Wohnungen, vollgestellt mit überflüssigen Möbeln, könnten schon bald der Vergangenheit angehören. Robotik-Experten aus Lausanne stellten gerade ihren Roombot vor, der sich bei Bedarf automatisch von einem Stuhl in einen Tisch verwandeln kann. Und das ist noch eine der einfacheren Operationen für das anpassungsfähige System, dass die bisherige IKEA-Schrauberei ziemlich alt aussehen lässt. Die modularen Robo-Möbel können sich auch durch den Raum bewegen; bedeutet: der Bewohner kann an einem Ort verharren, während sich das Zimmer von selbst umstellt.
Noch ist der Personentransport mit den klugen Legobausteinen aus dem Labor von EPFL Biorobotik zwar in der Konzeptphase, aber schon jetzt können die Bots sich frei zusammenfügen und durch die Gegend rollen. Das schweizer Forscherteam nennt die multifunktionalen Bausteine Roombots. Kürzlich haben sie dieses Video nebst wissenschaftlichem Artikel veröffentlicht (Danke an Gizmodo für das Ausgraben), in dem sie die aktuellen Fortschritte ihrer Technologie demonstrieren:
Videos by VICE
„Wir würden zum Beispiel gerne Hocker bauen, die in deiner Wohnung herumfahren und sich, sobald sie auf einen anderen Hocker treffen mit diesem zu einer Bank zusammenschließen. Später könnte die Bank dann ein Tisch werden”, fantasiert Auke Jan Ijspert im Video zu seiner Erfindung.
Jedes Roombot-Modul hat drei Motoren, „Konnektoren” und „Greifer” mit denen es sich an andere Module oder Objekte in deiner Wohnung binden oder sich von ihnen lösen kann. Eine der ersten Anwendungen der Technologie könnten unterstützende Möbel für alte oder behinderte Menschen sein: „Zum Beispiel ein Tisch der Medikamente und ein Glass Wasser zu einer Person bringt.”, sagt Ijspeert.
Das Projekt ist Teil des weiteren Arbeitsfeldes namens Roomware. Die Beteiligten erkunden, wie die Interaktion zwischen Mensch und Wohnraum durch Augmented Reality, das Netz der Dinge oder handzahme Computer erweitert werden kann—so wie das Projekt Transform vom MIT Media Lab, in dem Möbel gebastelt werden, die bei Berührung ihre Form verändern.
Ein Roombot-Möbelstück wird von einem Lernalgorithmus gesteuert, der den neuronalen Netzen für Bewegunsabläufe bei Tieren nachempfunden ist. Die kluge Maschine empfängt Sinnesdaten aus ihrer Umgebung, lernt die spezifischen Bedürfnisse ihres Nutzers und wandelt entsprechend ihre Form. Das ist praktisch das Gegenteil eines IKEA-Montage-Albtraums (ich bin mir ziemlich sicher, dass das im Video ein grauer IKEA-Tisch ist).
In einer Weile, so denken die Forscher, könnten die vielseitigen Bots alle möglichen Aufgaben im Haushalt übernehmen, zum Beispiel uns im Sommer frische Luft zufächern oder Sachen herumschleppen.
Sie beschreiben die künftigen Anwendungen als „multifunktionale und helfende Robotermöbel, die mit ihren Nutzern interagieren, ihnen helfen nach einem Sturz auf die Beine zu kommen, die Position zu wechseln (liegen/sitzen/stehen) oder Objekte zu bewegen.”
Und wenn du die formwandelnden autonomen Würfel gerade zu nichts gebrauchen kannst? Dann liegt dir kein Haufen nutzloses Cyber-Spielzeug im Weg, sondern die kleinen Bots fügen sich einfach zu einer statischen Struktur zusammen, die sich still in die Ecke hockt oder sich als unspektakuläre Wand oder Box nützlich macht.