Menschen

Würdest du eine E-Mail senden, damit eine unschuldige Person freikommt?

Das ist die Idee hinter dem Briefmarathon von Amnesty International, den du mit wenigen Klicks unterstützen kannst.
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Foto: RYAD KRAMDI | AFP via Getty Images

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Amnesty International entstanden. Hier kannst du selbst am Briefmarathon teilnehmen. Dein Handeln kann das Leben eines Menschen verändern.

Die Welt wird für viele zu einem zunehmend feindlichen Ort.

Noch bevor eine tödliche Pandemie fast jedes Land der Welt heimsuchte, war unser Planet stärker von Chaos gekennzeichnet denn je. Mehr Hass, mehr Putschversuche, mehr Krisen und ein härteres Vorgehen diverser Regierungen paarten sich mit Naturkatastrophen, die den Himmel von Seattle bis Sydney schwarz färbten als Vorboten der drohenden Klimakatastrophe. Die Welt steht gefühlt vor einem Abgrund.

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Anders gesagt: Es ist heute vielleicht wichtiger denn je, dass Menschen bereit sind, sich zu wehren und gegen Ungerechtigkeit einzusetzen. Angesichts solch sichtbarer Schrecken brauchen wir Menschen, die bereit sind, für Gerechtigkeit zu kämpfen – Menschen, die zum Wohle von uns allen, alles riskieren.

Überall auf der Welt gibt es solche Menschen: gewöhnliche Menschen, die sich in den außergewöhnlichsten Umständen befinden und gezwungen sind, um ihr Leben oder das Leben anderer zu kämpfen. Aber wer sind sie? Wie sehen sie aus? Wo leben sie und was tun sie?

Es sind Menschen wie Jani Silva, die ihr Leben damit verbracht hat, die natürlichen Ressourcen und die biologische Vielfalt des Amazonasgebietes in ihrem Heimatland Kolumbien gegen bösartige wirtschaftliche und politische Interessen zu verteidigen, nur um wiederholt mit dem Leben bedroht, überwacht und eingeschüchtert zu werden.

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Jani Silva | Foto: Nubia Acosta

Es sind Menschen wie die Studierenden Melike Balkan und Özgür Gür, die jeweils bis zu drei Jahre Haft in der Türkei riskieren. Ihr Vergehen? Sie hatten vergangenes Jahr eine friedliche LGBTI-Demonstration auf dem Campus der Middle East Technical University organisiert.

Menschen wie der algerische Journalist Khaled Drareni, der zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Sein "Verbrechen"? Journalismus. Er wurde festgenommen, als er über einen regierungsfeindlichen Protest berichtete, und wegen "Anstiftung zu einer unbewaffneten Versammlung" und "Verletzung der Integrität des Staatsgebiets" angeklagt.

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Es sind die Familien von Popi Qwabe und Bongeka Phungula, die für Gerechtigkeit kämpfen, nachdem die beiden jungen schwarzen Frauen im Mai 2017 in Johannesburg, Südafrika, erschossen wurden. Sie hatten sich ein Taxi gerufen, später fand man ihre Leichen an verschiedenen Orten am Straßenrand. Trotz der vorhandenen Beweise sagen ihre Angehörigen, dass die Polizei die Morde nie richtig untersucht habe.

Es sind Menschen wie Paing Phyo Min in Myanmar, Germain Rukuki in Burundi und Idris Khattak in Pakistan, die alle derzeit in Haft sind, weil sie Gedichte aufgeführt haben, die regimekritisch waren, die Menschenrechte verteidigten oder Ermittlungen bei Vermisstenfällen forderten.

Menschen wie Gustavo Gatica, der bei einer Demonstration durch die Polizei sein Augenlicht verlor. Oder Nassima al-Sada, eine Frauenrechtlerin, die in Saudi-Arabien wegen ihres Kampfs für mehr Freiheiten und Rechte von Frauen inhaftiert ist. Menschen wie die drei als "El Hiblu 3" bekannten Jugendlichen, denen in Malta eine lebenslange Haftstrafe droht, weil sie sich einer illegalen Rückführung nach Libyen widersetzten, wo sie potenziell Folter und Misshandlung durch Milizen erwartet

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Popi Qwabe und Bongeka Phungula | Foto: Privat

Die Liste der Ungerechtigkeiten und derjenigen, die bereit sind, sie zu bekämpfen, ist endlos. Aber es sind diese zehn Geschichten, die dieses Jahr im Mittelpunkt der Briefmarathon-Kampagne von Amnesty International stehen.

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Die Kampagne hat Menschen in mehr als 170 Ländern und Gebieten dazu inspiriert, in den vergangenen 19 Jahren jeden November und Dezember Briefe, E-Mails, Tweets und Petitionen zu schreiben, die Menschen unterstützen, die schikaniert, bedroht und zu Unrecht inhaftiert wurden. Allein 2019 gab es über 6,5 Millionen Briefmarathon-Aktionen.

Jedes Jahr landen diese Millionen von Botschaften nicht nur in den Postfächern und auf den Türschwellen derjenigen, die Menschenrechtsverletzungen erlebt oder sich ihnen widersetzt haben. Sie landen auch bei denjenigen, die dafür verantwortlich sind. Sie überschwemmen die Machtzentralen in Ländern auf der ganzen Welt und setzen Regierungen, Leiter und Entscheidungsträger unter Druck, sich für die Menschenrechte einzusetzen.

Eine einzige Aktion kann die Welt verändern – aber diese Aktion braucht die Unterstützung von Dutzenden, Hunderten, Tausenden oder Millionen von Menschen, damit die Art von Druck ausgeübt werden kann, der nur entsteht, wenn wir alle gemeinsam unsere Stimme erheben.

Dieser Druck hat echte Veränderungen bewirkt und das Leben vieler Menschen verändert oder gerettet. Menschen wie den 15-jährigen Moses Akatugba, der von der nigerianischen Armee verhaftet wurde. Er berichtete, dass sie ihm in die Hand schossen, auf seinen Kopf und Rücken einschlugen und dann wegen des Diebstahls von Mobiltelefonen anklagten. Nachdem Amnesty-Unterstützerinnen und Unterstützer 2014 mehr als 800.000 Briefe an die Behörden des Landes schrieben, wurde er freigelassen.

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Der Druck, der von den Briefschreibern ausgeübt wird, hat auch das Potenzial, in einigen der größten Kämpfe, denen die Menschheit heute gegenübersteht, bedeutende Veränderungen zu bewirken. Seit mehr als 50 Jahren leidet die indigene Gemeinschaft der Grassy Narrows First Nation in Kanada unter von Quecksilbervergiftungen. Nach jahrzehntelangem Kampf der Gemeinde und über 400.000 Menschen, die während des Briefmarathons vergangenes Jahr Solidarität mit Grassy Narrows zeigten, wurde am 2. April 2020 schließlich eine Vereinbarung über den Bau eines Behandlungszentrums für Quecksilbervergiftungen in Höhe von 19,5 Millionen kanadischen Dollar unterzeichnet.

Der Briefmarathon, der auch dazu anregt, aufmunternde Botschaften an diejenigen zu schicken, die gerade kämpfen oder verfolgt werden, hat das Potenzial, diesen Menschen in einigen der dunkelsten Momente ihres Lebens dringend benötigte Hoffnung zu geben.

Im Jahr 2018 war ich eine von 15 Personen, die wegen terroristischer Straftaten verurteilt wurde, nachdem wir einen Abschiebungsflug vom Flughafen Stansted verhindert hatten. Nach der Verurteilung sah unsere Zukunft düster aus. Wir sahen einer möglichen lebenslangen Haftstrafe entgegen. Tausende von Amnesty-Unterstützern im Vereinigten Königreich schrieben an den Direktor des Crown Prosecution Service und den Generalstaatsanwalt – diese Briefe trugen wesentlich dazu bei, dass wir nicht ins Gefängnis kamen. Die Botschaften der Unterstützung und Solidarität, die wir erhielten, insgesamt etwa 11.000, erinnerten uns daran, dass wir nicht allein waren – in einer Zeit, in der wir dies wirklich am meisten brauchten.

Wer sind also diese Menschen, die gegen Ungerechtigkeit kämpfen? Es sind die Menschen, die ich hier erwähnt habe, und die vielen Tausend anderen, die ich hier nicht erwähnen konnte. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass es auch Menschen wie du und die, die dir nahe stehen, sind. Wir alle haben die Macht, unsere Stimme in jeden Kampf gegen Ungerechtigkeit einzubringen - weltweit: Nur mit dem Schreiben eines einfachen Briefs kannst du möglicherweise das Leben eines Menschen irgendwo auf der Welt verändern oder es retten.

Wenn die Welt am dunkelsten ist, haben Menschen wie du die Macht, sie wieder erhellen zu lassen. Erhebe diesen Dezember deine Stimme. Beteilige dich an der Briefmarathon-Kampagne und hilf uns, den Planeten für uns alle ein wenig heller zu machen.

Seit 2001 führt Amnesty International die Briefmarathon-Kampagne durch und ermutigt seine Unterstützerinnen und Unterstützer, Briefe, E-Mails und Tweets an die Mächtigen zu schreiben, die es in der Hand haben, Menschenrechtsverletzungen zu stoppen. In diesem Jahr hat sich VICE mit Amnesty zusammengetan, um einige der Geschichten der Menschen, die in der diesjährigen Kampagne vorgestellt werden, Menschen hervorzuheben und dich dazu zu ermutigen, dich zu engagieren. Hier kannst du mehr erfahren und deinen eigenen Brief schreiben.