Anzeigen, Beleidigungen, zerstörte Handys und Rachepornos: Vielleicht kommt heute endlich der Pegida-Porno

Pegida 2017 ist die vielleicht deprimierendste Soap, die die Menschheit jemals ertragen musste. In dieser Folge geht es um Handys, Teneriffa, billige Longdrinks, Facebook und Pornos. Mit einem Soundtrack aus “Wir sind das Volk!”-Gegröle und Hass, Hass, Hass.

Alles dreht sich um zwei Menschen, von denen alle dachten, sie seien das neue Traumpaar der dumpfen Islamophobie: Nachdem Kathrin “Augenbraue” Oertel sich aus der Bewegung zurückgezogen hatte, war Tatjana Festerling die Frau an Lutz Bachmanns rechter Seite. Festerling war prominenter Teil des “Orga-Teams”, also der Gruppe um Bachmann, die die montäglichen Aufmärsche in Dresden verantwortet und auch die Facebook-Seite des Vereins managt. Im Sommer 2015 kandidierte sie gar als OB-Kandidatin von Pegida in Dresden. Sie wetterte gegen Muslime, Angela Merkel und wurde wegen Volksverhetzung angezeigt. Es hätte alles so schön werden können zwischen der ehemaligen Werbeagentur-Betreiberin und dem mehrfach vorbestraften Ex-Wurstverkäufer.

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Aber schnell gibt es Ärger im Pegida-Paradies: Festerling und Bachmann streiten sich um ein Redemanuskript und darüber, dass Bachmann keine Anti-Bilderberger-Demo auf die Beine stellen wollte. Festerling muss also mit einigen Getreuen mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit demonstrieren. Es folgt eine Facebook-Schlammschlacht mit Veruntreuungsvorwürfen und Beleidigungen. Festerling gründet zwischenzeitlich ihr eigenes Rassismus-Projekt, nennt es Festung Europa und protestiert gegen Bachmann und seine Jünger. Sie beschuldigen sich gegenseitig, zum Verfassungsschutz zu gehören und so weiter und so fort. Zur Eskalation trägt bei, dass jeder Aspekt des Streits öffentlich auf Facebook ausgetragen wird, wo aber alle Beteiligten immer wieder von Facebook wegen Hetze gesperrt werden und sich deswegen über Dritte, Vierte und Fünfte austauschen müssen, die sich dann ebenfalls beleidigen und beschuldigen.

Und jetzt wird’s sexy (und noch komplizierter):

Auf einer Facebook-Seite namens “Lutz Bachmann 5” wird Ende Dezember eine “Neujahrsansprache” von Bachmann gepostet. Von einem oder vermutlich mehreren Longdrinks leicht angeschwipst, grüßt Bachmann seine Gefolgschaft und erzählt, wie warm es doch gerade auf Teneriffa ist. Auf der Facebook-Seite “Zugespielt” kann man das Video noch sehen.

Der Facebook-Account “Lutz Bachmann 4” (angeblich wirklich Bachmann) ist empört und behauptet, dass das Video nur von Festerling kommen könne und “Lutz Bachmann 5” nicht echt sei. Festerling hätte das Ganze nämlich schon 2015 aufgenommen (Wir erinnern uns: Damals war die Welt noch in Ordnung und Tatjana und Lutz waren noch BFFs.) und es in einer internen WhatsApp-Gruppe geteilt.

Jetzt ist Empörungszeit für Festerling: Unmöglich könne sie dieses Video hochgeladen haben, lässt sie über Facebook mitteilen (Sie ist gesperrt. Natürlich.). Ihr “Medion-Handy” sei bekanntlich von der Frau von Siegfried Däbritz—Bachmanns Sidekick—auf den Boden geworfen und dabei komplett zerstört worden und wäre zusätzlich aus ungenannten Gründen weiterhin bei Däbritz.

Der Facebook-Account “Lutz Bachmann” (keine Ziffer und angeblich ebenfalls echt) postet daraufhin eine ziemlich pikante Drohung an Festerling:

“Klicktipp: youporn – Suche benutzen! Aber erst ab 6.1.17, falls dann nicht (…) die Fakeseite Lutz Bachmann 5 gelöscht ist, gibt’s was zu guggen (…). Das soll echt explosives Material sein (…)’, angeblich ein Porno-Filmchen mit Tatjana Festerling. ,Man erzählte, es wäre wohl ziemlich abartig…”

Classy. Aber spätestens jetzt kann man wenig anderes erwarten.

Wir wissen nicht, was dieser Tag noch bringen wird. Vielleicht #Tatjanaleaks. Vielleicht wurde das aber aber auch noch verhindert. “Lutz Bachmann 5” ist nämlich mittlerweile tatsächlich gelöscht, genauso wie Bachmanns Rachepornodrohung.

Wie könnte es anders sein, Festerling lässt mitteilen (immer noch gesperrt), sie habe mit der Löschung der Seite nichts zu tun und habe Anzeige wegen Nötigung gegen Bachmann erstattet. Das Handy wurde, natürlich per WhatsApp-Nachricht, die natürlich prompt gepostet wurde, zurückgefordert. Ein Kurier soll das Handy entgegengenommen und dann anonym mitsamt des Aktenzeichens der Nötigungsanzeige bei der Polizei abgegeben haben. Die Polizei Dresden bestätigte VICE, dass eine Anzeige vorliegt und zusätzlich “ein Handy, aber nicht zwingend das von Frau Festerling”.

So nimmt der zunächst letzte Akt sein Ende. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass das Stück vorbei ist.

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