Es ist im Jahr 2017 unmöglich, ein richtiger Rebell zu sein. Die Globalisierung und das Internet haben die meisten Formen der Gegenkultur schon längst für sich vereinnahmt. Der Kapitalismus schluckt den Antikapitalismus. Trotzdem suchen sich Punks und Anarchisten immer wieder neue Wege des Widerstands. Im US-amerikanischen Portland heißt das neuerdings: Straßenarbeiten selber machen.
Eine Anarchistengruppierung hat die Portland Anarchist Road Care ins Leben gerufen, nachdem die Zustände der öffentlichen Straßen nicht mehr zumutbar geworden waren. In einer Mail erklären mir die Verantwortlichen ihre Beweggründe:
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Wir sind jeden Tag auf diesen Straßen unterwegs und entgehen dabei oft nur knapp Unfällen mit Autos, die Schlaglöchern ausweichen. Man hat uns auch schon von kaputten Fahrrädern und mehreren Platten berichtet. Wir haben erstmal gewartet, ob die Regierung einschreitet und die Straßen repariert. Dann ist uns aber klar geworden, dass da in einem akzeptablen Zeitfenster nicht genug passieren wird.
Laut Portland Mercury haben die Anarchisten bereits fünf Schlaglöcher repariert. Und auf der Facebook-Seite von Portland Anarchist Road Care erklären die Organisatoren: “Wenn es um Anarchismus als politisches Konzept geht, dann fragen Skeptiker oft, wer sich dann um die Straßen kümmert.” Die Aktivisten zeigen es ihren Gegnern, indem sie einen hypothetischen Politstreit tatsächlich austragen und dabei noch das Klischee von faulen Anarchisten widerlegen.
Dylan Rivera, der Pressesprecher der Portlander Straßenverkehrsbehörde, wehrt sich gegen die Behauptung der Anarchisten, die von “grober Vernachlässigung” sprechen. So sei der ungewöhnlich harsche Winter an den vielen Schlaglöchern schuld. Und aufgrund des regnerischen Frühlings gebe es nur wenige Gelegenheiten, diese zu reparieren.
“Es ist keine gute Idee, sich da selbst ans Werk zu machen. Für die Leute, die bei Verkehr an der Straße arbeiten, besteht ein hohes Risiko”, sagt Rivera. Außerdem weist er darauf hin, dass die Anarchisten beim Einsatz der falschen Baumaterialien für Schäden an den Autos haftbar gemacht werden können. Laut seiner Aussage gibt die Stadt ihr Bestes und allein vergangenen Freitag wurden 950 Schlaglöcher repariert. Die Bürger Portlands sollen sich bitte in Geduld üben. Menschen, die eine Regierung in jeglicher Form ablehnen, haben für solche Bitten der Behörden aber wohl nur wenig übrig.