Thüringer Landtagsrede mit über 30 Punkrock-Band-Namen ist ein wichtiges Zeichen

Jedes Punkrocker-Herz sollte jetzt im Pogo-Beat schlagen, denn im Thüringer Landtag wurde am Donnerstag eine bemerkenswerte Rede gehalten. Die Linke-Politikerin Katharina König-Preuss schaffte es, in sechseinhalb Minuten Redezeit über 30 Punkband-Namen einzubauen sowie Texte von Slime und Junge Union zu zitieren und einen Ordnungsruf zu kassieren, weil sie AfD-Politiker als “Fuckin’ Faces” bezeichnete.

Anlass für diese ungewöhnliche Aktion war ein Antrag der AfD und der zugehörige Alternativ-Antrag der CDU. Beide Parteien wollten wissen, inwieweit ein Punk-Konzert Mitte Oktober vom Land Thüringen finanziell unterstützt wird und gleich noch generell die “Förderung extremistischer Veranstaltungen verhindern”. Also gab König-Preuss den anwesenden Kollegen ein wenig Nachhilfe in Sachen Punkrock und erklärte dessen wichtige Rolle für die Gesellschaft.

Videos by VICE

“Seitdem es einen parlamentarischen Arm von Neonazis in den Parlamenten gibt, ist nichts mehr Normahl. Man fragt sich, Wizo es nicht einen Volxsturm gegen deren rassistische und antisemitische Hetze gibt?”, fragte sie unter anderem.

Sie wolle jeden Antrag der AfD prinzipiell bekämpfen, schließlich schlage ihr Herz links und man wisse, welche rassistischen Ziele die rechtsradikale Partei verfolge. Der CDU empfahl sie, mehr Punkrock zu hören, bevor sie Anträge vorbringt, die sogar noch weiter gehen als die der AfD. Mit einem “Ich danke für ihre Aufmerksamkeit und Oi!” verließ sie schließlich das Rednerpult.

Vor ein paar Jahren hätte man eine solche Wortwitz-Rede noch für eine Aktion der Satire-Partei APPD gehalten, die aktuellen Anträge von AfD und CDU zeigen jedoch, dass der Beitrag leider bitter nötig und wenig zum Lachen ist.

AfD und CDU wollen Unterstützung für Punkrock-Konzerte verhindern

Aufhänger ist das “Aufmucken gegen Rechts”-Konzert im thüringischen Mühlhausen, das am 19. Oktober stattfinden soll. Bei dem Konzert spielen Punkrock-Bands wie Rawside oder Die Dorks. Auf dem Flyer nicht zu übersehen: der “Nazis müssen draußen bleiben”-Slogan und das Logo des Freistaats Thüringen.

Diese zwei Dinge kombiniert lassen die AfD wütend auf den Boden stampfen. Also erfragten sie in einem Antrag, inwieweit die Landesregierung das Konzert und damit “linksextremistische Musikgruppen” fördert.

Kurios: um die linksextremistische Gesinnung der auftretenden Bands zu begründen, werden im AfD-Antrag Songtitel genannt, beispielsweise “Gegen Deutschland” oder “Links vor Rechts”, aber eben auch “Punker stinken gut”, “Wenn mein Schließmuskel versagt” und “Probleme eines Assis beim Scheißen”.

https://youtu.be/mL-c-gKBN84

Der Alternativ-Antrag der CDU fordert Ähnliches, will aber auch gleich den “Interventionsfond” abschaffen. Mit Hilfe dieses Fonds können Projekte bis maximal 1000 Euro gefördert werden, im Rahmen des Landesprogramms “für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit”.

Da öfter Projekte wie das Konzert gegen Rechts gefördert würden, seien sie nicht neutral und damit keiner Unterstützung würdig. Für König-Preuss sei es dagegen “jämmerlich”, dass man immer wieder versuche, Menschen zu behindern, die sich für Demokratie einsetzen.

Feine Sahne Fischfilet widmeten König-Preuss einen Song

Fans der Punkband sollte der Name der Die Linke-Politikerin bekannt vorkommen. Immerhin ist der Song “Angst frisst Seele auf” vom aktuellen Album Sturm & Dreck für sie geschrieben worden. König-Preuss ist nämlich nicht nur langjährige Freundin der Band, sondern auch im NSU-Untersuchungsausschuss und versucht, die Verbrechen der Neonazi-Terrorvereinigung aufzuklären.

Diese Arbeit setzte sie auf die rote Liste von Rechtsextremen. So gibt es etwa einen Song einer Neonazi-Band, der nach ihr benannt ist und ihren Tod fordert. Im Lied von Feine Sahne Fischfilet heißt es deshalb: “Sie singen davon, wie sie dich töten / Im Herbst schickst du mir dieses Lied / Es trifft dich härter als jeder Stein / Wie oft fühlst du dich allein?”

Und auch die aktuelle Rede wird von der Punkband geteilt, mit der treffenden Beschreibung: “Schön bescheuert. Schön geil.” Dem können wir uns nur anschließen. Deswegen hier nochmal eine wahrscheinlich unvollständige Liste aller Bands, die König-Preuss in ihrer Rede gedroppt hat und die ihr euch jetzt anhören solltet:

  • ZSK
  • Normahl
  • Wizo
  • Volxsturm
  • Terrorgruppe
  • Chaoskomamndo
  • Fahnenflucht
  • Abstürzende Brieftauben
  • Ätztussis
  • Betontod
  • Kellerasseln
  • Der Dicke Polizist
  • Feine Sahne Fischfilet
  • Rücksitzpogo
  • Die Ärzte
  • Fuckin’ Faces
  • Alarmsignal
  • Heiter bis wolkig
  • Skeptiker
  • Fallobstfresser
  • Gülleschiss
  • Schlepphoden
  • Kornblumenblau
  • Kellertreppe
  • Kaffeespione
  • Küchenspione
  • Schweissausbruch
  • 20 Liter Joghurt
  • Auf Bewährung
  • Zwangsräumung
  • Arbeitslose Bauarbeiter
  • Brumm Brumm Böse
  • Verfolgungswahn
  • Pfandflaschenkommando
  • OhrenTod
  • Junge Union
  • Slime

**

Mehr zum Thema

Folge Noisey auf Facebook, Instagram und Snapchat.