Kein Witz: Eltern bezahlen ihren Kindern ‘Fortnite’-Nachhilfe

OK, falls du zu den Glücklichen gehörst, die nie davon gehört haben: Fortnite ist ein höllisch beliebter, kostenloser und latent süchtig machender Third-Person-Shooter. Vorpubertäre Profikiller, Drake und alle dazwischen treffen bei dem Spiel in einer virtuellen Arena aufeinander und schießen sich über den Haufen. Jede Runde beginnt mit 100 Spielern, die mit ihren cartoonartigen Figuren aus einem fliegenden Bus über einer Insel abspringen und sich in feinster Battle Royale-Manier gegenseitig dezimieren. Der oder die letzte Überlebende gewinnt. Getanzt wird irgendwie auch.

Das Ballerspiel ist so fesselnd, dass es bereits mehrere Artikel über Fortnite-süchtige Kinder gibt. Und die ganze Gewalt ist natürlich auch problematisch. Anscheinend gibt es aber Eltern, die etwas lockerer in Sachen Computerzeit sind. Ihnen ist in erster Linie wichtig, dass ihre Sprösslinge beim Zocken auch gewinnen. Laut eines Berichts des Wall Street Journals haben Eltern damit angefangen, bis zu 20 US-Dollar pro Stunde zu bezahlen, damit Fortnite-Tutoren ihren Kindern beibringen, wie man die “Tilted Towers” besser in Schutt und Asche legt – oder was auch immer.

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“Es gibt diesen Druck, nicht nur das Spiel zu spielen, sondern auch sehr gut darin zu sein”, sagte Ally Hicks dem WSJ, nachdem sie 50 US-Dollar, also umgerechnet knapp 45 Euro, für einen vierstündigen Online-Kurs für ihren zehnjährigen Sohn bezahlt hatte. “Sie können sich vorstellen, was das für ihn in der Schule bedeutet hat.”

Euan Robertson, ein Vater, der vor Kurzem einen Fortnite-Coach für seine beiden Söhne engagiert hatte, sagte: “Ich will, dass sie in dem, was ihnen Spaß macht, auch überragend sind.” Außerdem habe das Fortnite-Gedaddel seiner Kinder noch einen anderen Vorteil: “Sie werden sich kein Bein beim Computerspielen brechen.” Offensichtlich weiß Robertson nicht, dass das Spiel seine ganz eigenen Risiken birgt. Ein Jugendlicher ließ sich selbst von einem Tornado nicht vom Computer wegbringen, während um ihn herum Häuserdächer abgedeckt wurden. Ein 23-Jähriger in Oberhausen wurde wegen Fortnite sogar niedergestochen.

Die Fortnite-Trainer in den USA nehmen von 50 US-Dollar für eine vierstündige Session bis hin zu 20 US-Dollar pro Stunde. Laut WSJ bieten sie ihre Dienste auf Seiten wie Gamer Sensei an. Manchmal nehmen die Eltern am Ende selbst Unterricht. “Die anderen Väter, mit denen ich spiele, haben mir gratuliert”, sagte JD Giles, nachdem er und seine Kinder ihre Fortnite-Skills mit der Hilfe eines Profis verbessert hatten. “Ich habe bei meinem Sohn und seinen Freunden ein bisschen Credibility gewonnen. Aber meine Frau und meine Tochter haben sich über mich lustig gemacht.”

Tja, das ist dann wohl die Welt, in der wir leben. Unser Planet geht vielleicht vor die Hunde, aber immerhin weiß die nächste Generation, wie man online ein paar N00bs pwnd.

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