Annetta Negare hat gerade die Ausbildung zur Musicaldarstellerin abgeschlossen, als sie entscheidet, dass Millionen Männer – und Frauen – sie nackt sehen sollen. Zwar war sie eine der Besten an der Schauspielschule in Hamburg. Aber sie dachte, wenn sie nun einen Job will, brauche sie etwas Besonderes: mehr Profil durch weniger Klamotten.
Sie klickt sich durchs Internet und landet auf der Seite des deutschen Playboy, der gerade einen Wettbewerb für Amateurmodels ausgerufen hat. Eine Freundin schießt ein paar Bilder von ihr, sie bewirbt sich – und gewinnt ihr erstes Shooting für das Magazin. “Jackpot”, sagt Annetta heute. Das ist vier Jahre her, mittlerweile ist es der Job der 24-Jährigen, sich für Geld auszuziehen, sie war Miss November 2014 im Playboy, räkelte sich in Boxspringbetten im Otto-Katalog und spielte die Kirsche im Tutti Frutti-Remake auf RTL Nitro. Zu ihrem Job gehört es auch, sich auf Instagram zu inszenieren – und ungefragt Hunderte Dick Pics zugeschickt zu bekommen. Warum tut sie das? Wir haben Fragen.
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VICE: Wie findest du es, dass Männer auf deine Bilder masturbieren?
Annetta: Ich bin ja nicht dabei, und wenn die Männer Spaß dabei haben, sollen sie es gern tun. Aber ich bin nicht überschwänglich und sage: Yeah, ich hab’ ein Runterhol-Gesicht!
Mit wie vielen Fotografen hast du schon geschlafen?
Mit keinem. Don’t fuck the company. Aber ich kenne viele Models, die das gemacht haben. Viele von ihnen sind schüchtern und unsicher. Manche Fotografen nutzen das aus. Wir reden aber darüber, bei welchem Fotografen man aufpassen muss. Mich hat noch nie jemand beim Shooting angegraben. Vielleicht hilft es, dass ich meinen Ring zeige und sage: “Ich bin verlobt!”
Glaubst du, deine Kinder werden sich einmal schämen, wenn sie alte Playboy-Ausgaben mit ihrer nackten Mutter finden?
Für mich ist das eine Ehre, im Playboy zu sein. Solange ich noch so einen guten Körper habe, darf den ruhig jeder sehen. Meinem Sohn würde ich es einfach so erklären: Das ist ein Magazin, in dem es um Lifestyle für Männer geht. Da gehören schöne Frauen dazu. Ich drehe ja keine Pornos.
Was verdienst du pro Shooting?
Ich kann gut davon leben. Wenn ich für größere Firmen fotografiert werde, geht es mit der Gage bei einem guten Monatsgehalt los.
Findest du dich selber so geil, wie dich andere finden?
Ich bin glücklich mit meinem Körper, sonst könnte ich das ja gar nicht machen. Du brauchst Selbstbewusstsein. Du musst dicke Eier haben, wenn du dich vor der Kamera ausziehst. Aber es gibt einen Körperteil an mir, der mir nicht gefällt. Und immer wenn ich bearbeitete Bilder von mir sehe, ist ausgerechnet der Körperteil total retuschiert. Welcher das ist, bleibt mein Geheimnis. Sonst achtet da ja jeder drauf.
Hast du manchmal Pickel am Hintern?
Man hat doch überall mal Pickel. Kein Model der Welt ist makellos. Aber dafür gibt’s ja Retusche und Schminke. Wenn ich manchmal andere Models zum ersten Mal in echt sehe, bin ich auch überrascht und muss erstmal nachfragen: “Bist du es wirklich?”
Was war deine unangenehmste Erfahrung beim Shooting?
Mir ist noch nie was richtig Schlimmes passiert. Manchmal möchte ein Fotograf, dass ich Posen mache, von denen ich nur denke: Was willst du von mir? Aber so, dass ich rausrennen wollte? Nie.
Die Hippies in den 60ern, aber auch Femen-Aktivistinnen, behaupteten, sich öffentlich auszuziehen, sei ein emanzipatorischer Akt. Glaubst du, Nacktheit hat noch was Politisches?
Also in Deutschland weniger, Nacktheit ist doch überall. Aber in Moldawien, wo ich aufgewachsen bin, ist es anders. Meine Oma weiß bis heute nicht, dass ich mich vor der Kamera ausziehe. Die würde das auch gar nicht verstehen und das Schlimmste von mir denken. Allerdings würde ich mich jetzt nicht unbedingt für Femen ausziehen und was auf meine Brüste schreiben. Ich muss mich nicht mit meinem nackten Körper politisch einmischen.
Was finden Männer an Frauen toll, was du nicht nachvollziehen kannst?
Overknees, super kurzer Rock, Brüste bis zum Hals. Da frag ich mich, ob Männer das ernst meinen, wenn sie sich umdrehen.
Was machst du in fünf Jahren? Pornos drehen oder Shopping Queen?
Hoffentlich lande ich nicht im Trash-TV. Ich habe da schon viele Anfragen bekommen, aber bisher alle abgelehnt. Ich befürchte, dass die Foto-Jobs flöten gehen, wenn man so ein Z-Promi wird. Bei mir fängt die Karriere ja erst an. Ich wünsche mir noch so einen richtig großen Auftrag, als Werbegesicht für eine große Dessousmarke. Das wäre: Wow!
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