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Erinnerst du dich noch an den Film The Pink Panther? In dessen Mittelpunkt steht die Jagd nach einem Diamanten mit einem rosaroten Schimmer. In Großbritannien sorgen vermeintlich rosarote Kristalle grad ebenfalls für große Aufregung. Allerdings nicht wegen ihres Wertes, sondern wegen ihrer existenziellen Bedrohung für die Gesundheit desjenigen, der sie schluckt. Die Rede ist von “Pink Champagne”, pink eingefärbtem MDMA.
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Vergangene Woche gab es Berichte über einen Todesfall und zehn teils lebensbedrohlich Erkrankte junge Menschen in Folge des Konsum dieser Substanz. Auch der Focus berichtete über diesen Fall in Oldham, im Einzugsgebiet von Manchester im Norden Englands. Was ist das für eine Substanz? Besteht bei uns auch Gefahr? Welche Safer Use Regeln sind bei Kristallen nützlich?
Zunächst zur Substanz. Pink eingefärbtes MDMA ist vermutlich schon seit ein paar Jahren sporadisch aufgetaucht, vorrangig war mit “Pink Champagne” vor allem rosa Speed gemeint. Doch das aktuelle “Pink Champagne” wurde als MDMA-Kristalle verkauft und sieht auch nicht immer pink aus. Laut Sky News soll es “braunem Zucker” ähneln. Auch die lokalen Behörden in England warnen vor unterschiedlichen Farben.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelte es sich bei dem derzeit in Nordengland verbreiteten “Pink Champagne” nicht um MDMA oder eine “neue Ecstasy-Variante” (Focus), sondern um synthetische Cannabinoide, besser bekannt als Spice. Das geht aus einem Labortest des “Greater Manchester Drugs Early Warning System” hervor. Bei den Labortests kam jedoch auch heraus, dass der Tote nicht dem Fake-MDMA, sondern Heroin zum Opfer fiel.
Dennoch ist das Cannabinoid extrem gefährlich und es besteht ein deutliche höheres Risiko beim Konsum als bei herkömmlichem MDMA. Selbst kleinste Mengen können lebensbedrohlich sein. 2016 starben allein in Großbritannien acht Menschen an den Folgen von Spice-Konsum.
Aus dem Vice-Netzwerk: Spice Boys: Junge Leute, die abhängig von Spice sind:
In Deutschland fällt Spice unter die verbotenen Neuen Psychoaktiven Stoffe, auch als Research Chemicals. Anfang diesen Jahres musste ein junges Paar in Süddeutschland notbehandelt werden, nachdem sie vermeintliches Ecstasy nahmen, das aus einem nicht näher bestimmten Research Chemical bestand. Doch gibt es die als MDMA deklarierten Cannabinoid-Kristalle aus England auch hierzulande?
Die Berliner Drogenberatung Fixpunkt e.V. erklärte auf Anfrage von THUMP, dass ihnen bisher kein pinkes MDMA untergekommen sei.
Das heißt natürlich nicht, dass “Pink Champagne” nicht doch noch in Deutschland auftauchen kann. Für Konsumenten von MDMA-Kristallen ist deshalb eine Safer Use-Regel aktuell besonders bedeutsam: “Wir raten den Leuten, nur von dem Dealer zu kaufen, den sie auch kennen”, sagt Anette Hofmann vom Fixpunkt. Nur beim Dealer deines Vertrauens zu kaufen, reicht aber nicht aus.
Generell solltest du nur kleine Menge antesten und mindestens eine Stunde warten, bevor du mangels Wirkung nachlegst. Manche nehmen MDMA durch Schniefen auf. Wer das tut, sollte die Kristalle so klein wie möglich zerhacken, um die Nasenschleimhäute möglichst wenig zu beschädigen. Weniger schädlich ist da die orale Einnahme: Idealerweise baust du dir dafür kleine “Bömbchen” oder kaufst leere Geleekapseln, wie die Beraterin erklärt. Das Dippen der Kristalle mit den Fingern birgt wiederum die Gefahr, dass du die Menge falsch einschätzt. Wenn du dir ein Tütchen MDMA mit anderen teilst und ihr immer wieder mit euren mit Speichel befeuchteten Fingern reinlangt, steigt zudem das Risiko einer Infektion mit Hepatitis C.
Wichtig sind auch Set und Setting, führt Hofmann weiter aus: “Mit wem feiere ich, wo fühle ich mich wohl und sicher und wie ist meine körperliche Verfassung, was erwarte ich denn von der Droge?” Außerdem sollten Freunde Bescheid wissen, was du konsumiert hast, damit sie im Notfall entsprechend reagieren können.
Für den Fall, dass einer deiner Freunde mal überdosiert, empfiehlt Hofmann: “Konsumenten nicht alleine lassen, beruhigen, an die frische Luft gehen, eine Decke anbieten, Vitamine (Banane geht immer), Talk down, Fragen ob Berührung erwünscht ist, Wasser und Magnesium geben.”
Ohnehin solltest du genug Wasser trinken. Laut Hofmann reicht aber in der Regel “ein Glas in der Stunde, denn zu viel Wasser ist auch nicht gut.” Wichtig ist auch, ab und zu an die frische Luft zu gehen und Pausen zu machen, wenn du im Club unterwegs bist.
Und schließlich, man kann es nicht oft genug sagen:
Vermeide Mischkonsum, denn durch ihn erhöht sich das Risiko für körperliche Schäden erheblich.
Unbedarfter Drogenkonsum kann schwere körperliche und psychische Schäden verursachen. THUMP will dich nicht zum Konsum animieren, wohl aber dazu, dass du dich, solltest du Drogen nehmen, möglichst gut darüber informierst. Alle unsere Artikel zum Thema “Safer Use” findest du hier.