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Derek Nance: Ja. Ich habe jetzt sogar ein paar Leute gefunden, die für mich Tiere halten, die ich dann esse. Quasi eine Art Tauschgeschäft. Manchmal nutze ich dafür auch Craigslist.Als wir das letzte Mal miteinander geredet haben, hast du noch als Schlachter gearbeitet, oder?
Ja, das stimmt. Ich habe für Farmer geschlachtet. Nachdem du jedoch deinen Artikel veröffentlicht hattest, wurde ich von einer deutschen TV-Show kontaktiert, die mich bei meiner Arbeit filmen wollte. Bei den Farmern handelte es sich jedoch um ziemliche Landeier und sie hatten Angst vor negativer Publicity. Als ich dann mit dem Kamerateam aufkreuzte, meinte mein Chef nur so: „Hier ist dein letzter Gehaltscheck, du bist gefeuert." Ich wurde aber sowieso nur ziemlich schlecht bezahlt. Eigentlich wollte ich dort nur was lernen.
Alles gut, ich bin sogar froh darüber, wie alles gekommen ist. Das Ganze hat auf Facebook angefangen. Ich wusste nicht, dass dein Artikel bereits veröffentlicht worden war, und bekam plötzlich unzählige Freundschaftsanfragen von Leuten aus der ganzen Welt, die ich nicht kannte. Dann kamen noch Telefonanrufe und schließlich sogar diverse TV-Angebote dazu. Inzwischen gibt es mehrere Dokumentationen über mich, das finde ich immer noch total unfassbar. Ich bin zum Beispiel in einer Doku-Reihe namens A Million Ways to Live zu sehen und rede darin über meine Ernährungsweise. Auch BBC hat etwas mit mir gedreht. Und eben Galileo aus Deutschland. Die sind hergeflogen und haben mir einen Ziegenbock gekauft—leider ist das Tier dann ausgebüxt und nicht mehr zurückgekommen.
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Nun, ich wohne in Kentucky und hier wächst viel Wiesenrispengras. Die Erde ist gut und der Geschmack des Fleisches ist besser als alles, was ich in Europa gegessen habe. Ich hatte den Eindruck, dass dort zwar höhere Lebensmittelstandards herrschen, aber irgendwie auch viel strengere Vorschriften. In England kann man zum Beispiel keine Lungen mehr kaufen, obwohl der traditionelle Haggis mit Lungen zubereitet wird. Ich machte mich auch auf die Suche nach Tierfett, weil es einen großen Teil meiner Ernährung ausmacht, aber dort drüben ist alles total fettarm. Ich bin durch London gezogen und habe schließlich einen Laden mit Halal-Fleisch gefunden. Leider haben die dort allerdings das ganze Fett weggeschnitten. Ich wollte ihnen das Fett dann abkaufen, aber sie sagten nur: „Das verkaufen wir nicht, das ist Abfall." Ich bestand jedoch darauf und letztendlich habe ich dann auch ein bisschen was bekommen. De Geschmack war aber nicht wirklich gut.
Qualitativ minderwertiges Fleisch besitzt eine gewisse Säure, die sich nur schwer beschreiben lässt. Weidentiere suchen sich automatisch die Pflanzen aus, die sie brauchen, um sich ausgewogen zu ernähren. Die meisten Tiere haben jedoch gar nicht die Möglichkeit, ihr Futter selbst zu suchen, und bekommen nur ein oder zwei Arten von Gräsern vorgesetzt. Dadurch werden ihre Organe überlastet. Ich habe europäische Kühe probiert und sie schmecken einfach nicht so gut. Ich bin da ziemlich wählerisch. Ich bevorzuge Tiere, die auf einer guten Wiese grasen durften und dabei aus vielen verschiedenen Pflanzen auswählen konnten.
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Und in Frankreich wolltest du auch eine deiner Heldinnen treffen, richtig?
Ja, das Treffen mit Ingre war quasi mein Hauptziel. Sie kommt aus Norwegen, ist 38 Jahre alt und zieht die Paleo-Ernährungsweise jetzt schon seit gut neun Jahren durch. Sie ist zu 90 Prozent Fleischfresserin. Sie zieht los und fischt nach Austern—so 100 Stück in einer Stunde—und verspeist dann unfassbare Mengen davon. Sie sieht super aus, ist richtig stark und sprüht vor Energie.Wie sieht ihr Alltag aus?
Sie lebt auf einer Pferdefarm, um möglichst viel an der frischen Luft zu sein. Sie schläft auch immer bei geöffneten Fenstern. Jeden Morgen geht sie in eiskaltem Wasser baden und ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus viel Fisch—Fischkopf-Smoothies und so weiter.Hast du auch einen Fischkopf-Smoothie getrunken?
Nein, aber wir haben ein paar ganze Fischköpfe verdrückt. Die waren echt knusprig.Was wolltest du aus dem Treffen mitnehmen?
Ich hatte nie wirklich die Chance, mit gleichgesinnten Leuten abzuhängen. Ingre ist einfach von einer bestimmten Aura umgeben, so eine Art „Das Universum sorgt für uns"-Energie. Eine solche Aura lässt sich durch Internet-Foren nicht übertragen, das muss man einfach am eigenen Leib erfahren.
Das hoffe ich zumindest. Ich fühle mich großartig. Natürlich gibt es immer auch mal schlechte Tage. Ich habe vier Kinder und verbringe viel Zeit damit, mich um sie zu kümmern. Dazu kommt das Leben auf einer Farm mit einer Reihe von Tieren. Da verlassen einen schon mal die Kräfte. Ich erhole mich jedoch immer ziemlich fix. Allgemein gesprochen geht es mir viel besser als vor der Umstellung auf meine jetzige Ernährungsweise.
Was steht nächstes Jahr für dich auf dem Plan?Motherboard: Niemand hat die Absicht, euch die Wurst wegzunehmen
Im Garten gibt es viel zu tun. Wir wollen zum Beispiel eine Sauna bauen. Vielleicht reise ich nach Neuseeland oder so. Möglicherweise aber auch nach Australien, um ein Wallaby zu jagen—die scheinen ein wenig mehr Hüftspeck zu haben als Kängurus.