Alle lieben Pokémon. Mehr als 15 Millionen Menschen sollen bereits Pokémon Go heruntergeladen haben. Wenn man sich zur Zeit umsieht, könnte man meinen, so gut wie jeder fängt, trainiert und züchtet sie. Die Kreaturen können einem so echt vorkommen, dass es schon fast peinlich ist. Wir sehen zu, wie sie vom Ei zu einer Art Fischwesen werden und sich dann in mächtige Monster verwandeln, und entwickeln dabei echte Gefühle für sie.
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Aber wie vögeln denn Pokémon bitte schön? Das ist es, was ich wirklich wissen will.
Diese Frage lässt sich nicht beantworten, indem man sich an Nintendo wendet. (Ich habe es versucht und wurde eiskalt ignoriert.) Google ist auch keine besondere Hilfe, denn dort findet sich hauptsächlich eine Porno-Parodie namens Strokemon, in der Ash und Misty einen Dreier mit Pikachu machen. Ich habe bei der Produktionsfirma des Pornos nachgefragt, ob dort eventuell jemand erforscht hat, wie Pokémon ficken. Die Firma antwortete: “Lol, nein haben wir nicht.”
OK, was können wir uns also aus den Spielen erschließen? Alle Pokémon legen Eier. Zwei Pokémon können zusammen ein Ei erschaffen, wenn sie unterschiedlichen Geschlechts sind und zur selben “Ei-Gruppe” gehören. (Halbwegs ähnliche Pokémon sind in grobe Kategorien eingeteilt, wie Käfer, Flug, Mineral oder Wasser.) In den ursprünglichen Spielen konnte man die beiden in der Pokémon-Pension zurücklassen und später ein Ei abholen. Bei Pokémon Go findest du stattdessen einfach Eier, völlig ohne Erklärung. Die Spiele-Designer wollten offensichtlich nicht, dass du darüber nachdenkst, wie zwei Pikachus ein drittes erschaffen. Und doch …
“Ich habe ja den Verdacht, dass es sehr viele verschiedene Arten gibt, wie Pokémon [Sex haben]”, sagt T. Ryan Gregory, Evolutionsbiologe und Zoologe an der University of Guelph in Ontario. Nicht nur war er so freundlich, mich zurückzurufen, er willigte auch ein, von den spärlichen bekannten Infos über Pokésex “auf Hypothesen für die wahrscheinlichsten Szenarien zu kommen”.
Dass alle Pokémon Eier legen, ist evolutionär betrachtet völlig logisch, wie Gregory mir erklärt. Da Pokémon den ganzen Tag nur herumrennen und Battles suchen, “wäre eine längere Trächtigkeit sehr schwierig. Es wäre also sehr sinnvoll, ein externes Ei hervorzubringen”. Außerdem lässt diese Gemeinsamkeit auch darauf schließen, dass sehr unterschiedlich aussehende Pokémon trotzdem miteinander Nachkommen haben können. “Sie durchlaufen alle eine sehr ähnliche frühe Phase, die Ei-Phase. Die Unterschiede bilden sich erst später heraus.”
Basierend auf diesen Fakten rät Gregory, dass der Sex der meisten Pokémon sich grob in zwei Kategorien einteilen lässt. Viele Pokémon sind bilateralsymmetrisch, was Gregory mir als “zwei gleiche Körperhälften mit einem Kopf vorne und einem Po hinten” erklärt—und natürlich gehören dazu Genitalien zwischen den Beinen. Die meisten bilateralsymmetrischen Tiere betreiben interne Befruchtung—auch bekannt als Penis-in-Vagina-Sex. Wenn ein Pokémon also aussieht, als hätte es Beine, Arme und einen Kopf, dann hat es wahrscheinlich auch Genitalien, die es in uns bekannter Weise einsetzt. Man könnte also behaupten, Strokemon ist zutreffender, als es den Produzenten wohl vorschwebte.
Allerdings wird es schwieriger, wenn wir uns Pokémon wie Austos ansehen (das ist das Pokémon, das wie eine Auster aussieht), oder auch Knofensa (das blumenartige Ding). Sie sind nämlich nicht bilateralsymmetrisch. Diese Arten würden vermutlich externe Befruchtung betreiben: Ein weibliches Pokémon würde ein Ei legen, das dann von einem männlichen befruchtet würde. Hier gibt es zwei Methoden: Entweder das Männchen gibt sein Sperma direkt in das Ei, oder es verteilt es im Wasser, von wo das Weibchen es aufnimmt.
Josh Dunlop, ein Konzeptkünstler, der realistische Darstellungen von Pokémon kreiert, hat eine Theorie zur Fortpflanzung bein- und formloser Pokémon wie den geisterhaften Nebulak und Smogon. Er meint, die externe Befruchtung sähe hier so aus, dass das Männchen seinen Samen weitergibt, indem es durch die Eier des Weibchens gleitet. Und wer will sich da mit ihm streiten?
Die Ei-Gruppen könnten auch erklären, warum Pokémon mit so extrem unterschiedlichen Fortpflanzungsarten Teil derselben Gattung sein können. Ei-Gruppen ähneln laut Gregory einem realen Phänomen namens Ringspezies. Er definiert es für mich wie folgt: “Eine Reihe von Verbindungen, die zwei augenscheinlich sehr unterschiedliche Dinge miteinander verbindet.” Jede Ei-Gruppe stehe für einen “Ring”, so Gregory. Wenn du wahllos zwei Pokémon nimmst—Schiggy und Gallopa, zum Beispiel—, dann können sich diese vielleicht nicht miteinander fortpflanzen, doch sie ließen sich durch eine Reihe von Pokémon verbinden, bei denen es eben schon klappen würde. In diesem Fall gehört Schiggy zu den Ei-Gruppen Monster und Wasser 1, könnte sich also mit allen Vertretern dieser Gruppen paaren. Beispielsweise könnte Schiggy mit Rihorn (Monster/Feld) ein Ei produzieren. Und da Gallopa auch zur Feld-Gruppe gehört, könnte es sich ebenfalls mit Rihorn paaren.
Das war jetzt fast schon trocken und wissenschaftlich, verzeih bitte. Du willst bestimmt wissen, welche Pokémon Penisse haben. Extern befruchtende Pokémon hätten vermutlich keine, doch Gregory meint, die Schwänze der intern befruchtenden “könnten echt abgefahren sein. Entenpenisse sind gewunden und sehr lang, während Katzenpenisse Stacheln haben. Bei bestimmten Insekten hat das Weibchen eine Form, die es ihm erlaubt, das Sperma des Männchens auszuschöpfen, während bei anderen Arten der Penis einfach abbricht.” In anderen Worten, vielleicht hat Enton einen Korkenzieherschwengel, Mewtu einen stacheligen, und Pinsir hat womöglich, was zur Hölle auch immer das hier ist.
Gern geschehen.