Sodomie erlebt in Europa gerade eine komische Renaissance. Die fing ironischerweise an, als Aktivisten diese Praxis erfolgreich in Ländern wie Deutschland und Norwegen verbieten ließen. Fast unbemerkt entwickelte sich gleichzeitig noch etwas Anderes, nämlich der Tiersex-Tourismus, der in Dänemark ein erfolgreiches Geschäft ist.
Letztes Jahr geriet Deutschland in den Fokus der internationalen Presse, als dort ein Gesetz verabschiedet wurde, das den Sex mit Tieren für illegal erklärte, ganz egal, ob dieses dabei verletzt wird oder nicht. Dr. Edmund Haferbeck, der Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung des deutschen Ablegers der Tierrechtsgruppe PETA, betrachtete das alles mit gemischten Gefühlen—obwohl mit dem Verbot von Sex mit Tieren ein persönlicher Sieg errungen wurde, behauptet er, dass andere Tierschutzgesetze dadurch geschwächt wurden. Der deutsche Bundesrat verabschiedete das Gesetz im Februar 2013, anschließend wurde es von der Regierung bestätigt.
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Die Versuche, jeglichen Akt der Sodomie für illegal zu erklären, wurden von Tierrechtsaktivisten angeregt. Das macht auch Sinn, oder? Aber die Auswirkungen des Gesetztes waren vielfältig: Auch die Zoophilen-Gruppe ZETA erhob seine Stimme. Die Mitglieder geben zu, Sex mit Tieren zu haben und viele von ihnen haben auch menschliche Partner, die von diesen Vorlieben wissen. Es gibt wirklich Leute, die sowohl auf Menschen als auch auf Tiere stehen. ZETA wollte sich in Deutschland sogar als richtige Organisation eintragen lassen, wurde dann jedoch von den Behörden daran gehindert. Tiere können außerdem laut einem Tierbordell-Betreiber dem Sex mit Menschen zustimmen.
Nur wenige Menschen sprechen sich öffentlich für Sodomie aus, aber Oliver Burdinski ist einer davon. Mit seiner sanften Stimme und seinem Hund Joey, einem blauäugigen Husky, ist er quasi das Sprachrohr von ZETA. Joey hat inzwischen keine so große Lust mehr, Burdinski anal zu penetrieren, obwohl sich dieser selbst als die „Hündin“ in der Beziehung bezeichnet. Schuld an der Flaute im Bett ist laut Burdinski das Alter des Hundes. Die Tage, in denen er noch mit drei Hunden zusammenlebte, sind auf jeden Fall lange vorbei. Laut Burdinski haben die Hunde damals richtig darum gekämpft, Sex mit ihrem Herrchen haben zu dürfen.
ZETAs Problem mit dem Gesetz ist, dass es auf dem deutschen Grundgesetz basiert. Die Gruppe behauptet Folgendes: Wenn das Tier nicht verletzt wird, dann ist das Gesetz tatsächlich ein sogenanntes Sittengesetz. Das ist in Deutschland ein großes Problem, wo die Menschenrechte nach dem Zweiten Weltkrieg besonders gut geschützt wurden, da Hitler mit moralischen Abwertungen seine ganzen Gräueltaten begehen konnte. ZETA behauptet, dass deswegen das Verbot nicht mit dem Gesetz vereinbar ist. Die deutsche Regierung weigert sich jedoch, ZETA anzuerkennen.
Da Norwegen, Deutschland und noch andere europäische Länder in letzter Zeit ihre Gesetze bezüglich Sodomie umgeschrieben haben, steht Dänemark jetzt plötzlich im Mittelpunkt des Interesses vieler Zoophiler—diesen Umstand wollen einige Bewohner des Landes so schnell wie möglich ändern. Berichte über Tiersex-Touren in Jutland tauchten zum ersten Mal im Jahr 2007 auf.
Journalisten wie Margit Shabanzadeh, die zur Zeit bei TV2 News in Kopenhagen angestellt ist, waren bei der Aufdeckung dieses wachsenden Problems ganz vorne mit dabei. Sie machte eine Frau ausfindig, die Hunde dazu erzog, Sex mit anderen Frauen zu haben. Trotz der Behauptung, dass es dem Hund gut gehe, sagte Shabanzadeh, dass dieser bei ihrer Ankunft nicht wirklich glücklich wirkte. „Der Hund war verletzt und schien zu humpeln. Im Allgemeinen reagierte er nicht wirklich freundlich auf Menschen“, erzählte die Journalistin.
Das Aufkommen von immer mehr Berichten über solche Vorfälle (darunter auch Ställe, die nachts von Tiervergewaltigern überfallen wurden) zog einen öffentlichen Aufschrei nach sich. So kam die Diskussion auch in der politische Ebene Dänemarks an, wobei die Aktivisten forderten, dass sich die Regierung am deutschen Standard orientieren sollte, und Druck auf den ehemaligen Landwirtschaftsminister ausübten, damit dieser das Gesetz ändert. Dieser zeigte daran aber kein Interesse, nachdem ein Bericht von Peter Sandøe, dem damaligen Vorsitzenden von Dänemarks Ethikgremium, nahelegte, dass bei Unversehrtheit des Tieres auch keine Straftat begangen wurde. Sandøe, der jetzt ein Professor für Bioethik an der Kopenhagener Universität ist, führte eine Studie durch, in der er zu dem Schluss kam, dass einige Tiere tatsächlich Spaß am Sex mit Menschen haben können.
Das schien das Ende für Tieraktivistinnen wie Karoline Lundstrøm zu sein—sie hat schon seit Jahren versucht, in die Untergrundnetzwerke von Zoophilen einzudringen. Sie überprüft Websites wie Beast Forum, wo Zoophile Treffen organisieren, und machte irgendwie eine Wandlung von einer Landwirtin zu einer selbsternannten Cyber-Kriegerin durch, die Zoophile und Sodomisten ins Visier nimmt. Diese Unterscheidung ist wichtig: Zoophile lieben ihre Tiere und kümmern sich um sie, Sodomisten wollen einfach nur ficken.
Sodomisten sind wie Gift für den sowieso schon entsetzlichen Ruf von Zoophilie, zum Beispiel wenn die Tierärztin Dr. Lene Kattrup von verstümmelten Pferden berichtet, deren zusammengeklebte Hinterbeine mit Kondomen übersät waren. Kattrup kann noch viele weitere Horrorgeschichten über die schlimmen Dinge erzählen, die den Tieren in Dänemark angetan wurden. Sie ist auch enttäuscht davon, wie es das Land nicht schafft, die Tiere zu beschützen.
Mit der Ankunft von Dan Jorgensen, Dänemarks neuem Landwirtschaftsminister, schöpften die Aktivisten neue Hoffnung für den Tierschutz. Langjährige Fürsprecher wie Peter Mollerup betrachten ihn als Freund der Tierschutzbewegung und als Chance für eine Gesetzesänderung. Allerdings scheint Jorgensen Sodomie ziemlich egal zu sein. Er hat sich seit seinem Amtsantritt in keinster Weiße zu diesem Thema geäußert.
Dänische Randparteien nehmen sich jetzt dem Thema an und hoffen, dass sie dadurch Parlamentssitze gewinnen können. Das bekannteste Beispiel hierfür ist Christian H. Hansen von der FOKUS-Partei, der vorher 12 Jahre in der Dänischen Volkspartei (DPP) aktiv war.
Hansen hat den Verdacht, dass sich Sandøe gegen das Gesetz ausspricht, weil er selber auf Sex mit Tieren steht. FOKUS nennt sich selbst die „grünste Partei“ Dänemarks und schreibt sich auch Umwelt-Themen auf die Fahne. Laut dem Gründer wurde die Partei ins Leben gerufen, weil sich die DPP zu sehr auf das Einwanderungsgesetz—und fast nichts anderes mehr—konzentrierte.
Die Diskussion über die Ethik von sexuellen Beziehungen zwischen Mensch und Tier ist noch lange nicht vorbei. Sodomie war auch schon Teil von Mythologien, die Jahrhunderte zurück reichen und in denen griechische Götter wie Zeus vorkommen. Hysterische Streitereien und die Unfähigkeit, sich direkt mit diesem Problem zu beschäftigen, sind in dieser Situation die wahren Feinde. Wenn man Angst davor hat, ein Problem einzuräumen, dann kann man es auch unmöglich lösen.
– Connelly La Mar