Angel Haze ist eine beeindruckende Künstlerin: Sie kann rappen, sie kann singen und hat eine feines Gespür für musikalische Stimmungen. Alles Voraussetzungen für einen neuen großen Popstar eigentlich. Doch aus Angel Haze wird vermutlich nie ein Popstar. Denn sie hat noch mehr beeindruckende Eigenschaften: sie lässt sich nicht verbiegen, stellt ihre Kunst über alles, ist brutal ehrlich und sehr eigenwillig.
In der Nacht veröffentlichte die New Yorkerin ihr neues Mixtape Back To The Woods—über Soundcloud und zum Gratis-Download. Statt eine Woche zu warten, bis das Werk bei iTunes digital verfügbar gewesen wäre, hat sie mal wieder auf alle Regeln geschissen und die Songs einfach so ins Netz gestellt. Schon ihr erstes Album Dirty Gold leakte die Künstlerin höchstselbst, nachdem ihr Major Label den Release um drei Monate verschieben wollte. Die Aktion sagt mal wieder sehr viel über Angel Haze: Sie verzichtet lieber auf Geld, als sich verbiegen zu lassen.
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Angel Haze hat viel Scheiße in ihrem Leben hinter sich, eventuell hat sie einfach keinen Bock, sich verarschen zu lassen. Nach ihrem gescheiterten Major-Versuch scheint sie nun auf Back To The Woods auch viel mehr bei sich zu sein. Das Mixtape beginnt extrem düster, roh und wütend. Doch dann entschwindet sie Stück für Stück aus ihren Detroiter Kindertagen in eine bessere Welt, selbst wenn diese eine Phantasiewelt ist. Die Grenzen zwischen Realität und Trip verschwimmen zunehmend.
Beeindruckend, wie stimmig dieses Werk dabei ist. Es verbindet rohen, kalten Rap über harte Beats mit sanften, eingängigen Popsongs wie „Moonrise Kingdom“ ohne den Hauch von einem Bruch. Schon auf ihrem erstem Album befanden sich ja eingängige Popsongs mit Massenappeal wie „Deep Sea Diver“ oder „Dirty Gold“, doch sie passten kaum zu den wirklichen Höhepunkten des Albums wie „A Tribe Called Red“. Es wirkte, als hätte jemand Angel Haze zu emotionalen Popsongs gedrängt und diese irgendwie unter den Rest des Albums gemischt. Jetzt sind ein paar emotionale Popsongs offenbar ganz natürlich entstanden und sie fügen sich perfekt ins das Gesamtwerk.
Eigentlich fast ein bisschen schade, dass dieses Mixtape nicht das Debüt in der Diskografie von Angel Haze ist. Vielleicht wäre mit so einem Startpunkt die große Popstar-Karriere doch möglich gewesen. Andererseits ist diese Frau, die sie sich nicht verbiegen lässt, vielleicht einfach nicht zum Popstar geboren. Was sich angesichts der Qualität ihrer Musik zum großen Glücksfall erweisen könnte.
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