Politik

So setzt du dich aktiv gegen rassistische Gewalt ein

Ein Schild bei der Black-Lives-Matter-Demo in Berlin. Demonstrationen sind ein guter Weg, sich aktiv gegen rassistische Gewalt einzusetzen

Es ist schon über drei Wochen her, dass sich der Polizist Derek Chauvin 8 Minuten und 46 Sekunden lang brutal auf den Hals des Afroamerikaners George Floyd kniete und ihn so umbrachte. Dieses weitere traurige Kapitel der rassistischen Polizeigewalt hat überall auf der Welt eine historische Protestwelle losgetreten – und zwar nicht nur auf der Straße, sondern auch in den sozialen Medien.

Vor allem der #BlackoutTuesday ging viral. Der Hashtag sollte zusammen mit einem schwarzen Quadrat in den Social-Media-Feed gepostet werden. Erfunden haben die Aktion Jamila Thomas und Brianna Agyemang, zwei schwarze Führungskräfte im Musik-Business. Die beiden Frauen wollten erreichen, dass die Musikindustrie am 2. Juni einen Tag lang stillsteht, um auf Rassismus und Ungleichheit aufmerksam zu machen.

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Trotz aller guten Absichten gab es ein Problem: Weil viele Leute ihre Posts zusätzlich noch mit dem Hashtag #BlackLivesMatter versahen, mit dem normalerweise wichtige Infos und Ressourcen geteilt werden, wurden diese Hilfen von schwarzen Quadraten verdrängt. “Wenn man nach #BlackLivesMatter sucht, findet man keine Videos, hilfreiche Infos, Ressourcen und Beweise für die Ungerechtigkeit mehr, sondern nur noch Reihen an schwarzen Bildern”, sagte die Sängerin Kehlani in einer Instagram-Story.

Die schwarzen Quadrate waren also ehrlich gesagt völlig nutzlos. Außerdem ist dies nicht die Zeit für symbolische Aktionen oder Schweigen. Wir müssen lauthals gegen Ungerechtigkeit anschreien, die Politik zum Handeln zwingen und Reformen in Gang bringen. Vor allem weiße Menschen, die mehr Macht und Privilegien besitzen, dürfen nicht weiter schweigen und diese Revolution verschlafen.

Wir haben Dinge zusammengetragen, die du nicht nur heute, sondern jeden Tag tun kannst, um gegen strukturellen Rassismus anzukämpfen.


Auch bei VICE: Die Black Women’s Defense League kämpft mit Waffen gegen Rassismus und Frauenfeindlichkeit


Gehe auf Demos

Du fühlst dich sicher und fit genug? Dann solltest du an Demonstrationen teilnehmen. Natürlich birgt das derzeit wegen der Corona-Pandemie ein gewisses Gesundheitsrisiko, aber wenn man sich an bestimmte Sicherheitsmaßnahmen hält, kann man dieses Risiko so gering wie möglich halten. Wie du auch in Zeiten von COVID-19 sicher demonstrieren gehst, haben wir in einem Guide zusammengefasst. Zusätzlich dazu kannst du dich bei örtlichen Organisationen und Verbänden von Schwarzen Menschen darüber informieren, wie du sie bei den Demonstrationen am besten unterstützt.

Spende an Kautions-Fonds oder Hilfsgruppen

Vor allem in den USA werden überall im Land Demonstrierende verhaftet. Viele von ihnen besitzen nicht genügend Geld, um für ihre Kaution aufzukommen. Deswegen wurden mehrere Spendenfonds eingerichtet, um genau diesen Menschen zu helfen und sie – gerade auch wegen des Corona-Risikos – aus dem Gefängnis zu holen. Beispiele wären der Colorado Freedom Fund, Free Them All for Public Health oder der Atlanta Solidarity Fund. Andere sinnvolle Spendenziele hat Black Lives Matter hier zusammengefasst.

Aber auch in Deutschland gibt es diverse Organisationen und Hilfsgruppen, deren Kampf gegen Rassismus ihr mit euren Spenden unterstützen könnt – etwa Generation Adefra, die Stiftung gegen Rassismus, Each One Teach One, die Amadeu Antonio Stiftung oder die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.

Informiere dich über strukturellen Rassismus, White Privilege, eine mögliche Reform des Polizeisystems, Kolonialismus und die Geschichte der Unterdrückung von Schwarzen Menschen

Du glaubst, nicht genügend über die Themen zu wissen, die gerade diskutiert werden? Dann informiere dich – und zwar selbstständig. Bitte keine Schwarzen Menschen darum, dich aufzuklären. Und mach es dir zur Aufgabe, Lesetipps und Informationsquellen mit anderen Leuten zu teilen, die sich diesbezüglich auf die Schwarzen Menschen in ihrem sozialen Umfeld verlassen wollen.

Wende dich an Menschen in der Politik

Viele Politiker und Politikerinnen haben Kontaktstellen, an die du schreiben und sie immer wieder auf Missstände aufmerksam machen kannst. Formuliere dabei klar, welche Vorschläge und Wünsche du für eine bessere Zukunft hast. Je mehr Menschen sich mit solchen Schreiben an die Politik wenden, desto größer wird der Zugzwang.

Rede mit rassistischen Familienmitgliedern über das, was derzeit abgeht, und weise sie auf ihre problematischen Ansichten hin

Wenn du dich online für soziale Gerechtigkeit stark machst, solltest du das auch bei dir zu Hause tun. Starre nicht schweigend auf den Boden, wenn Familienmitglieder etwas Rassistisches sagen oder gefährliche Parteien und politische Entscheidungen gutheißen. Rede mit ihnen. Sei der Wandel, den du auch in deiner Familie sehen willst. Und wenn sie es selbst nach mehreren Diskussionen einfach nicht einsehen wollen, solltest du überlegen, ob sie überhaupt noch einen Platz in deinem Leben verdienen.

Überzeuge deine Universität oder deinen Arbeitgeber davon, sich ebenfalls gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit starkzumachen

Während viele Unternehmen bereits Stellung bezogen haben (und manche dabei über das Ziel hinausgeschossen sind), gibt es noch genügend Firmen und Institutionen, die bisher still geblieben sind. Falls du für eine solche Firma arbeitest oder ein solches Institut besuchst, setze dich dafür ein, dass sie sich ebenfalls solidarisch mit Schwarzen Menschen zeigen. Auch solche kleinen Schritte können eine große Wirkung haben.

Unterm Strich bleibt zu sagen: Was du auch unternimmst, sei laut! Der Platz, den ein stummes schwarzes Quadrat einnimmt, kann so viel besser genutzt werden, um Schwarze Menschen wirklich effektiv zu unterstützen.

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