Serie

17 wichtige Fragen, die Netflix' 'How To Sell Drugs Online (Fast)' aufwirft

9. Ist es wirklich sinnbildlich für die Bevölkerung eines Dorfes, dass sie auf Pornoseiten "Sex" als Suchbegriff eingibt? (Nicht spoilerfrei!)
Moritz aus How To Sell Drugs Online
Foto: Netflix | Bernd Spauke

Irgendwie reich werden: Ein Traum, den viele junge Menschen teilen. Nicht zuletzt, weil unsere Rentenaussichten, gelinde gesagt, ziemlich beschissen sind und sich die Auswirkungen des Klimawandels in einem Luxusbunker unter der Erde wahrscheinlich besser aushalten lassen.

Auch Moritz Zimmermann und sein bester Freund Lenny wollen irgendwann mal das ganz große Geld verdienen. Als sie an dutzende Pillen MDMA kommen, fasst Moritz einen folgenschweren Entschluss: Er will die Drogen im Darknet verkaufen. Und damit nicht nur sehr viel Geld verdienen, sondern auch seine Ex-Freundin Lisa zurückgewinnen.

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How To Sell Drugs Online (Fast) ist das dritte deutsche Netflix-Original und orientiert sich an einer echten Geschichte: der von "Shiny Flakes", dessen Betreiber aus einem Leipziger Kinderzimmer heraus europaweit Drogen verkaufte und damit Millionen verdiente. Ist die Serie eine realistische Anleitung zu erfolgreichem Unternehmertum in Zeiten des Darknets oder doch eher unterhaltsame Charakterisierung einer Generation, die komplett vernetzt aufgewachsen ist? Egal. Wir haben ganz andere Fragen.


Anzeige: Der Reality-Check zu 'How To Sell Drugs Online (Fast)'


1. Hat Netflix eigentlich Angst vor deutschen Wutbürgern, die sich und ihre Heimat falsch dargestellt sehen könnten, oder warum präsentiert man uns nach dem runtergerockten Reaktor-Städtchen Winden (Dark) und dem der BVG unbekannten Stadtteil Kaiserwarte (Dogs of Berlin) den nächsten fiktiven Ort: Rinseln?

2. Wieso hat Darknet-Dealer Moritz dutzende alte Lampen über seinem Bett? Schaltet er die alle einzeln an und aus, wenn er das Zimmer betritt oder verlässt?

3. Welcher echte Reiterhof beherbergt in seiner Reithalle eine Pizzeria?

4. Und wenn wir schon dabei sind: Ist es nicht ein bisschen frech, dass der drogendealende Pizza-Reitlehrer seine Reitschülerinnen unbeaufsichtigt zurücklässt, um Drogen zu verkaufen oder Pizza zu backen? Reitstunden sind nicht billig!

5. In welcher Schule haben Mädchen und Jungs zusammen Schwimmen – und seit wann kann man ohne Attest einfach daneben sitzen und nicht mitmachen?

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6. Warum skypt Moritz’ Ex-Freundin Lisa mit dem Typ, der ihr bei der Vorbereitung auf ihr Auslandsstudium helfen soll, wenn er sich im Raum nebenan befindet?

7. Welche Jugendlichen benutzen denn noch Facebook?

8. Wie viel Geld hat Jonathan Frakes aus X-Factor: Das Unfassbare für seinen Gastauftritt bekommen? Und: Kann er bitte wiederkommen?

9. Ist es wirklich sinnbildlich für die Bevölkerung eines Dorfes, dass sie auf Pornoseiten "Sex" als Suchbegriff eingibt? Sollte sich nicht insbesondere die gelangweilte Dorfjugend besonders gut mit der Beschaffung von Masturbationsmaterial auskennen?

10. Wenn Sportlehrerin Sander im Erklär-Intermezzo der ersten Folge die Zeit hat, Methylendioxy-N-methylamphetamin komplett auszusprechen, warum dann nicht auch für die Info, dass die Wirkung erstens eben nicht immer nach "circa 20 Minuten" einsetzt, sondern bis weit über eine Stunde dauern, und zweitens zu frühes Nachlegen zu tödlichen Vergiftungen führen kann?

11. Apropos Drogen: Kann es sein, dass ein echter MDMA-Rausch für Filmemachende einfach ziemlich langweilig ist, und es deshalb immer aussehen muss, als hätten die Charaktere Speed, Crystal Meth und LSD auf einmal eingeworfen? Halluzinationen kommen bei MDMA nämlich nur in den wenigsten Fällen vor.

12. Welche deutsche Provinzschule hat einen 3-D-Drucker?

13. Warum tut die Serie so, als würde Lisa nur mit dem reichen Schuldealer Dan abhängen, weil er Drogen hat – und nicht, weil er offensichtlich die hotteste Person der gesamten Schule ist?

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14. Wie peinlich berührt wird Olli Schulz in fünf Jahren auf seinen Gastauftritt zurückblicken?

15. Können Moritz und sein technikaffiner Darknet-Drogenkumpel Lenny überhaupt eine nennenswerte Marge erzielen, wenn sie die Drogen zu hohen Stückpreisen beim Reitlehrer kaufen?

16. Warum wurde selbst die deutsche Originalfassung so offensichtlich nachsynchronisiert, dass es stellenweise klingt, als sei die Serie auf Englisch gefilmt worden?

17. Und nicht zuletzt: Wenn es Moritz wirklich darum gegangen wäre, die Plastiktüte voller Pillen möglichst "fast" wieder loszuwerden, hätte es nicht schnellere, unaufwendigere Wege gegeben, als einen Darknet-Drogenshop zu eröffnen, für den man die Pillen vor neutralem Hintergrund einzeln abfotografiert und anschließend per Post in die halbe Welt verschickt?

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