Popkultur

Kommt mit ins erste Vagina-Museum der Welt

Vor der ersten Ausstellung haben wir mit Gründerin Florence Schechter über Muschis und Mythen gesprochen.
The Vagina Museum Team mit Florence Schechter, Zoe Williams, Sarah Creed
Von links nach rechts: Florence Schechter, Zoe Williams, Sarah Creed | Foto: Angus Young

Sag es laut und deutlich: Vagina. Va-gi-na. Wenn du beim Aussprechen des V-Wortes ein unangenehmes Kribbeln spürst, bist du nicht alleine. Leider. Wie die britische Wohltätigkeitsorganisation Eve Appeal vor Kurzem herausfand, haben rund zwei Drittel aller jungen Frauen in Großbritannien ein Problem damit, die Worte Vagina und Vulva zu verwenden. Fast 40 Prozent der 16- bis 25-Jährigen benutzen dort lieber Umschreibungen wie "lady bits" oder "womanly parts", die man eher von deiner britischen Großmutter erwarten würde. Für Deutschland gibt es keine Zahlen – aber wenn du schon mal versucht hast, auf einer Party über deine Vagina zu sprechen, wirst du gemerkt haben: Einfach ist es nicht.

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Das und noch viel mehr will das Vagina Museum ändern – das weltweit erste seiner Art. Direktorin Florence Schechter, Kuratorin Sarah Creed und Marketing-Expertin Zoe Williams gründeten das Museum vor zwei Jahren als erfolgreiche Wanderausstellung. Die Finanzierung läuft vor allem über Crowdfunding. Jetzt hat es endlich einen dauerhaften Standort in London gefunden.


VICE-Video: Wer hat Angst vor Vagina-Kunst?


Als wir uns treffen, ist Florence erkältet, ihren Enthusiasmus trübt das nicht. Sie legt gerade letzte Hand an die erste Ausstellung in den neuen Räumen. Sie erzählt uns, wie das Museum entstanden ist, wohin es will und welche Werte es vertritt.

The Vagina Museum photograph by Angus Young

Foto: Angus Young

VICE: Wie ist die Idee für das Vagina Museum entstanden?
Florence Schechter: Es hat alles vor etwa zweieinhalb Jahren angefangen, als ich davon hörte, dass es in Island ein Penis-Museum gibt, aber weltweit keins für Vaginen. Ich fand das unfair und habe mich entschieden, selbst eins zu gründen.

Von der Idee bis zur Umsetzung ist es aber noch ein großer Schritt.
Es klang sofort nach einer Menge Spaß. Ich arbeitete damals im Bereich Wissenschaftskommunikation und habe mich umgehört und recherchiert, welche neue Museen es gibt und wie sie aufgebaut sind. Schließlich bin ich auf das Migration Museum aufmerksam geworden. Mir gefiel ihr Ansatz, mit Pop-ups anzufangen, bevor man einen eigenen festen Ort sucht.

The Vagina Museum by Angus Young

War ein festes Vagina-Museum immer schon geplant oder war das Pop-up einfach so erfolgreich?
Ein fester Ort war immer unser Plan gewesen, aber aus dem Nichts kannst du das natürlich nicht leisten. Ich habe keine großen finanziellen Freiheiten und die meisten Museen wurden im 19. Jahrhundert von irgendwelchen reichen alten Typen aus Langeweile gegründet. Die Reaktionen auf die Pop-ups waren so positiv, dass sich die Sache verselbstständigt hat. Im Museumssektor konnte es niemand fassen: "Ihr seid doch wahnsinnig. Wie habt ihr es geschafft, in weniger als drei Jahren ein Museum zu eröffnen?" Mein Geheimnis: Mach ein Museum über Vaginen und die Leute werden es lieben.

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Eure erste Ausstellung in den neuen Räumen heißt Muff Busters, es geht um Vagina-Mythen – wie kam es dazu?
Wir wollten mit den Grundlagen anfangen. Ich würde liebend gern etwas über die Geschichte der Schamhaar-Ästhetik machen, aber vorher müssen die Menschen den Unterschied zwischen einer Vagina und einer Vulva kennen. Es halten sich immer noch Vorstellungen hartnäckig, dass deine Vagina ausleiert, wenn du viel Sex hast, oder, dass du nicht schwanger werden kannst, wenn du beim Sex oben bist.

Das gibt uns als Museum auch eine gute Basis. Viele fragen uns, warum es überhaupt ein Vagina-Museum braucht. Mit dieser ersten Ausstellung antworten wir darauf. Es gibt immer noch Frauen, die sich nach dem Sex die Vagina mit Cola ausspülen, weil sie keinen Zugang zu vernünftiger Verhütung haben.

The Vagina Museum photograph by Angus Young

Foto: Angus Young

Euer Museum legt unter anderem auch großen Wert darauf, Transpersonen mit einzubeziehen. Warum ist das so wichtig für euch?
Zuerst einmal aus persönlichen Gründen. Aber gerade in der Transfrage machen Menschen schnell ihre eigenen Annahmen, wenn du selbst schweigst. Gerade als Vagina-Museum musst du Stellung beziehen. Nichts zu sagen, geht nicht. Für uns gab es nur eine Wahl und natürlich sind wir intersektional und beziehen Transpersonen mit ein.

Welche Zukunft wünscht du dir für das Museum?
Der ultimative Traum wäre es, ein öffentliches Museum zu errichten, das die Vagina in ihrer Gesamtheit betrachtet: gesellschaftlich, kulturell, historisch, wissenschaftlich und aus medizinischer Perspektive. Das ist ein unglaublicher Traum, der zehn oder fünfzehn Jahre bis zur Realisierung brauchen kann. Wir hoffen tatsächlich, dieses Museum 2030 eröffnen zu können.

Die Ausstellung Muff Busters: Vagina Myths and How To Fight Them läuft seit dem 16. November in London. Hier findest du weitere Informationen.

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