“Ich glaub, dass man die Decke aus Glas einreißen kann”, singt Henning May im neuen AnnenMayKantereit-Video zu “Weiße Wand” und man kann es kaum glauben. Die schwermütigen Wohlfühl-Boys schlagen jetzt nicht nur politische, sondern sogar schon kämpferische Töne an?
Mit dem Bild der gläsernen Decke ist gemeint, dass man zwar nach oben in die politische und wirtschaftliche Chefetage schielen kann, sie aber aufgrund des eigenen Geschlechts, der Herkunft oder der Hautfarbe nie erreichen wird. Jetzt wollen AnnenMayKantereit also mal eben Steine nach oben schmeißen. Klingt ja fast schon nach Klassenkampf. Das kommt überraschend.
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Und es geht noch weiter. An einer anderen Stelle des Songs heißt es: “Flüchtlingskrise fühlt sich an wie Reichstagsbrand, auch wenn ich das nicht vergleichen kann. Verdammt.”
Der Reichstagsbrand von 1933 wurde von den Nationalsozialisten missbraucht, um den Weg zur NS-Diktatur zu ebnen. Die medial und politisch hochgepushte “Flüchtlingskrise” sorgt seit 2015 dafür, dass rechte Positionen immer salonfähiger werden und sich in realer Politik niederschlagen. Die “Krise” verleiht den Rechten ihre Macht. Die Parallelen sind da, will man sie denn ziehen.
Und AnnenMayKantereit wollen offensichtlich. Sie gehören schließlich selbst der titelgebenden “Weißen Wand” an und sind sich ihrer geerbten Privilegien bewusst, tragen die verhasste Wand sogar im Kopf mit sich rum. “Jung und reich in nem Weißen Land”, während andere nicht mal hierher kommen dürfen, geschweige denn bleiben.
Was ist die logische Konsequenz, wenn man eine Mauer vor sich hat, die für so viel Leid verantwortlich ist? Man reißt sie ein. Wo fängt man an? Nun, am besten bei sich selbst. So wie AnnenMayKantereit es hier tun.
“Weiße Wand” ist bereits die fünfte Single aus dem am 07. Dezember erscheinenden Album Schlagschatten. Ihr könnt es hier vorbestellen.
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