Bilder von Shecku Bayo, Adama Traoré, Rashan Charles, Mike Ben Peter, Amad Ahmad, Tomy Holten und Adil. Alle sind durch Polizeigewalt gestorben
Alle Illustrationen: Owain Anderson
Politik

In ganz Europa sterben Menschen durch Polizeigewalt – hier sind ihre Geschichten

Dass People of Color durch Polizistenhand umkommen, ist kein exklusiv US-amerikanisches Problem.

Der Mord am 46 Jahre alten Afroamerikaner George Floyd durch einen Polizisten hat eine Protestwelle ausgelöst, die inzwischen die ganze Welt erfasst hat. Auch in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, den Niederlanden und Dänemark gehen Menschen auf die Straße, um gegen strukturellen Rassismus und unrechtmäßige Polizeigewalt zu demonstrieren. Leider ist es aber oft so, dass die europäische Diskussion zu diesen Themen durch einen US-amerikanischen Filter geführt wird.

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So schreibt die Autorin und Aktivistin Reni Edda-Lodge in ihrem Buch Why I'm No Longer Talking to White People About Race, dass die Bürgerrechtsdiskussionen in den USA zwar wichtig seien, aber auch sehr weit entfernt von der Realität einer Schwarzen Frau in zum Beispiel Großbritannien. Der US-Kampf gegen Rassismus werde so sehr globalisiert, dass man anderswo denke, nie ein Problem mit Rassismus gehabt zu haben.

2018 führte die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte eine Umfrage unter 6.000 Menschen mit afrikanischer Abstammung aus zwölf EU-Staaten durch. 24 Prozent dieser Menschen sagten, dass sie in den fünf Jahren vor der Studie schon mal von der Polizei angehalten wurden. Und 41 Prozent davon gaben Racial Profiling als wahrgenommenen Grund an. Elf Prozent der Studienteilnehmenden, die schon einmal rassistische Gewalt erfahren haben, sagten, dass diese Gewalt von einem Polizisten ausging.


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Bei einer anderen Studie aus dem Jahr 2017 kam heraus, dass von 10.500 befragten muslimischen Immigranten und deren Nachkommen 16 Prozent im vorangegangen Jahr von der Polizei angehalten wurden. 42 Prozent davon glaubten, dass das nur wegen ihrer Herkunft geschehen war. Diese Zahlen sind im Vergleich zur Population of Color in den meisten europäischen Ländern nicht nur unverhältnismäßig, sondern laut der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte sogar zu niedrig geschätzt.

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Das öffentliche Vertrauen in die Polizei ist in vielen Ländern Europas relativ hoch. Dennoch sterben auch hier jedes Jahr People of Color durch Polizeigewalt. Wir haben einige der bekanntesten Fälle der vergangenen fünf Jahre aus ganz Europa zusammengestellt. Diese Liste hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll zum Nachdenken, Diskutieren und Handeln anregen.

Sheku Bayoh

2015: Glasgow, Schottland

Sheku Bayoh wurde 2015 in Glasgow von Polizisten auf den Boden gedrückt und kam dabei ums Leben

Was passiert ist: Der 31-jährige Sheku Bayoh war als Teenager von Sierra Leone nach Großbritannien gekommen. Seine Schwester beschrieb ihn als "geliebten Vater, Familienmenschen und beliebtes Mitglied seiner Community". Am Tag, an dem er starb, ging Bayoh zu einem Freund, um einen MMA-Kampf anzuschauen. Dort nahm er MDMA und Flakka, eine synthetische Droge. Laut seiner Familie ließ ihn das immer unberechenbar werden.

Später sahen Nachbarn, wie Bayoh mit einem Messer durch die Gegend lief, und riefen die Polizei. Als die Beamten ankamen, war Bayoh nicht mehr bewaffnet. Eineinhalb Stunden später wurde er in einem Krankenhaus für tot erklärt, er hatte 23 schwere Verletzungen. Die Polizisten gaben an, so aggressiv gegen Bayoh vorgegangen zu sein, weil der sich "wie ein Zombie" verhalten haben soll. Die Aufnahmen verschiedener Überwachungskameras zeigen aber, dass viele dieser Behauptungen übertrieben waren.

Im offiziellen Bericht heißt es, dass Bayoh nur 30 Sekunden lang auf den Boden gedrückt wurde. Ein Augenzeuge gab allerdings an, dass neun Beamte mehrere Minuten lang auf Bayoh lagen. "Ich hörte ihn schreien, da lief es mir kalt den Rücken runter. Der Mann flehte die Polizisten an, von ihm runterzugehen. Sie rückten keinen Zentimeter ab", sagte der Augenzeuge.

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Die rechtlichen Folgen: 2018 entschied sich die Staatsanwaltschaft nach einer Untersuchung dazu, keinen der beteiligten Polizisten anzuklagen. Im Januar 2020 geschah aber etwas Ungewöhnliches: Die schottische Regierung leitete über fünf Jahre nach dem Tod von Sheku Bayoh eine neue öffentliche Untersuchung des Falls ein. Das Ergebnis soll in den kommenden Monaten vorliegen. "Sheku Bayoh stand zwar unter dem Einfluss von Drogen, aber er hatte es nicht verdient, zu sterben", sagte Aamer Anwar, der Anwalt von Bayohs Familie.

So kannst du helfen: Informiere dich bei der "Justice for Sheku Bayoh"-Initiative und unterschreibe diese Petition.

Adama Traoré

2016: Paris, Frankreich

Adama Traoré starb 2016 in Paris auf einer Polizeiwache

Was passiert ist: Adama Traoré starb an seinem 24. Geburtstag. Seine Familie wird ihn für immer als "großzügigen Bruder" und "guten Zuhörer" in Erinnerung behalten. Sie hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, dass Traorés Fall zum Symbol des Kampfes gegen Rassismus in Frankreich wurde.

Am Tag seines Todes wurde Traoré mit seinem Bruder Bagui von der Polizei angehalten, die wegen eines Verdachts auf Erpressung nach Bagui suchte. Traoré floh, weil er keinen Ausweis bei sich hatte. Als die Beamten ihn wieder aufgespürt hatten, floh er ein zweites Mal. Drei Beamte fanden ihn schließlich im Haus eines Freundes. Traoré wurde ohne Zeugen festgenommen.

Laut Polizeibericht hatte Traoré auf dem Weg zur Wache Schwierigkeiten zu atmen und war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Später starb Traoré auf der Wache. Als die Sanitäter ankamen, lag er in Handschellen und mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Er hatte keinen Puls mehr. Als seine Mutter aufs Revier kam, um nach ihrem Sohn zu suchen, belog man sie und sagte ihr, dass sich Traoré im Krankenhaus befände. Dabei war er schon tot. Erst Stunden später teilten das die Beamten der Familie mit.

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Die rechtlichen Folgen: In den vergangenen vier Jahren wurden drei von der Polizei und drei von Traorés Familie beauftragte Autopsien durchgeführt. Bei jeder kam heraus, dass Traoré erstickt war. In der Polizeiversion wird jedoch eine Herzerkrankung im Zusammenspiel mit Cannabis-Konsum für den Erstickungstod verantwortlich gemacht. Bei der aktuellsten unabhängigen Autopsie wird als Ursache hingegen ein sogenannter "Prone Restraint" angegeben – eine Festnahmetechnik, bei der der Verdächtige auf den Boden gedrückt wird und im schlimmsten Fall ersticken kann.

Die beschuldigten Polizisten wurden 2018 entlastet. 2019 wurden die Untersuchungen neu aufgenommen, aber im März 2020 sprach ein Richter die Beamten erneut frei. Am 5. Juni hat man den Fall jetzt erneut aufgerollt, um zwei neue Zeugen anzuhören: eine Frau, die Traorés erste Festnahme beobachtete, und den Freund, bei dem Traoré vor seiner zweiten Festnahme unterkam.

Was du tun kannst: Informiere dich bei der "La Vérité pour Adama"-Initiative und beteilige dich an dieser Kampagne.

Rashan Charles

2017: London, England

Rashan Charles wurde 2017 in London von einem Polizisten zu Boden gedrückt und starb dabei

Was passiert ist: "Rashan war 20 Jahre alt und ein geliebter Sohn, Bruder, Cousin und Freund", sagte Charles' Großonkel Rod, ein ehemaliger Polizeikommissar. In den frühen Morgenstunden des 22. Juli 2017 folgte ein Polizist dem jungen Vater in einen Minimarkt in East London, weil er ihn des Drogenbesitzes verdächtigte. Im Laden steckte sich Charles ein Tütchen in den Mund. Später fand man heraus, dass sich darin eine Mischung aus Koffein und Paracetamol befand. Der Beamte warf Charles auf den Boden und durchsuchte dessen Mund, während er ihn weiter nach unten drückte.

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Die Überwachungsaufnahmen zeigen, wie Charles mit seinen Armen und Beinen zappelt. Weil der Beamte das als Widerstand interpretierte, forderte er einen anderen Kunden auf, ihm dabei zu helfen, Charles Handschellen anzulegen. Der regte sich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Als dem Beamten klar wurde, dass Charles nicht mehr bei Bewusstsein war, forderte er Verstärkung an, statt einen Notarzt zu rufen. Zwar leistete ein Polizei-Sanitäter noch erste Hilfe, aber der Gegenstand in Charles' Mund hatte die Luftzufuhr abgeschnitten und so einen Herzinfarkt verursacht. Als endlich der Notarzt kam, war Charles bereits tot.

Die rechtlichen Folgen: 2018 stufte eine Geschworenenjury den Tod von Charles als Unfall ein. Die Geschworenen hielten die Fixierungstechnik des Beamten, einen "Seatbelt"-Haltegriff, für angemessen. Obwohl der Polizist sich nicht an die Vorgaben hielt und nicht zuerst einen Krankenwagen rief, legte man ihm kein Fehlverhalten zur Last. Charles' Großonkel Rod focht das Urteil an und behauptete, dass die Geschworenen von dem vorgeladenen Gerichtsmediziner beeinflusst wurden, der enge Beziehungen zur Londoner Polizei pflegte.

Das Independent Office for Police Conduct (IOPC) führte eine separate Untersuchung durch, die Charles' Familie aber von Anfang an als "fehlerhaft" beschrieb. Das IOPC kam zu dem Schluss, dass die Fixierungstechnik des Beamten zwar ungewöhnlich war, aber nicht zum Tod von Charles beigetragen hat. Die Staatsanwaltschaft leitete dementsprechend keine weiteren Schritte ein.

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"Dass hier keine Verantwortung übernommen wird, bringt die Beziehung zwischen den Behörden und der Bevölkerung nicht wochen- oder jahrelang zum Stillstand, sondern wirft sie um Generationen zurück", schrieb die Familie in einem Statement. "Unsere Suche nach Antworten geht weiter."

Was du tun kannst: Informiere dich bei der "Justice for Rashan"-Initiative und unterstütze Black Lives Matter UK.

Mike Ben Peter

2018: Lausanne, Schweiz

Mike Ben Peter wurde 2018 in Lausanne von der Polizei angegangen und kam dabei ums Leben

Was passiert ist: Mike Ben Peter war ein 37 Jahre alter Nigerianer und Vater von zwei Kindern. 2018 hielt ihn die Polizei im Zuge einer "präventiven Kontrolle gegen Straßendealer" in der Nähe des Lausanner Bahnhofes an, weil er sich verdächtig verhalten habe. Während der Festnahme wurde Peter mit Pfefferspray besprüht sowie in die Genitalien und gegen die Knie geschlagen.

Dann zwang man ihn auf den Boden, sechs Beamte lagen auf ihm. Laut des offiziellen Berichts wurde er sechs Minuten lang auf den Boden gedrückt. In den Vorgaben der Schweizer Polizei steht, dass maximal zwei Minuten erlaubt sind. Als Peter das Bewusstsein verlor, riefen die Polizisten einen Notarzt und leisteten erste Hilfe. Zwölf Stunden später starb er im Krankenhaus an einem Herzinfarkt. Die Beamten gaben an, in Peters Mund kleine Ballons voller Kokain gefunden zu haben. Der toxikologische Befund kam allerdings negativ zurück.

Die rechtlichen Folgen: Peters Tod wurde 2018 als Unfall eingestuft. Die an seiner Festnahme beteiligten Polizisten wurden nie suspendiert und sind weiterhin im Dienst. Die Untersuchung des Falls ist aber noch nicht abgeschlossen.

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Was du tun kannst: Informiere dich beim Berner Rassismus Stammtisch.

Amad Ahmad

2018: Kleve, Deutschland

Amad Ahmad kam 2018 bei einem mysteriösen Brand in seiner Gefängniszelle ums Leben. Er wurde fälschlicherweise inhaftiert

Was passiert ist: Amad Ahmad war ein 26-jähriger kurdischer Flüchtling, der mit seiner Familie aus Nordsyrien geflohen war und im März 2016 Asyl in Deutschland gesucht hatte. "Er liebte das Leben", sagte seine Mutter Fadhila. Im Juli 2018 wurde Ahmad verhaftet, nachdem er vier Frauen gegenüber sexuelle Gesten gemacht haben soll.

Ahmads Identität wurde im System überprüft, dabei stieß die Polizei auf zwei ausstehende Haftbefehle der Stadt Hamburg gegen einen jungen Malier, der einen ähnlichen Namen angegeben hatte. Die Beschreibungen passten jedoch nicht zusammen: Ahmad war nicht Schwarz und wurde nicht in Timbuktu, sondern in Aleppo geboren. Trotzdem wurde Ahmad zweieinhalb Monate lang inhaftiert – obwohl sogar ein Staatsanwalt die Beamten darauf hinwies, dass sie nicht den gesuchten Mann festgenommen hatten. Auch Ahmad selbst beschwerte sich bei einem Gefängnispsychologen über die Verwechslung.

Im September brach ein Feuer in Ahmads Zelle aus. Zwei Wochen später erlag Ahmad im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die Polizei behauptete, er habe seine Klamotten angezündet, um Suizid zu begehen, und dabei auch sein Fenster geschlossen, damit niemand etwas merkt. Andere Insassen sagten jedoch, dass Ahmad in den 15 Minuten, die die Beamten für eine Reaktion gebraucht hatten, gegen seine Zellentür geschlagen und durch das Fenster um Hilfe gerufen habe. Die Akten belegen zudem, dass Ahmad auch durch die Sprechanlage um Hilfe gebeten hatte. Ein Experte gab außerdem an, dass das Feuer bei geschlossenem Fenster nicht in diesem Ausmaß hätte brennen können. "Mein Sohn saß in Syrien schon drei Jahre hinter Gittern", sagte Ahmads Vater Malik Zahir. "Er wurde gefoltert. Warum hätte er sich in Deutschland umbringen sollen?"

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Die rechtlichen Folgen: Im Dezember 2018 widmete sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss dem Fall. Es wurde gegen sieben Polizisten und einen Gefängnisarzt wegen Freiheitsberaubung ermittelt. Die Untersuchung endete ein Jahr später. Es wurde zwar mehrfaches Fehlverhalten angeführt, aber kein Verbrechen. Ahmads Familie legte gegen dieses Ergebnis Berufung ein.

Im Januar 2020 stellte ein Expertengutachten fest, dass die persönlichen Daten von Ahmad erst drei Tage nach der Festnahme fälschlicherweise mit denen des malischen Verdächtigen Amedy Guira zusammengeführt worden waren. In anderen Worten: Die beiden konnten nicht miteinander verwechselt werden. In dem Gutachten stand außerdem, dass Ahmads Daten vielleicht manipuliert wurden.

Viele Leute erinnert der Fall von Amad Ahmad an den Fall des sierra-leonischen Asylsuchenden Oury Jalloh: Beide starben unter mysteriösen Umständen durch einen Brand in ihrer Gefängniszelle – und beide Male wertete die Polizei das Ganze als Suizid.

Was du tun kannst: Informiere dich bei der Amad-Ahmad-Initiative und beteilige dich an dieser Kampagne.

Tomy Holten

2020: Zwolle, Niederlande

Tomy Holten wurde 2020 von bis zu sechs Polizisten vor einem Supermarkt zu Boden gedrückt, was zu seinem Tod führte

Was passiert ist: Tomy Holten war ein 40 Jahre alter niederländischer Staatsbürger haitianischer Abstammung. Er war kurz davor, Vater zu werden. Am 14. März nahm man ihn vor einem Supermarkt fest, weil er dort Kunden belästigt haben soll. Laut der Polizei ging es Holten plötzlich schlecht, als ihn bis zu sechs Beamte auf den Boden drückten.

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Man rief einen Krankenwagen, aber die Sanitäter waren der Meinung, dass es Holten noch gut genug ginge, um ihn aufs Polizeirevier zu bringen. Nach 90 Minuten war Holten tot. "Er war mein geliebter Bruder und immer für mich da", sagte Holtens Bruder. Außerdem gab er an, dass Holten mit Drogenproblemen zu kämpfen und in der Vergangenheit Ärger am Hals hatte, weil er Leute um Geld bat. Solche Bagatellen rechtfertigten allerdings nicht, was passiert ist.

Die rechtlichen Folgen: Der Fall wird nun von der niederländischen Kriminaluntersuchungsabteilung untersucht. Das ist üblich, wenn jemand in Polizeigewahrsam stirbt. Holtens Bruder bezweifelt jedoch, dass diese Untersuchung ordnungsgemäß ablaufen wird. Deswegen sucht er nach Zeugen, die helfen wollen.

Was du tun kannst: Informiere dich bei der Organisation Controle Alt Delete und unterschreibe diese Petition gegen ein neues Gesetz, dass es in Zukunft erschweren würde, die niederländische Polizei bei Gewalttaten zur Verantwortung zu ziehen.

Adil

2020: Brüssel, Belgien

Adil stieß 2020 auf seinem Motorroller mit einem Polizeiauto zusammen. Es könnte sein, dass die Polizisten ihn absichtlich gerammt haben

Was passiert ist: Adil war ein 19 Jahre alter Motorrad-Fan aus Brüssel. Seine Familie hat sich dazu entschieden, seinen Nachnamen und andere persönliche Daten privat zu halten. Am Abend des 10. April begann ein Polizeiauto, Adil und einen Freund – beide auf Motorrollern – zu verfolgen, weil die sich nicht an die Lockdown-Vorschriften hielten. Die beiden trennten sich, Adil hatte nur noch 700 Meter bis zum Haus seiner Eltern. Laut Polizeibericht wollte Adil ein Auto überholen und traf dabei mit seinem Roller auf ein entgegenkommendes Polizeiauto.

Ein Verkehrsexperte gab allerdings an, dass auf der Straße keine Reifenspuren zu finden waren und dass das entgegenkommende Polizeiauto den Mittelstreifen um über 70 Zentimeter überfahren hatte. All das deutet darauf hin, dass die Polizei Adil gerammt haben könnte – nicht andersrum.

Adils Freund hatte die Verfolgungsjagd derweilen aufgegeben und am Straßenrand angehalten. Er gibt an, dass die Polizisten, die ihm ein Bußgeld ausstellten, per Walkie-Talkie den Funkspruch "Wir haben ihn, wir haben ihn gerammt" reinbekommen hätten.

Die rechtlichen Folgen: Ein Richter hat nun die Aufgabe, eine Voruntersuchung durchzuführen und dann eine Empfehlung abzugeben, ob es zu einer Anklage kommen soll. Das ist in Belgien so Standard.

Was du tun kannst: Informiere dich bei der Organisation JAVVA.

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