Ein unbekanntes Stück Weltraumschrott verzückt seit einigen Tagen die Astronomie: Der Trümmerhaufen WT1190F befindet sich auf Kollisionskurs mit der Erde—und gibt den Forschern so die seltene Möglichkeit, ein derartiges Objekt detailliert zu beobachten.
Der Schrotthaufen wartet mit einigen Besonderheiten auf: Für Forscher war es nämlich ungewöhnlich einfach, seine Flugbahn vorauszusagen, was bei den meisten Weltraumobjekten vollkommen anders ist. Selten sind Astronomen in der Lage, so wie in diesem Fall, genau festzustellen, wann ein Objekt in die Erdatmosphäre eintreten wird. Bill Gray, Mitarbeiter im Jet Propulsion Laboratory der NASA, gelang es jedoch, eine exakte Ankunftszeit vorauszusagen: 13. November, 6:20 UTC.
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Die Ankunft von WT11920F ermöglicht es Astronomen auf der ganzen Welt, ihre Systeme zu testen, die sie für den Fall eines Richtung Erde rasenden gefährlichen Objekts entwickelt haben. WT19920F wird zu großen Teilen in der Atmosphäre verglühen, seine Überreste werden in den Indischen Ozean plumpsen. Deshalb wird das Objekt kaum Schaden anrichten können—trotzdem erklärte Gray gegenüber Nature, dass er „nicht unbedingt am Einschlagsort fischen gehen würde”.
Bislang wissen Astronomen noch nicht viel über WT1190F, außer seiner Größe und dass er wahrscheinlich hohl ist. Die Aushöhlung des Objekts und seine niedrige Dichte weisen darauf hin, dass der Schrott menschengemacht ist. Jonathan McDowell, Astrophysiker des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, sagte gegenüber Nature, das Objekt könne „ein verlorenes Stück Weltraumgeschichte sein, das wiederkommt, um uns heimzusuchen.” Es könnte sich beispielsweise um eine Wandverkleidung oder eine verbrauchte Raketenstufe einer früheren Mondmission handeln.
McDowell beklagt in seinen Statements außerdem, wie wenig finanzielle Unterstützung die Beobachtung von entfernterem Weltraumschrott bekommt. Während in den näheren Umlaufbahnen sehr viele künstliche Objekte herumfliegen, werden momentan nur etwa 20 Gegenstände in ferneren Umlaufbahnen verfolgt—obwohl es dort wahrscheinlich noch viel mehr von ihnen gibt, die gefährlich für die weitere Weltraumerkundung sein oder eines Tages sogar ebenfalls in die Erdatmosphäre eindringen könnten.