Popkultur

Der Schauspieler, der Jar Jar Binks gespielt hat, bereut nichts

Ahmed Best als Jar Jar Binks. Screenshot aus dem Trailer zu 2 Black Dudes

Nach dem Erscheinen von Star Wars: Episode I — Die dunkle Bedrohung hatten Kritiker sowie Fans recht starke Reaktionen auf eine bestimmte Figur: Jar Jar Binks. Der schlaksige, zwei Meter große, orangefarbene Gungan hatte eine Sprechweise, die man nur als so eine Art außerirdisch-jamaikanisches Patois beschreiben kann. Er war albern. Er war nervig. Er war liebenswürdig—für Kinder zumindest. OK, für manche Kinder. Er war auch komplett digital. Jar Jar Binks sollte eine unbeschwerte Quelle des Comic Relief sein, genau wie C-3PO und die Ewoks in den früheren Filmen.

Das funktionierte, gelinde gesagt, eher nicht so gut. Es wäre eine Untertreibung zu sagen, dass die Figur ein Flop war. Bis heute kann der Schauspieler hinter dem CGI-Alien nicht ganz fassen, dass seine Arbeit als eine der nervigsten Filmfiguren aller Zeiten gesehen wird.

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Ahmed Best dachte, es würde die Rolle seines Lebens werden. Der junge Mann aus der South Bronx mit einer Leidenschaft für Jazz und visuelle Performance war als Star Wars-Fan ausgewachsen. Er nennt Das Imperium schlägt zurück einen seiner Lieblingsfilme und ist ein Anhänger der physischen Comedy Buster Keatons und Charlie Chaplins. (Er und Lucas nutzten die zwei Stummfilmstars als Inspiration für Jar Jar Binks’ Bewegungen).

Doch Best hat sich nicht von der Rolle definieren lassen. Unter anderem hat er mit seinem Comedy-Partner J. Lee mit der Serie 2 Black Dudes, die im Herbst erscheinen soll, das Interesse der Fernsehsender geweckt. Ich habe mich mit ihm über die Rolle, Michael Jacksons Interesse an der Rolle und den Hass auf Jake Lloyds Darbietung als Anakin Skywalker unterhalten.

Trailer zu 2 Black Dudes, mit J. Lee und Ahmed Best

VICE: Kannst du mir kurz erklären, wie das Vorsprechen für Jar Jar ablief? Hat George Lucas dich angesprochen?
Ahmed Best: Robin Gurland, die das Casting für den Film machte, holte mich aus [dem Broadway-Stück] Stomp, weil sie sehr viel Bewegung für die Figur geplant hatten. Ich bin George erst beim letzten Callback begegnet und das war so eine Art Motion-Capture-Vorsprechen. Das hier war, bevor Motion Capture überhaupt benutzt wurde. Sie haben noch an der Software geschrieben und sie wussten nicht wirklich, ob oder wie es funktionieren würde. Ich war das Versuchskaninchen für all das. Ich bin George bei dem Motion-Capture-Vorsprechen begegnet und er ließ mich total viele Bewegungen vormachen und hat dann einfach das Zimmer verlassen [lacht]. Ich dachte erst, ich hätte es vermasselt.

Best als Jar Jar. Screenshot aus dem Trailer zu 2 Black Dudes

In einem Reddit-Interview hast du erwähnt, dass Michael Jackson ursprünglich die Rolle des Jar Jar Binks wollte. War das ein Witz?
Das hat mir George erzählt. Ich, Natalie Portman, George und seine Kinder, wir waren zusammen in der Wembley Arena bei Michael Jacksons Konzert. Man hat uns backstage gebracht und wir haben Michael kennengelernt. Michael und Lisa Marie [Presley] waren da. George stellte mich als „Jar Jar” vor und ich dachte mir so: „Das ist irgendwie seltsam.” Michael sagte: „Oh. OK.” Ich dachte: „Was ist hier los?” Und nachdem Michael davongefahren war, sind wir auf eine große Afterparty gegangen. Ich habe mit George etwas getrunken und gefragt: „Warum hast du mich als Jar Jar vorgestellt?” Er sagte: „Nun, Michael wollte die Rolle spielen, aber er wollte es mit Prothesen und Makeup machen, wie Thriller.” George wollte es mit CGI machen. Meine Einschätzung ist, dass Michael Jackson den Film überschattet hätte, und ich glaube, George wollte das nicht.

Haben die negativen Reaktionen auf Jar Jar Binks dich richtig verletzt?
Das ist eine sehr amerikanische Sache, jemanden, der sich gerade an der Spitze befindet, zu Boden reißen zu wollen, und viel davon kam daher; die Leute wollten sehen, wie George auf die Nase fällt. Unglücklicherweise war diese Figur so neu und experimentell und wurde zu so einer Art Blitzableiter für all das. Ich und Jake Lloyd [Anakin Skywalker] haben viel von der Kritik abgekriegt. Jake war erst acht Jahre alt und hatte es viel schlechter als ich. Ich war ein 20-Jähriger aus der Bronx; ich habe schon Sachen gesehen und getan, die viel härter waren als Kritik in einer Zeitung. Es hat zwar meine Gefühle verletzt und war zu dem Zeitpunkt schwer zu ertragen, aber es hat mich nicht gelähmt. Ich hab einfach meine Schuhe angezogen und mich wieder an die Arbeit gemacht. Aber Jake hatte es schwer. Sagt, was ihr zu sagen habt, aber lasst den Jungen in Frieden, lasst ihn aufwachsen. Es war einfach nicht in Ordnung, wie viel Boshaftigkeit er als Achtjähriger zu ertragen hatte, und es ist nicht spurlos an ihm vorbeigegangen.

Wann wurde es für dich besonders fies? Wann hat jemand es zu weit getrieben?
Ich glaube, die Leute sind schlau genug, nicht zu weit zu gehen, wenn sie mich treffen, denn ich bin ich und ich komme da her, wo ich herkomme. Letztendlich macht Schauspielerei Spaß, aber ich werde dich trotzdem verdammt nochmal auf die Bretter schicken, wenn du es übertreibst. Das ist einfach meine Einstellung. Respekt ist eine sehr wichtige Sache.

Joe Morgenstern vom Wall Street Journal hat deine Figur als „rastafarischen Stepin Fetchit” bezeichnet. Er war nicht der einzige, der sich über die potentiellen rassistischen Untertöne von Jar Jar zu Wort meldete. Wie fandest du das, als jemand, der sehr bewusst damit umgeht, als Schwarzer in den Massenmedien zu arbeiten?
Das unterstreicht nur weiter, wie viel Unwissenheit und blinde Realitätsfremde es im Umgang mit Rassismus in diesem Land gibt. Nicht-schwarze Leute erhalten überhaupt keine Bildung darüber, was eigentlich rassistisch ist. Es ist anstößig, dass jemand so etwas sagt, denn es zeigt, dass die Person keine Ahnung hat, was ein Rastafari ist und was die Minstrel Shows zur Zeit des Vaudeville-Theaters waren, oder wer Butterfly McQueen und Stepin Fetchit waren. Sie wissen nicht, warum es solche Rollen gab und was das eigentlich war.

Best heute. Foto: Luigi Novi | Wikimedia Commons | CC BY 3.0

Hast du das Gefühl, das Timing der Technologie war zum Teil schuld an dem Hass auf Jar Jar Binks? Ihr habt buchstäblich mit neuer Software experimentiert. Glaubst du, Jar Jar würde heute, mit der heutigen Technologie, positiver aufgenommen werden?
Ich weiß, dass ich wahrscheinlich eine größere Karriere hätte, wenn Jar Jar heute erschienen wäre. Es war für mich vor allem anfangs sehr schwierig zu beschreiben, was ich eigentlich tue. Niemand hat wirklich geglaubt, dass ich als Schauspieler dieses Ding zum Leben erwecken kann; alle haben darin mehr das Können der Animateure von Industrial Light and Magic gesehen. Ich war also auf der anderen Seite des Andy-Arguments. Alle waren der Meinung, Andy Serkis würde Gollum zum Leben erwecken, und die Animateure wären so ein bisschen mit von der Partie. Als ich das gemacht habe, dachten alle, die Animateure würden die Figur zum Leben erwecken und ich sei nur das Modell. Heute kannst du ein Motion-Capture-Schauspieler sein und eine Karriere haben. Peter Jackson und Andy Serkis waren wirklich Pioniere auf dem Gebiet. Peter Jackson hat dafür gesorgt, dass alle wussten, dass ein Schauspieler hinter Gollum steckt. Ich glaube, Lucasfilm hat das damals nicht verstanden, weil alles noch so neu war.

Hast du das Gefühl, du hast den Punkt erreicht, an dem die Leute den Namen Ahmed Best nicht länger mit Jar Jar Binks verbinden? Ist es dir möglich gewesen, mit deiner Karriere weiterzumachen, ohne dass es über dir hängt?
Ich weiß nicht. Ich weiß nicht. Das ist eine gute Frage. Wir werden sehen.