Isabelle Adjani und Sam Neill in dem Horrorfilm Possession, hier ist eine Liste mit Filmen für den November
Standbild aus Possession | Mit freundlicher Genehmigung von Metrograph Pictures
Popkultur

Alle Horrorfilme, die du nicht nur an Halloween sehen solltest

Serienkiller, Retroklassiker und ein von Andy Warhol produzierter Dracula-Film: Der Londoner Filmclub Deeper Into Movies hat uns ein paar Filme für den Herbst rausgesucht.

Horror ist ein sehr breit gefächertes Genre. Und diese Liste versucht möglichst viele Facetten davon abzubilden. Hier findet man alles von Low bis High Budget, von Anspruch bis zu sprichwörtlichem Trash, italienischen Horror, Body Horror, sogenannten Torture Porn und einfach guter Unterhaltung. Zusammengestellt haben die Liste die Londoner Film-Nerds von Deeper Into Movies.

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'Possession' (1981) von Andrzej Zulawski

Possession spielt im geteilten Berlin der 80er Jahre. Hier sind Altbauwohnungen noch billig, werden aber von schleimigen Monstern behaust. Du kennst den Film bestimmt wegen der Szene, in der die gleichermaßen blasse wie schöne Isabelle Adjani in einem U-Bahndurchgang eindrucksvoll ihre Einkäufe gegen die Wand klatscht. Aber Possession sieht nicht nur großartig aus, es ist auch wahrscheinlich der beste Scheidungsfilm, der je gedreht wurde. Und dabei ist er auch noch verdammt sexy.

Possession ist ein Beziehungsalbtraum, der sich tief hinab bis zu den finstersten Ausprägungen von Liebe und Lust wagt. Der polnische Regisseur Zulawski kombiniert in seinem Film Elemente von Body Horror, Science-Fiction, polnischem Kino und Scheidungsdramen. Nach dieser fesselnd-verstörenden Mischung aus Sex, Gewalt und Ekel wirst du dich fragen, warum Menschen überhaupt auf die Idee kommen zu heiraten.

'Trash Humpers' (2009) von Harmony Korine

Für die infantilen Erwachsenen von Trash Humpers ist jeder Tag Halloween! Der Film spielt in den Highway-Unterführungen, Hinterhöfen und Vorgärten von Nashville, Tennessee. Eine Truppe selbsternannter Teufel hat es sich zur großen Mission gemacht, Scheiße zu bauen und Unruhe zu stiften. Dabei tragen sie Rentnermasken und Krücken. Regisseur Harmony Korine beschreibt den Film als "eine Ode an den Vandalismus". Das trifft es auch ganz gut. Mit verwaschener VHS-Kamera-Optik folgen wir den Protagonisten, während sie sich durch den Film plündern, morden und feiern und ständig ihr Mantra "Make it make it don't fake it!" wiederholen.

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Neben dem ganzen Mülltonnengerammel ist das Highlight des Films ein Kinderprediger, der irre lachend eine Babypuppe mit einem Hammer massakriert und dabei ausruft: "I told you I'd kill it!" Trash Humpers ist durch und durch Korine, ob es dir gefällt oder nicht, und schwankt zwischen Ernsthaftigkeit und Mehrdeutigkeit. Gruselig ist er eigentlich nur, wenn du es zulässt, dafür ist er 100 Prozent US-amerikanisch. 

'Terror in der Oper' (1987) von Dario Argento

Terror in der Oper ist ein blutgetränkter Slasher-Film über eine junge Opernsängerin, die von einem wahnsinnigen Killerphantom gestalkt wird. Der Killer entführt die Frau und klebt ihr mit Tesafilm Nadeln an die Augenlieder, damit sie zusehen muss, wie er verschiedene Mitglieder ihres Ensembles ermordet.

Dario Argentos Film ist eine Liebeserklärung an den Voyeurismus und unsere krankhafte Neigung, weiter hinzugucken, auch wenn wir es eigentlich nicht sollten. Jeder Mord wird von einem 80er Jahre Metal-Soundtrack begleitet, sodass man einfach nicht genug kriegt.

'Dark Society' (1989) von Brian Yuzna

In dieser blutgetränkten Satire entdeckt ein beliebter Teenager in Beverly Hills, dass seine reichen Eltern Teil eines orgiastisch-kannibalistischen Eliten-Kults sind, der weniger Privilegierte in einem brutalen und erotisierten Ritual aus sich krümmenden und verändernden Körpern verzehren. Regie führte Brian Yuzna, die umwerfenden Effekte stammen vom begnadeten Spezialeffektkünstler "Screaming Mad George", der später auch Masken für Slipknot entwerfen sollte.

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Dark Society ist das, was man zurecht als Kultklassiker bezeichnet, und rechnet mit der Wohlstandverehrung in den USA der 80er Jahre ab. Für Fans von Triangle of Sadness oder The Menu.

'Maniac' (1980) von William Lustig

Der erste nicht-Porno von Regisseur William Lustig zeigt Charakterdarsteller Joe Spinell als sexbesessenen Serienkiller. Seine Figur Frank Zito ist wohl das, was man eine gequälte Seele nennt. Er ermordet Frauen und nimmt zum Trost Körperteile von ihnen mit zu sich nach Hause.

Maniac ignoriert die Genrekonventionen seiner Zeit und nimmt eine beinahe dokumentarische Perspektive ein. Wir sehen einen Serienmörder, der sich in den Schlaf weint, während um ihn herum zerfledderte Schaufensterpuppen die Skalps seiner Opfer tragen. So unangenehm das alles mitanzusehen ist, kann man doch unmöglich weggucken. Am Ende fiebert man sogar mit dem gestörten Muttersöhnchen mit und hofft, dass es endlich seinen Frieden findet. 

'Dead Zone' (1983) von David Cronenberg

In diesem Horror-Polit-Thriller spielt Christopher Walken Johnny Smith, der nach einem Unfall aus dem Koma erwacht und feststellt, dass er die Zukunft von Menschen voraussehen kann, indem er sie berührt. Natürlich entpuppt sich die neue Superkraft – immerhin ist das hier eine Stephen-King-Adaption – bald als ziemlicher Fluch. Vor allem, als Johnny sieht, was dem aufstrebenden Politiker Greg Stillson, gespielt von Martin Sheen, bevorsteht.

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Da Smith die Zukunft nicht nur voraussagen, sondern durch seine Gabe auch ändern kann, kommt es immer wieder zu schönen Plottwists, die sich vor allem im Finale des Films großartig entfalten.

'Dead of Night – Nacht des Terrors' (1974) von Bob Clark

Der Regisseur von Superbabies: Baby Geniuses 2 liefert uns mit Dead of Night, auch bekannt als Deathdream, eine unheimliche Allegorie auf den Vietnamkrieg. In der Tradition sogenannter Monkey-Paw-Erzählungen, bei denen die Erfüllung von Wünschen einen schrecklichen Preis hat, kehrt ein totgeglaubter Soldat auf wundersame Weise zu seiner Familie in einer US-amerikanischen Kleinstadt zurück. Nach anfänglicher Freude wird klar, irgendwas stimmt nicht. 

Mithilfe von Anlehnungen an Vampir- und Zombiegeschichten setzt sich Regisseur Bob Clark in einem seiner ersten Filme mit dem Schicksal von US-Veteranen auseinander, die nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg mit PTSD und Suchtproblemen kämpfen. Dead of Night ist so unheimlich wie tragisch und beschäftigt sich ungewöhnlich eindringlich mit dem Nachkriegsbewusstsein der USA.

'Ganja & Hess' (1973) von Bill Gunn

"Das Letzte, was ich machen will, ist ein Schwarzer Vampirfilm", soll Regisseur Bill Gunn gesagt haben. Aber bald wurde ihm klar, dass er bei dem ursprünglich als Blaxploitation-Film im Stil von Blacula geplanten Projekt große kreative Freiheit genießen würde. Unter seiner Führung entstand ein sehr stylischer und experimentierfreudiger Film über Sterblichkeit, Ethnie und Sex. Ganja & Hess ist eine hinreißend schöne Vampirgeschichte – und ein Denkmal für Gunns unglaubliches Talent.

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'Hostel' (2005) und 'Hostel 2' (2007) von Eli Roth

In den 90ern hatte Wes Craven mit Scream Horrorfilme wieder zu einem einträglichen Geschäft gemacht. In der darauffolgenden Filmflut taten sich besonders einige mit ihrer besonders drastischen Kombination aus sadistischen Tötungen, Nacktheit und Verstümmelungen hervor. Kritikerinnen und Kritikern bezeichneten sie abwertend als Torture Porn, also Folterpornos. Der erste Film, der mit diesem umstrittenen Titel geehrt wurde, war Hostel von Eli Roth. 

Im ersten Teil machen die beiden College-Bros Josh und Paxton nach ihrem Abschluss eine Europareise. Mit der Aussicht auf Sex und schöne Frauen werden sie in ein Hostel in der Slowakei gelockt, das sich allerdings als Falle herausstellt. Sie werden gefangengenommen, damit reiche Leute, die dafür viel Geld bezahlt haben, sie nach Belieben foltern und töten können.

Beide Filme gehören zu den härtesten und nihilistischsten Filmen, die Hollywood je hervorgebracht hat. Selbst die Hälfte der Filmposter wurde verboten.

'Andy Warhols Dracula' (1974) von Paul Morrissey

Bela Lugosi war Dracula mit Stil, Christopher Lee gab Dracula eine gerissene Bedrohlichkeit und Udo Kier? Der gebürtige Kölner machte Dracula zu einem von uns: eine liebeskranke Diva mit Entzugserscheinungen. Kiers Dracula jammert und meckert wie ein verwöhntes Gör, bis er endlich kriegt, was er will. Wenn er das Blut einer Frau trinkt, die doch keine Jungfrau ist, kotzt er sich die Seele aus dem Leib und winselt um Gnade.

Kier stolpert mit der antriebslosen Verzweiflung eines Warholschen Junkie-Prinzen durch diese Screwball-Komödie. Sein deutscher Akzent ist hinreißend und neben dem schönen Kier spielt auch Sexsymbol Joe Dallesandro mit. Ein großer Spaß!

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