Der wohl bizarrste Brauch Griechenlands wird jährlich am ersten Montag der Fastenzeit in Thessalien zelebriert. Wenn man an diesem Tag durch die Stadt Tyrnavos spaziert, dann kann man die Einwohner dabei beobachten, wie sie sich gegenseitig mit unechten Penissen verhauen und durch die Straßen jagen.
Diese Tradition trägt den Namen „Burani”, genauso wie die Gemüsesuppe, die mitten auf dem Marktplatz in einem großen Kessel gekocht wird. Die Einwohner und die Besucher aus den umliegenden Dörfern kommen dort zusammen, um gemeinsam zu essen, zu trinken und Lieder voller Kraftausdrücke zu singen—und zwar bis zum Umfallen.
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Ähnlich wie quasi jeder andere griechische Brauch hat auch Burani seine Wurzeln in altertümlichen dionysischen Ritualen, mit denen der Frühlingsanfang und die Fruchtbarkeit von Mensch und Natur zelebriert wird. Man hat sich wohl wegen der damaligen matriarchalischen Gesellschaft den Penis als Symbol dieser bizarr anmutenden Feierlichkeiten ausgesucht.
In den vergangenen Jahren scheinen sich die Festlichkeiten mehr auf schrägen Humor als auf sexuelle Befreiung zu konzentrieren. Selbstgebastelte Penisse aus Holz, Papier, Ton oder Zucker scheinen allgegenwärtig zu sein—sie sind auf jedem Tisch und auf jeder Bank neben Zigarettenschachteln, Handys und Dönern zu finden. An manchen Straßenkreuzungen stellt man sie wie Totempfähle auf, aber man befestigt sie auch an offenen Hosenschlitzen. Die Leute küssen die Penisse, machen Selfies mit ihnen oder tragen sie als Ohrschmuck. Dazu wirft man sich noch ununterbrochen Schimpfwörter an den Kopf.
Im Grunde ist Burani der letzte „schmutzige” Tag vor der Fastenzeit. Ab dem darauffolgenden Dienstag ist das Leben in Tyrnavos dann 40 Tage lang vom Fasten und Beten bestimmt—zumindest sieht das der Brauch so vor.