Mein Posteingang wird jeden Tag mit Nachrichten von Fremden überflutet. Sie fragen mich Sachen wie „Kann ich dir eine Gurke in den Arsch stecken, um daran zu lutschen?” und „Wie groß war der größte Schwanz, an dem du je gelutscht hast?” Jede dieser Nachrichten liest sich wie etwas, dass ein politisch rechts stehender Karikaturist Bill Clinton in den späten 90ern in den Mund gelegt hätte. Ich habe angefangen, diese Nachrichten auf meinem Instagram-Account zu posten, weil es mir hilft, mit meinem Kummer fertig zu werden, wenn ich darüber lachen kann. So werde ich mit allen meinen Problemen fertig. Deshalb mache ich Stand-up-Comedy.

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Ehe ich mich versah, hatte ich bereits eine kleine Gruppe von Followern. Die Leute interessierten sich anscheinend für mein groteskes Liebesleben. Doch dann erhielt ich plötzlich Nachrichten von wütenden Männern, die behaupteten, das wäre alles meine Schuld—ich hätte ihnen bestimmt etwas vorgemacht und sie absichtlich dazu gebracht, mir solche Nachrichten zu schicken. Sorry, aber alle Angaben in meinen Online-Profilen entsprechen der Wahrheit. Na ja, außer vielleicht der Behauptung, dass ich den Teufel anbete.

Männer, ich bin wirklich auf eurer Seite. Gewissermaßen. Ich wünsche euch ein erfülltes Liebesleben. Gewissermaßen. Ich glaube, das wahre Problem ist, dass ihr fehlgeleitet werdet. Sei es von selten dämlichen Aufreißer-Foren im Internet oder euren notgeilen Freunden. Statt andere Männer zu fragen, wie ihr Frauen im Internet ansprechen sollt, holt euch doch Ratschläge von einer Frau!

Wenn ihr nur jemanden abschleppen wollt, sagt das von Anfang an (aber bitte nicht mit so einer Porno-Masche)

Das trifft vor allem auf Tinder zu. Tinder hat die Menschen verwirrt. Ist das eine One-Night-Stand-App oder mehr? Worum geht es letzten Endes? Es ist sehr wichtig klarzustellen, was man für Absichten hat. Leider tun das noch zu wenige. Seid ihr nur auf Sex aus? Kein Problem. Wollt ihr eine Beziehung? Auch gut. Ich persönlich würde es einem Mann nicht übelnehmen, wenn er mir nach einigen Chats gestehen würde, dass es ihm nur um Sex geht. Wahrscheinlich würde ich ablehnen, aber ich würde ihn nicht für einen schlechten Menschen halten.

Ihr könnt euch mit jemandem unterhalten und nach einer Weile erwähnen, dass es euch nur um eine zwanglose Bekanntschaft geht, oder ihr könnt daherkommen und schreiben „Ich will dein Arschloch fikken.” Es gibt einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Herangehensweisen. Und überhaupt, schreibt wenigstens „ficken” richtig! Welche pornoeske Fantasie ihr auch immer auszuleben versucht, hört damit auf.

Und hört auf, uns zu erzählen, dass ihr es uns so richtig besorgen könnt. Ihr könnt das wahrscheinlich nicht.

Außerdem: Hört bitte, bitte damit auf, uns zu erzählen, dass ihr normalerweise schüchtern seid oder dass ihr gewöhnlich nicht so forsch seid. Wir wissen erstens, dass das Schwachsinn ist, und zweitens ist es kein Kompliment, die Ausnahme von normalerweise zu sein.

So kommt das bei mir an: Normalerweise halte ich die Fassade eines anständigen menschlichen Wesens aufrecht, das Frauen nicht auf so eine widerwärtige Art und Weise anspricht. Aber wenn ich mir dein Profilbild so ansehe, denke ich mir: „Die sieht doch verzweifelt genug aus, um es jetzt sofort mit mir treiben zu wollen.” Zur Verteidigung dieses Typen: auf einem der Bilder sieht man mich heulend, wie ich einen Burrito in mich reinstopfe.

Nennt uns nicht „Süße”, „Sexy” oder „Babe”

Eine fremde Frau „sexy” oder „Süße” zu nennen, ist kein Kompliment. So werdet ihr zu den Frauen hinterher pfeifenden Bauarbeitern des Internets. Dann gibt es da noch „Babe”. „Babe” stört mich in vielerlei Hinsicht. Zu allererst ist es der Name eines Schweinchens aus einem bekannten Kinderfilm. Dieses Schweinchen hat in seinem Leben mehr Geld verdient als ich in meinem je verdienen werde. „Babe” hört sich auch fast an wie „Baby”, was der Titels eines Songs von Justin Bieber ist. Justin Bieber verdient jetzt im Moment so viel Geld, wie ich nie verdienen werde. Darüber hinaus ist eine der frühen Bedeutungen von „Babe” „eine unerfahrene oder naive Person”. Falls es euch nicht aufgefallen sein sollte: Das ist erniedrigend. Also, selbst wenn es mir je gelingen sollte, mehr Geld zu verdienen als ein Schweinehund oder ein fiktives Schweinchen namens Babe, würde ich bei diesem Wort immer noch zusammenzucken.

Eine Ausnahme von dieser Regel würde ich nur machen, wenn ich mit Ted Logan aus Bill & Teds verrückter Reise durch die Zeit zusammen wäre. Der Mann darf mich nennen wie er will.

Erzählt keine blöden Witze

Ja, Sinn für Humor ist selbstverständlich attraktiv. Blöde Witze von einer Männer-Website zu kopieren, ist es allerdings nicht. Schon mehrfach habe ich diesen Sofa-Witz zu hören bekommen, der leider nichts mit den Simpsons zu tun hat:

Dieser Witz ist deshalb so lustig, weil der Typ zum einen beim Sex mit einer fremden Frau kein Kondom benutzen will (was das Risiko erhöht, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken oder diese zu verbreiten) und zum anderen dafür sorgen möchte, dass sein Sperma in der Frau, mit der er gerade ungeschützten Sex hat, verbleibt, damit sie auch ja schwanger wird. Das ist wirklich ein Klassiker. Nur, Chaplin ist der besser gelungen.

Dann gibt es da noch den Witz mit dem toten Baby. Glücklicherweise ist mir der nur einmal untergekommen:

Dieser Typ ist nicht nur pädophil, sondern anscheinend auch Kannibale! Das ist ja wie ein Anwalt, der Medizin studiert hat.

Hört auf, diese Nachricht zu versenden

Das ist eine wirklich beliebte Nachricht, die Männer massenhaft versenden. Welche Pick-Up-Artist-Website sich die auch immer ausgedacht hat, wollte definitiv provozieren. Zu sagen, dass ihr keine Psychos seid, macht euch sofort zu Psychos. Ganz besonders, wenn ihr danach die Worte „spritzen” und „unausgeglichen” verwendet.

Flippt nicht aus, wenn wir nicht antworten

Manchmal wird euch auf Tinder ein Matching angezeigt. Und das war es dann auch. Ich hatte schon zahllose Matchings, Typen, die ich nie angeschrieben habe und die mich nie angeschrieben haben. Manche meiner Matchings schreiben mich an—und werden wütend, wenn ich nicht antworte. Bei einigen hat es nur wenige Stunden gedauert, bis sie ausgerastet sind. Nehmt es nicht persönlich und macht es nicht noch schlimmer, indem ihr anfangt, einen wildfremden Menschen zu beschimpfen.

Verschickt keine Bilder von euren Schwänzen

Tinder dachte sich, es wäre eine tolle Idee, eine Snapchat-artige Funktion namens „Moments” einzuführen. Die Idee dahinter ist, dass ihr ein Foto macht und dieses Foto allen angezeigt wird, mit denen ihr gematched werdet. Die können dann nach links wischen, wenn ihnen das Foto nicht gefällt, und nach rechts, wenn es ihnen gefällt. Die meisten „Moments” sind Selfies. Oder Bilder von Hunden. Oder von jemandes Mittagessen. Oder eben erigierten Penissen.

Wie bei Snapchat auch kann man eine Nachricht auf das Bild schreiben oder etwas zeichnen. Dank Tinder habe ich schon mehr als einen von Sperma in Herzform überströmten Penis gesehen. An die heterosexuellen Männer da draußen: Ihr müsst verstehen, dass eure Penisse nicht schön sind. Habt ihr eigentlich eine Vorstellung davon, wie viele Mittagspausen ihr mir schon versaut habt?! Seht es bitte ein: Der Anblick eurer aderigen, erigierten Penisse bringt uns so rein gar nichts. Wir werden beim Anblick eurer Penisse nicht feucht. Was glaubt ihr denn, wozu Gott das Vorspiel erfunden hat?

Wenn ihr uns unbedingt ein Bild schicken wollt, dass uns anmacht, schickt uns Bilder von anderen Teilen eures Körpers. Ich persönlich hätte viel für einen schönen Hintern oder eine haarige Männerbrust übrig. Noch besser wäre übrigens ein Foto, auf dem ihr angezogen seid und mir gerade eine Flasche Whiskey kauft.

Versucht nicht, uns dazu zu bringen, einen Journey-Song zu singen

Das erklärt sich von selbst.

Stellt nicht zu viele Fragen und schreibt keine zu langen Nachrichten

Das führt nur dazu, dass die Adressatin eurer Nachricht sich fühlt, als hätte sie gerade Hausaufgaben bekommen. Wenn die Fragen zu spezifisch oder zu persönlich sind, wirkt das merkwürdig. Willst du mit mir ausgehen oder meine Kreditkartendaten stehlen? Beginnt den Chat doch einfach mit „Hallo”. Das mag zunächst langweilig wirken, aber eine ellenlange Nachricht zu schreiben, ist genauso langweilig. Vor allem, wenn ihr nur von eurem Tag erzählt. So etwas erinnert mich an meine Mutter, die mir von den Kissen erzählt, die sie kürzlich im Schlussverkauf erstanden hat. Ich möchte nicht, dass mich irgendjemand, mit dem ich möglicherweise ins Bett gehen werde, an meine Mutter erinnert.

Jetzt wisst ihr über ein paar der Dinge Bescheid, die ihr nicht tun solltet. Was solltet ihr tun? Seid nett und authentisch, vermeidet zu bildhafte Sex-Nachrichten und spart euch das Foto von eurem Schwanz mindestens bis zur vierten Verabredung auf. Vergesst auch nie, dass Online-Dating letzten Endes immer ziemlich jämmerlich ist. Diese niederschmetternde Tatsache lässt sich nicht bestreiten. Mit diesem Ratgeber gelingt es euch aber vielleicht, das Leid ein wenig zu lindern.