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Ex-Mitarbeiter erklären, wie Facebook angeblich bewusst Nachrichten manipuliert

Bestimmt das größte soziale Netzwerk der Welt nach Gutdünken, welche Themen angesagt sind und welche nicht?
Statt eines Algorithmus entscheiden letztendlich menschliche Mitarbeiter darüber, was bei Facebook zum Trending Topic deklariert wird und was nicht. Bild: Shutterstock

Mitarbeiter von Facebook haben angeblich bewusst bestimmte Nachrichten aus den „Trending Topics" des sozialen Netzwerks entfernt und wiederum andere Nachrichten diesem manuell hinzugefügt. Das behaupten mehrere ehemalige Angestellte der Firma gegenüber dem US-Techblog Gizmodo.

Die „Trending Topics"-Funktion steht bisher nur Facebook-Nutzern in englischsprachigen Ländern zur Verfügung und erscheint rechts oben auf der Startseite der Nutzer. Als das Tool vor zwei Jahren eingeführt wurde, hatte ein Sprecher von Facebook erklärt, es handele sich um „einen Algorithmus, der Themen hervorhebt, die einen starken Zuwachs an Popularität verzeichnen". Mit anderen Worten: Unter „Trending" sollten Facebook-User in Echtzeit die Themen angezeigt bekommen, die in dem sozialen Netzwerk am meisten diskutiert werden—aufgelistet von einem neutralen, unparteiischen Algorithmus.

Sollten die Vorwürfe der anonymen Ex-Mitarbeiter—die teilweise nach Abschlüssen an renommierten Universitäten bei Facebook als Contractor gearbeitet hatten—der Wahrheit entsprechen, hat hier jedoch keineswegs eine Maschine, sondern ein Mensch die Auswahl vorgenommen. Laut den Berichten sollen die intern als „News-Kuratoren" bezeichneten Mitarbeiter dazu angewiesen worden sein, vor allem News, die das Management als „wichtig" betrachtete als „Trending" anzuzeigen—auch wenn sie von Facebook-Nutzern nicht sonderlich stark verbreitet wurden.

Im Gegenzug wurden andere Nachrichten, die viel Verbreitung durch Facebook-Nutzer erfahren hatten, bewusst aus dem „Trending"-Modul herausgenommen. Laut des Protokolls eines Ex-Mitarbeiters, welches Gizmodo vorliegt, hätten seine ehemaligen Kollegen dabei vor allem Nachrichtenmeldungen konservativer US-Medien entfernt, die positiv über prominente Vertreter der Republikanischen Partei wie Mitt Romney oder Vertreter der äußeren Rechten wie Glenn Beck berichtet hatten. Doch noch zu den „Trending"-Meldungen hinzugefügt, wurden derartige Nachrichten angeblich erst, nachdem auch Mainstream-Medien wie die New York Times oder CNN darüber berichtet hatten. Eine Meldung in diesen Medien sei auch der Maßstab dafür gewesen, ein Thema hinzuzufügen, das vorher nicht organisch verbreitet worden war. Darüber hinaus habe man die eine Anweisung erhalten, jegliche Berichterstattung über Facebook selbst aus dem „Trending"-Modul herauszuhalten.

Facebook selbst hat der Darstellung von Gizmodo widersprochen. „Es gibt rigorose Richtlinien für unser Review-Team, um Konsistenz und Neutralität zu gewährleisten. Diese Richtlinien erlauben es nicht, politische Ansichten zu unterdrücken. Und sie erlauben auch keine Priorisierung bestimmter Meinungen oder Medien und schließen kein Nachrichtenmedium aus den Trending Topics aus", erklärte der Manager des Trending-Teams, Tom Stocky, in einem Facebook-Post. Auch Gizmodo berichtet, dass andere ehemalige Mitarbeiter von Facebook der Darstellung, das News-Team würde bestimmte politische Medien unterdrücken, widersprechen.

Wie die anonymen Berichte nun aber tatsächlich enthüllen, ist auch Facebook, das sich allzu gerne auf die Arbeit von Algorithmen verlässt, noch immer auf individuelle menschliche Entscheidungen angewiesen.