Im Jahr 2009 gelang Bjørn Halvard Knappskog ein ebenso überraschender wie rasanter Triumphzug: Der damals 19-Jährige, der in der internationalen Monopoly-Szene bis dato ein unbeschriebenes Blatt war, fegte seine Finalgegner in nur 40 Minuten vom Brett. Der Norweger krönte sich in Las Vegas zum jüngsten Monopoly-Weltmeister aller Zeiten und sicherte sich knapp 20.000 Euro (echtes) Preisgeld.
Dieses Jahr nun tritt Bjørn im chinesischen Macau zur Titelverteidigung an. Bevor er im September gegen über 40 hochmotivierte Gegner um die lukrativsten Straßen und Baugründe kämpft, hat er Motherboard seine 10 wertvollsten Siegstrategien verraten. So kannst auch du in dem kapitalistischsten aller Brettspiele deine Freunde mit ungeahnter Leichtigkeit besiegen.
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Lass dich nicht von deiner Angst vor einer Niederlage irritieren. Gib dich keinen dunklen Gedanken hin, wie „Bitte würfel keine fünf, bitte keine fünf”, oder: „Wenn ich auf dieser Straße lande, habe ich schon bald kein Geld mehr.”
Deine Gegner riechen deine Angst, Doomsday-Szenarien sind sinnlos, konzentriere dich auf rationale, strategische Entscheidungen.
Die Anfangsphase ist der entscheidende Abschnitt des Spiels. Kaufe alles, was du in die Finger kriegen kannst. So verschaffst du dir eine bessere Ausgangsposition für alle Transaktionen im weiteren Spielverlauf.
Viele Amateure begehen den Fehler, sich nur um die teuren Straßen zu bemühren. Sie investieren selten in die vermeintlich kleinen Baugründe und sparen alles für die Parkstraße. Das sollte nicht deine Strategie sein; nicht einmal ein bisschen. Sich ein regionales Monopoly zu sichern, ist deutlich profitabler als in teures Land zu investieren, auf dem du dann am Ende aufgrund von Geldmangel doch nicht bauen kannst.
Ebenfalls ein lukrativer Plan: Mit Online-Poker habe ich im Bademantel mein Leben finanziert
Konzentriere dich auf die unscheinbaren und günstigeren Straßen und mach dir so erstmal einen stabilen Cash Flow klar. Auch Donald Trump hat sein Imperium nicht mit den Trump Towers begonnen.
Dein Ziel sollte es sein, dir jede Straße zu schnappen, die dir in die Finger kommt. Aber die Berliner, Wiener und Münchener Straße—wie die orangefarbenen Straßen in der deutschen Originalversion heißen—stehen auf strategisch besonders bedeutsamen Grund.
Die Münchner und die Wiener Straße sind sechs bzw. acht Schritte vom Gefängnis entfernt. Die Sechs und die Acht sind mit jeweils 13,89 Prozent die zweithäufigste Augenzahlen bei zwei Würfeln. Das Gefängnis wiederum ist das Feld, das statistisch im Spielverlauf am häufig betreten wird (da dich Ereigniskarten und das erbarmungslose ‚Gehe ins Gefängnis’-Feld dort hinbefördern können) und so ist die Wahrscheinlichkeit, dass deine Gegner eine orangefarbene Straßen betreten, vergleichsweise hoch.
Der wahrscheinlichste Wurf mit einem Würfelpaar ist übrigens die Sieben (mit 16,67 Prozent). Eine Sieben führt zwar vom Gefängnis aus auf ein neutrales Gemeinschaftsfeld, aber dennoch kannst du dir diese Statistik zu Nutze machen:
Diese sogenannte Heat-Map zeigt die statistische Wahrscheinlichkeit, mit der Monopoly-Figuren auf bestimmten Feldern landen. Bei meinem Sieg 2009 habe ich dieses Hilfsmittel nicht besonders ernst genommen, aber scheinbar schwört jeder Monopoly-Profi auf die Karte.
Nutze die Heat-Map, um immer wieder neu zu planen und die möglichen Moves deiner Gegner zu erahnen. So wird ein Monopoly-Match neben dem Würfelglück tatsächlich auch zu einer strategischen und statistischen Angelegenheit—ähnlich wie beim Pokern, wo die Profis mit jeder neu verteilten Karte kontinuierlich ihre Optionen und Siegchancen neu ausloten.
Auch du durftest vermutlich bereits Bekanntschaft mit dieser Art von Monopoly-Zockern machen, die vor dem Würfeln siegessichere Sprüche klopfen und viel Lärm am Brett machen, um ihre Gegner zu verunsichern. Unbewusst greifen sie auf eine durchaus brauchbare Strategie zurück—auch bei Monopoly gilt: Wissen ist Macht. Wer seine eigentlichen Ziele verbergen kann, ist im Vorteil.
Wenn du wirklich gewinnen willst, solltest du aber weniger großmäulig und etwas subtiler agieren: Versuche herauszufinden, auf welche Häuser es deine Gegner abgesehen haben und schnapp sie ihnen direkt vor der Nase weg. Besonders, wenn sie kurz vor einem Monopoly stehen, wirst du ihnen einen schweren strategischen und psychologischen Schlag versetzen, der sie im Idealfall zu idiotischen Entscheidungen zwingt.
Bei den Weltmeisterschaften spielen wir nach den klassischen Monopoly-Regeln. Es darf also auch mit Hypotheken, Grundstücken und Du kommst aus dem Gefängnis frei’-Karten gehandelt werden. Du solltest bei den Tauschgeschäften die Initiative ergreifen und stets als erster einen Handel vorschlagen, um die Kontrolle über das Spiel zu bewahren.
Beginne jedoch nie zu früh mit dem Handeln: Wenn du Straßen weggibst, bevor überhapt alle Straßen auf dem Brett erworben wurden, erhöhst du ungewollt die Monopoly-Chancen deiner Gegner im späteren Spielverlauf.
Wenn du handelst, dann nimm nur Straßen an—manche werden die Karten oder sonstige Güter andrehen wollen, die dich gegen Ende des Spiels jedoch überhaupt nicht weiterbringen. Lass die Finger davon, konzentrier dich auf das wesentliche.
Je mehr Hotels errichtet wurden, desto aushaltbarer erscheint andererseits auch eine kleine Übernachtung in der Zelle. Soweit es in deinen Möglichkeiten liegt, solltest du einen Gefängnisbesuch zu Beginn der Monopoly-Schlacht jedoch vermeiden. Und wenn du eine Ereigniskarte hast, die dich freikauft: Setze sie sofort ein.
Beim Monopoly geht es um das schnelle Geld. Wenn du auf einer freien Straße landest, die sieben Schritte vor deinem Gegner liegt, dann darfst du nicht zögern, sondern musst zuschlagen. Es zählt nicht, wieviel Geld du noch übrig hast, sondern wieviele Investitionsmöglichkeiten du deinen Gegnern wegnehmen kannst und dir selbst sichern kannst—ganz so wie im echten Kapitalismus.
Selbst wenn du gegen Freunde spielst, solltest du während einer Monopoly-Partie keine unnötigen Unterhaltungen führen. Dein einziger Weg zum Sieg führt über Statistik, Glück und die Anwendung dieser Kniffe. Je mehr Emotionen du jedoch in das Match hineinbringst und interpretierst, umso höher sind die Chancen, dass du verlieren wirst. Stelle nur die nötigsten Fragen, und antworte nur, wenn es wirklich sein muss. Ansonsten gilt: Konzentriere dich auf deine Strategie und wahre dein Monopoly-Pokerface.