FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Warum ein Fax-Bot US-Gefängnissen ihre erbärmlichen Yelp-Reviews schickt

Zwei Hacker haben ein Trolling-Programm für US-Haftanstalten entwickelt, damit diese mit dem Feedback ihrer Insassen konfrontiert werden.
​Der Yelp Prison Review Faxbot

Wenn ein Hotel eine schlechte Yelp-Beurteilung bekommt, dann ​wird der unliebsame Kritiker im Zweifel einfach verklagt. Was aber passiert, wenn ein Gefängnis eine miese Rezension erhält?

Die beiden ​New Yorker Programmierer Sam Lavigne und Fletcher Bach wollen nun dafür sorgen, dass die Haftanstalten von dem negativen Feedback ihrer „Nutzer" zumindest erfahren und lassen einen Fax-Bot die Zustellungen der Beurteilungen übernehmen: Jedes Mal, wenn eines der zwölf bisher von ihnen erfassten amerikanischen Gefängnisse eine Yelp-Bewertung bekommt (ja, das passiert wirklich), schickt ihr fleißiges Robo-Fax dem Gefängnispersonal die Review zu.

Anzeige

Unser Konzept ist es, die Gefängnisse mit dem „Nutzer"-Feedback zu konfrontieren.

„Wir selbst hatten keine Ahnung, dass es Gefängnis-Seiten bei Yelp gibt. Und wenn wir das schon nicht wissen, dann werden die Haftanstalten erst recht keine Ahnung davon haben", erzählte mir Lavigne. „Unser Konzept ist es, sie mit dem Feedback der Insassen zu konfrontieren."

Bleibt zu hoffen, dass die unterhaltsame Bot-Programmierung auch zu positiven Veränderungen führen wird. Es wäre beispielsweise zu begrüßen, dass die Insassen des ​Willacy Detention Centers keine Angst mehr davor haben müssen, „von den Wärtern vergewaltigt oder in einer dunklen Ecke zusammen geschlagen zu werden".

Bild: Yelp Prison Review Faxbot

„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob wir mit unserer kleinen Idee eine Veränderung erreichen können. Die Probleme des amerikanischen Gefängnissystems sind so zahlreich und schwerwiegend, dass die Menschen tatsächlich beginnen, Yelp-Reviews schreiben", sagte Lavigne. „Alle Maßnahmen, die die Zustände auch nur irgendwie thematisieren, sind wichtig. Allein deswegen war unsere Aktion den Aufwand wert."

Für die Faxzustellung entschieden sich die New Yorker auch wegen des sympathischen Retro-Charmes: Nimm eine veraltete ​Technik, programmiere sie ein bisschen um, und mache sie wieder politisch relevant. Außerdem kann eine E-Mail per Mausklick ungelesen gelöscht werden, während ein Fax mit seiner unübersehbaren Präsenz nicht so leicht zu ignorieren ist: „Faxe kannst du nicht einfach bei Seite schieben wie eine E-Mail", erzählte er mir. „Und außerdem ist der automatisierte Papier-Spam auch einfach ziemlich cool."

Die Ursprungsidee der Programmierer war eigentlich eine Abwandlung der sogenannten ​„Black Faxes", einer Art Steinzeit-Version heutiger DDoS-Attacken. Die „Angreifer" faxten damals komplett schwarze Seiten an eine Firma oder Behörde und verbrauchten damit die gesamte Tinte und setzten die Faxgeräte so zeitweise außer Betrieb.

Lavigne und Bach begannen zunächst damit, jedem Gefängnis, das eine Yelp-Seite und ein einfach zugängliches Faxgerät hat, manuell eine Yelp-Kritik zu schicken. Inzwischen bekommen die Vollzugsanstalten jedes Mal automatisch ein Fax, wenn eine neue Yelp-Review online geht.

Die beiden Hacker denken auch darüber nach, das Prinzip auf klassischen Brief-Spam auszudehnen und wollen schon bald die Anzahl an erfassten Gefängnissen vergrößern.

„Wie du dir vorstellen kannst, ist die Schnittmenge zwischen Gefängnissen, die ein öffentliches Fax besitzen (bzw. eine öffentlich einsehbare Nummer) und über die es gleichzeitig Yelp-Reviews gibt, überschaubar", erzählte mir Lavigne. „Bisher haben wir noch keine Fax-Antworten der Gefängnisse erhalten. Aber unser Programm kann feststellen, ob sie die Faxe bekommen haben."