Als ich letztens durch die Fotos meiner Freunde scrollte, katapultierte mich der Instagram-Algorithmus unverhofft in die russische Wildnis. Der ewige Frost und verlassene Gulags bilden die Kulisse für absurde Fotoshootings: Frauen, die sich in innigen Posen mit dem Symbol für Russland schlechthin zeigen. Nein, nicht mit Wladimir Putin: mit einem ausgewachsenen Braunbären.
Unter den leicht bekleideten Models, die sich an Bären schmiegen, sind Schwangere, Bräute und auch Kinder. Und es scheint ihnen nichts auszumachen, sich an einem 300 Kilogramm schweren Raubtier zu kuscheln.
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Wer ist dieser Bär?
Die Bärenbilder gehören zum Instagram-Konto von Svetlana und Juri Panteleenko, einem russischen Paar, das gemeinsam mit ihrem zahmen Bären in Moskau wohnt. Der Bär heißt Stepan und ist 24 Jahre alt.
Die Panteleenkos adoptierten das Bärenkind, als er drei Monate alt war. Die Bilder zeigen, wie die Panetleenkos und Stepan gemeinsam spazierengehen, essen, fernsehen und spielen.
Seine Modelmaße hält der Bär durch Fußballspielen und täglich 25 Kilogramm Fisch, Gemüse und Eier. Während der Shootings hält sein Trainer Stepan mit Mozzarella-Sticks und Keksen bei Laune.
Stepan ist nicht nur auf Instagram ein Star
Die Fotografin Olga Barantseva, die einige der Bären-Fotos aufgenommen hat, sagt, dass sie eine sanftere Seite des Raubtieres zeigen will. Ihre Fotos sind Teil einer Anti-Jagd-Kampagne, die das harmonische Miteinander von Menschen und Bären, Wölfen oder Schlangen zeigen soll.
“Wenn Stepan ein Mann wäre, wäre er der beste Ehemann und Familienvater”, kommentiert eine verzückte Nutzerin. Eine andere bezeichnet ihn als “riesigen Teddybären“. Für 1.300 Euro tritt Stepan auch auf Privatveranstaltungen auf, wo man ihn, so das Versprechen, “nicht nur streicheln kann, sondern auch auf seinem Rücken sitzen oder seine mächtige Pranke halten” kann.
Tierschützer werfen den Panteleenkos Tierquälerei vor
Doch nicht jeder findet es niedlich, wenn Stepan mit seinen “Adoptiveltern” am Esstisch sitzt oder mit Schwangeren im Wald kuschelt: Tierschützer- und Tierschützerinnen werfen den Panteleenkos vor, den Bären aus Geldgier auszunutzen und ihm ein artgerechtes Leben zu verwehren.
Tatsächlich hat die Haltung von Bären in Russland eine lange Tradition, die immer wieder kritisiert wird – zuletzt machte während der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 ein Bär Schlagzeilen, der in einem Oldtimer durch Moskau kutschiert wurde und dabei eine Vuvuzela spielte.
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