Es gibt Menschen, die sind noch etwas unsicher beim Steuern ihres Hirns und dabei auf die Hilfe von mentalen Stützrädern angewiesen. Einige von ihnen sind Politiker. Auffällig hoch ist die Dichte der geistigen Fahranfänger bei der AfD.
Manchmal, wenn sie die Stützräder zu Hause vergessen, kommt dabei so etwas raus wie die Äußerung von Adrian Ochmanski. Der Landeskoordinator für NRW der Vereinigung Homosexuelle in der AfD hat ein Problem mit Flüchtlingen auf Zweirädern.
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Auf seiner Facebook-Seite postete er dieses Foto:
Abgesehen von dem bescheuerten Begriff Gutmensch, der 2015 zu Recht Unwort des Jahres wurde, weil er Hilfsbereitschaft—und damit auch Menschlichkeit—verurteilt, ist ziemlich unklar, warum nur Deutsche in der Lage sein sollten, Fahrrad zu fahren.
Wir haben deshalb bei Lukas Heidenreich nachgefragt. Er ist der Mitgründer des Berliner Vereins Rückenwind, der genau das macht, was der AfDler kritisiert: Fahrräder an Flüchtlinge verschenken.
VICE: Was halten Sie von der Aussage von Adrian Ochmanski?
Lukas Heidenreich: Ich finde sie falsch. Manchmal wundert man sich schon und fragt sich, ob das irgendeine Form der Satire ist. Es fällt schwer, das überhaupt ernst zu nehmen.
Sind Flüchtlinge auf Fahrrädern denn wirklich eine Gefährdung für den Straßenverkehr?
Ich wüsste nicht, warum. Flüchtlinge sind nicht naiver oder dümmer und setzen sich auch nicht eher Gefahren aus als andere Menschen. Natürlich ist es ein Problem, dass die wenigsten Geflüchteten haftpflichtversichert sind. Weil sie in der Regel zahlungsunfähig sind, muss dann bei einem Unfall der Unfallgegner für den Schaden aufkommen.
In vielen Kommunen hat es allerdings schon geklappt, eine allgemeine Haftpflichtversicherung für Geflüchtete einzurichten. Ich finde aber, dass das generell Aufgabe der Politik ist, wir arbeiten ja alle ehrenamtlich. Außerdem gibt es für Menschen, die Probleme mit der Sprache haben, genügend Anlaufstellen, wo sie die Verkehrsregeln lernen können—zum Beispiel bei uns.
Warum sind Fahrräder für Flüchtlinge wichtig?
Mit einem eigenen Fahrrad kann man schnell und unabhängig in der Stadt von A nach B fahren, ohne dabei Geld für Fahrkarten auszugeben. Was ich aber genauso wichtig finde ist, dass einem die Stadt auf dem Fahrrad schnell vertraut wird.
Ich persönlich habe Berlin lange Zeit nur als einzelne Inseln wahrgenommen. Erst seitdem ich so viel Fahrrad fahre, habe ich das Gefühl, die Stadt zu verstehen und fühle mich hier richtig heimisch.
Fahrräder helfen also bei der Integration?
Auf jeden Fall. Weil man dadurch mehr außerhalb der eigenen vier Wände macht. Außerdem ist es ein wundervolles Mittel, um kostengünstig ein abwechslungsreiches Hobby zu verfolgen. Hast du einmal ein Fahrrad, kostet dich eine Radtour mit deinen Freunden nichts.
Wer die Arbeit von Rückenwind unterstützen will, kann das hier tun.