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Die Kunst der Marihuana-Cocktails

Wenn wir Marihuana vor dem Gesetz wirklich wie Alkohol behandeln wollen, gibt es keinen besseren Weg, die beiden für immer auf gleicher Rechtsgrundlage zu vereinen, als durch ein paar sorgfältig von Hand gemachte, erstklassige Cocktails. Ich habe mich...

Im Jahr 2012, sprachen sich Wähler in Colorado in überwältigender Mehrzahl für eine Wählerinitiative mit den Namen „The Regulate Marijuana Like Alcohol Act" aus, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Cannabis zu legalisieren. Diese Initiative entstand hauptsächlich auf der Grundlage, dass die breite Öffentlichkeit immer mehr anerkennt, dass kiffen ungefährlicher ist als saufen. Oder wie der Slogan der Kampagne so schön heißt:

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Marihuana—wie Alkohol nur ohne Gewalt, Kater und Kohlenhydrate.

Wenn wir Marihuana vor dem Gesetz wirklich wie Alkohol behandeln sollen, gibt es keinen besseren Weg, die beiden für immer auf gleicher Rechtsgrundlage zu vereinen, als durch ein paar sorgfältig von Hand gemachte, erstklassige Cocktails.

Obwohl es in Colorado und Washington für Erwachsene mittlerweile vollkommen legal ist, Marihuana im Geschäft zu kaufen, werden die beiden Dinge trotzdem nicht gleich behandelt. Du darfst Gras nicht in Bars rauchen (auch wenn es einen Raucherbereich gibt), es gibt keine Coffeeshops wie in Amsterdam, wo du die Kräuter kaufen und mit gleichgesinnten Kräuterkennern genießen kannst und es gibt keine Bring-your-own-Marihuana-Clubs, in denen der Konsum vor Ort legal wäre. Obwohl sich also das Legalisierungsfieber in den USA wie ein Lauffeuer verbreitet, ist es immer noch sehr unwahrscheinlich, dass du bei einer Bar ums Eck reinschneien und einen mit Kush aufgegossenen Old Fashioned bestellen kannst.

„Wenn ich mir ansehe, wie streng Alkohol und Marihuana momentan reguliert sind, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass in nächster Zeit irgendjemand die beiden legal vermischt, weder in abgepackter Form, noch in einer Bar. Und das wird vermutlich auch noch lange Zeit so bleiben.", sagt Daniel K. Nelson, Besitzer und Barchef von The Writer's Room in Los Angeles, ein Hotspot in der Barszene, der sich auf handwerkliche Cocktails spezialisiert. „Aber ich war schon in vielen Bars, in denen mir der Barkeeper zugezwinkert hat und eine unbeschriftete Flasche hausgemachten Ganja-Schnaps unter der Bar rausholte."

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Nelson sagt, er ist schon seit den Zeiten seiner Jugendsünden ein begeisterter Fan von Gras, sowohl zum Rauchen als auch in essbarer Form. Richtig Interesse an Cannabis-Cocktails entwickelte er aber erst vor zwei Jahren, als er mit der Getränkebegleitung für ein mittlerweile legendäres Gourmet-Weed-Dinner beauftragt wurde. Klar habe er davor schon ein bisschen rumexperimentiert und „ein bisschen Gras in eine Flasche Wodka geschmissen", aber die Resultate waren für den Gaumen nicht besonders zufriedenstellend. Und sogar nach monatelangem Einweichen ging die psychoaktive Substanz des Marihuanas, das THC, kaum in den Wodka über, sodass „du viel zu betrunken warst, bevor du nur annähernd breit warst."

Die Köche Nguyen Tran von der Starry Kitchen und Laurent Quenioux vom Bistro LQ organisierten ein 9-gängiges geheimes Dinner, in dessen Mittelpunkt Cannabis als kulinarische Zutat stand und baten Nelson um Unterstützung. Also machte er sich doch noch die Mühe, seine Hausaufgaben zu machen und fand schließlich seine Inspiration in der Verbindung von moderner Technologie und einer alter Methode.

Zuerst sah er sich einige Cocktailbücher aus dem 19. Jahrhundert an, auf der Suche nach Rezepten mit Lavendel, Rosmarin, Salbei und anderen Kräutertinkturen, die auch heute noch häufig von guten, erfahrenen Barkeepern verwendet werden. Er hoffte so besser zu verstehen, wie sich diese Kräuteraromen am besten in die Cocktails integrieren lassen. Dann kombinierte er diese alten Weisheiten mit einer „bahnbrechenden, schnellen und billigen", mit Lachgas angetriebenen Methode, mit der Alkohol Aromen annimmt.

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Die Methode wurde ursprünglich im Jahr 2010 von Dave Arnold vom International Culinary Center in New York entwickelt und funktioniert ziemlich gut für alle möglichen Kräuter, Samen, Gewürze, Früchte und andere geschmackstragende Zutaten. Scheinbar können damit aber besonderes fantastische Green Dragons gemacht werden—das Slangwort für so ziemlich jedes Rezept, das Alkohol und Gras kombiniert. Popular Science hat kürzlich ein Rezept für einen mit Lachgas angetriebenen Green Dragon veröffentlicht, für den man nur 3,5 Gramm Marihuana zermahlen, bei 100°C im Ofen decarboxylieren und dann das Gras mit 750ml Alkohol in einen hitzeresistenten Sahnespender geben muss. Dann dem Ganzen zwei Ladungen Sahnekapseln mit Lachgas laut Anweisung des Herstellers verpassen, das Gas auslassen [hinsetzen, wenn du es inhalierst], umrühren, eine Stunde brodeln lassen und absieben.

„Diese Methode funktioniert", laut Paul Adams von Popular Science, „weil der Druck der Kapseln das Distickstoffmonoxid und den Alkohol tief in die Pflanze eindringen lässt. Wenn der Gasdruck dann plötzlich abgelassen wird, kommt das Lachgas aus der Lösung heraus und blubbert um das pflanzliche Material herum und regt so die Mischung auf einer mikroskopischen Ebene an."

Zwischenzeitlich empfiehlt der anonyme Cocktailmixberater des Magazins Mezcal zu verwenden, weil seine „Rauchigkeit den Kräutergeschmack des Cannabis optimal ergänzt. Mezcal hat noch einen anderen Vorteil—durch seinen natürlich niedrigen pH-Wert bleibt die Farbe des Cocktails ein kräftiges Grün, während viele andere basische Flüssigkeiten ihn trüber aussehen lassen."

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Beim legendären Weed-Dinner wandte Daniel Nelson diese Lachgas-Methode auf verschiedene Variationen an und kreierte so fünf verschiedene Cannabis-Cocktails, die alle zu einem bestimmten THC-durchdrungenen Gericht serviert wurden. Sein Lieblingscocktail war eine Kombination aus American Born Moonshine und Nashi-Birne mit einem Shiso-Blatt, das mit Weed-Sesamöl eingesprüht wurde. Der Drink schmeckte anfangs stark nach Cannabis, hatte dann aber einen sehr zitronen- und kräuterlastigen Abgang.

„Ich versuchte Gras als die Würze meiner Getränke und nicht als die Hauptzutat zu verwenden.", sagt Nelson. „Es ging nicht darum, dass am Ende alle high werden. Es ging darum, verschiedene Arten zu zeigen, wie man Cannabis in einem kulinarischen Kontext einsetzen kann. Leute verbringen viel Zeit damit, diese wunderschönen, aromatischen Pflanzen zu züchten und deshalb möchte ich sie in all ihrer Pracht präsentieren."

Als ein enger Freund und erstklassiger Marihuana-Züchter mir kürzlich ein Glas von seinem selbstgemachten Green Dragon mit der Aufschrift „2011 Sour D", die mit Edding auf den Deckel gekritzelt war, gab, wurde es definitiv Zeit, von der Cannabis-Cocktail-Theorie zu etwas Greifbarerem überzugehen. Beim ersten Einatmen roch das vier Jahre alte Glas mit Weed eingelegt in Wodka stark ätzend, aber neben dieser kräftigen Geruchsbeleidigung war das ausgeprägte Zitrone-trifft-auf-Sprit-Aroma des Sour Diesel-Cannabis erkennbar.

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Um herauszufinden, wie dieses wunderbare Geschenk am besten genossen wird, bat ich Michael Cecconi, den Barchef der Two Sisters Bar & Books in San Francisco, um Hilfe. Cecconi, der früher im Savoy und im Back Forty in New York City gearbeitet hatte und Autor der Lit Spirits-Kolumne im New Yorker ist, sagt, er arbeite normalerweise nicht mit Wodka, weil es „geschmacklich nichts beiträgt", aber er glaube, dass eine „2011 Sour Diesel"-Mischung gut funktionieren könnte, wenn der Wodka in einem „stark modifizierten" Ganja Gaucho-Rezept den Cachaça ersetzt.

Dieses südamerikanisch angehauchte Rezept verbindet den Rausch des Alkohols, den „unvergleichbaren Chillfaktor" von Marihuana und den Koffeinkick von Mate-Tee.

„Konsumiere es mit Vorsicht", scherzt Cecconi, „Forscher versuchen schon seit langem, diese heilige Dreifaltigkeit zu verstehen, aber keiner weiß so genau, wie es auf dich wirkt."

In ernsterem Ton möchte ich hinzufügen, dass Cannabis und Alkohol unter Umständen tatsächlich unberechenbar—oder wenn die beiden vermischt werden sogar lähmend—wirken können, wenn man die Wirkung dieser Kombination nicht gewöhnt ist. Sogar für mich bleibt die Wirkung des guten alten Green Dragon schwer vorherzusagen. Geh es also vorsichtig an, mit dem Ziel angeheitert and ein bisschen bekifft, statt besoffen und zugedröhnt, zu sein.

Um loszulegen, gehe zur MUNCHIES Rezepte-Rubrik, wo du Michael Cecconis Rezept für den Ganja Gaucho findest. Ich habe mir gerade einen gemixt, um das Fertigstellen meiner Kolumne zu feiern und kann jetzt bestätigen, dass der aggressive, grasige und scharfe Geschmack des Sour Diesel-durchzogenen Wodka ausgezeichnet zu mit Honig gesüßtem Mate-Tee und Limette passt. Prost!