UPDATE: Sky-music hat uns mitgeteilt, dass Gillette Abdi nicht mehr unter Vertrag bei ihnen steht. Auch Amir Ashtiani zählt Abdi nicht mehr zu seinen unterstützten Künstlern.
Das, was sich als eine der traurig-beschämendsten Karrieren in der deutschen Medienindustrie betiteln ließe, fing vor einem guten Jahr mit diesem Video an:
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Zu sehen ist ein junger Mann, dessen geistige Unbeholfenheit und schmächtige Erscheinung im lächerlichen Kontrast zu einem vor Aggressivität und Vulgarismen strotzenden Gehabe stehen. Dabei scheint die Gedächtnisleistung des messerschwingenden Protagonisten ähnlich kurz wie dessen Klinge zu sein, denn wer genau hinhört, wird bemerken, dass dem Jungen die Beschimpfungen aus dem Off vorgesagt werden. Nach 16 Sekunden scheint der Prozessor im Kopf bereits seinen Geist aufzugeben, den weiteren Text wird Gillette Abdi—so heißt der Kieler Jung—zum ersten und nicht letzten Mal im Leben ins Ohr zugeflüstert bekommen.
Was als Nächstes kam, war noch abzusehen. Der Clip brachte alles mit, um auf YouTube viral zu gehen: Eine skurrile Gestalt mit markanter Sprache gebündelt auf knappe 30 Sekunden, die perfekte Länge für uns ADHS-Kinder. „Ich rasiere euch mit Shampoo”, „ihr Pimmelberger”, „… Amina koyim”—das geht ins Ohr, hat Wiedererkennungswert, mehr noch, es ist imitierbar. Ähnlich wie beim Techno-Viking schossen kurz nach Veröffentlichung unterschiedlichste Synchronversionen aus dem Netz. Irgendjemand hat Gillettes Tonspur auf Tarantinos Pulp Fiction gepackt, ein anderer unterlegte damit Brad Pitt in Troja, auch Obama kam unters Messer.
Ich selbst spreche hier nicht als rein moralische Instanz mit erhobenem Zeigefinger—als mir ein Freund die Sparta-Synchronisation zeigte, haben wir uns pissend weggeschmissen. Ein bisschen Spaß darf wohl noch drin sein, oder?
Schließlich kannte man ja nur den dreißigsekündigen Originalclip, der gerade mal lang genug war, um einen kleinen Teil von Gillette Abdi zu offenbaren—und die Frage nach seinen kognitiven Fähigkeiten zu stellen—, aber glücklicherweise war der Clip auch kurz genug, um diese Frage in der Schwebe lassen zu können. Das eigene Scheißgewissen blieb befriedet und im Zweifelsfall konnte man zur Maxime ,Einmal ist kein Mal’ greifen. Nach diesem Prinzip wird ja schließlich die Hälfte des gesamten Fernsehprogramms der Privatsender legitimiert, wo in TV-Formaten wie Schwer verliebt, Mitten im Leben oder Frauentausch Menschen mit stark eingeschränkter Reflexionsgabe zur kollektiven Schadenfreude vorgeführt werden.
Wie gesagt, einmal ist kein Mal. Auch Gillette Abdi hatte vermutlich das Pech, von irgendeinem Typen vorgeführt worden zu sein, jetzt geisterte dieses eine Video im Netz umher, was will man machen, so ist die Welt, der Junge würde sich in seiner Kieler Versenkung damit arrangieren müssen, nicht wahr? Jein. Ja, weil ein Typ ihn anscheinend vorgeführt hat und nein, weil es nicht bei einem Mal bleiben sollte. Was bis heute daraus wurde, war weit weniger abzusehen.
Die Klicks stiegen an, weitere Synchronversionen folgten, bis man schließlich auf die Idee kam, aus dem Jungen Profit zu schlagen. Es wurde eine offizielle Facebook-Seite gegründet, neue Videos wurden gedreht, zunächst weiter mit billigem Handy-Equipment, bis mit zunehmendem Geld auch aufwendiger produzierte HD-Versionen erschienen. Seine Facebook-Seite wurde von 50.000 Personen geliket, dann 100.000, dann 200.000, aktuell wurde die 250.000er-Marke geknackt—nicht mehr lange und Abdi holt Chakuza ein. Die Videos bestehen vornehmlich weiter daraus, dass er vor die Kamera gestellt und ihm zugeredet wird, wen er beleidigen soll.
In den aufwendiger produzierten Clips hört man niemanden mehr Befehle aus dem Hintergrund geben, stattdessen bestehen die Clips nicht mehr nur aus einem Take, sondern jede Beleidigung ist nahezu separat aufgenommen—so wirkt alles selbstbestimmter und wie aus einem Fluss.
Zudem hat man sich überlegt, aus Abdi einen Rapper zu machen. Ein erster Track mit dem Rapper Massoud wurde bereits aufgenommen, ein Album soll bald folgen. Im Klartext heißt das, Massoud rappt, Abdi wird als beleidigende Tonspur dazwischen gelegt. Doch nicht nur Massoud (wer is der Typ eigentlich?), auch andere Rapper nutzen Abdi als Vehikel für ihre eigene Sache. Schwester Ewa drehte einen kurzen Clip mit ihm; sie versuchte, den Jungen zu animieren, auf dass der offensichtlich mit der Situation Überforderte etwas aus sich herausgehen möge—klappte nur bedingt. Bei Farid Bang und KC Rebell ging es da schon besser, aber teilweise auch nur, weil Farid vormachte, was nachzuimmitieren war. Mittlerweile tourt Abdi sogar. Seine Entourage zieht ihn durch die deutschlandweite Shishabar-Landschaft und den Alpenmax-Gulag, viele fragen sich, wie so ein Auftritt eigentlich aussehen soll.
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Die logische Konsequenz einer derartigen Beliebtheit ist die Aufmerksamkeit diverser Medien. Ein bewegendes Interview findet sich auf dem schweizerischen Youtube-Channel Mashtv. ,Bewegend’ zunächst im wahrsten Sinne des Wortes, denn wer auf die Kameraführung achtet, dem fällt Folgendes auf: Wie bei fast allen ungeschnittenen Aufnahmen, ist Gillette Abdi auch in diesem Falle nicht allein gelassen. Er wird von zwei Aufpassern eskortiert, die ihm in vielen Situationen die richtigen Antworten in den Mund legen. Damit dies nicht auffällt, wird äußerst geschickt mit dem Winkel und der Weite der Kamera gespielt. Wenn der Interviewer eine Frage stellt, auf die Abdi nicht wirklich eine Antwort hat, wird die Totale verlassen oder der Winkel so spitz gestellt, dass für den Zuschauer Abdis verbaler Geleitschutz aus dem Bild verschwindet—so können ihm unbemerkt die passenden Antworten zugeflüstert werden. Manchmal geht das Spiel nicht ganz auf; dann wird die verbale Fernsteuerung hör- und sichtbar. Die Einflussnahme erreicht sogar ein solches Ausmaß, dass in einigen Szenen die Fragen direkt an Abdis Begleitung gestellt zu werden scheinen.
Doch in diesem Interview ist noch ein völlig anderes bewegendes Moment enthalten: Es vollzieht sich immer dann, wenn Abdi seinen Bewachern zuvorkommt und mit anderen Antworten überrascht als den internalisierten vom Rasieren und Kaputtficken. Ja fast schon rührend wird es, nachdem der Interviewer ihm die Frage stellt, welche drei Frauen auf seiner Liste sind und man von Abdi eher erwartet ein paar Celebrity-Namen wie „Jessica Alba”, „Miley Cyrus” oder „Mandy Capristo” als Antwort zu bekommen, er stattdessen aber mit „Suzan” antwortet. Darauf der erstaunt nachfragende Mash-TV-Jüngling: „Wer ist Suzan?”
Abdi: „So ein Mädchen, in der ich mich verliebt hab’. (…) Und dann gibt’s da auch noch Christina.”
Die unerwartete Antwort wird von den übrigen Beteiligten schnell weggelacht, passt ja nicht so wirklich zum mit Benzin rasierenden Badboy-Image. Zuvor kam man von der Frage, wie das Essen im Gefängnis war, auf die Frage, wer ihm denn sonst koche und ob er sich eventuell selbst das Essen mache. „Nein, eigentlich Mama oder ich esse am meisten draußen.” Die Personifizierung eines H&M-T-Shirts mit dem Mikro in der Hand wittert natürlich seine Chance und lässt den Jungen auflaufen: „Du wohnst noch bei deiner Mama?” Man sieht die zensierenden Bewacher neben Abdi schweißperlend nervös werden. Für das Folgeinterview mit TVstrassensound hat man aus den Fehlern gelernt. Dort wurde die Kamera-Perspektive derart eingestellt, dass über die gesamte Dauer bloß noch eine Hand der Bewacher zu sehen ist—ähnlich wie Ernst Stavro Blofeld im James-Bond-Film. Dieses Interview brachte es auf 1,3 Millionen Aufrufe, bevor YouTube es sperrte. Nur zum Vergleich: Money Boy schaffte gerade mal 132.467 Aufrufe.
Diese 30 Minuten zeigen, wie limitiert Gillette Abdi in seinen Möglichkeiten erscheint. Fast jede Frage wird mit einem Spruch vom Rasieren beantwortet, oder sie wird bereits so vereinfacht gestellt, dass darin eine potentielle Antwort enthalten ist, die Abdi aufgreifen kann.
Eine kritische Auseinandersetzung mit seiner Lage findet nicht statt, erst recht keine Konfrontation mit den Strippenziehern direkt neben ihm. Einzig bei Minute 10:40 taucht eine mutigere Frage auf: „Wie finden deine Kollegen, Cousins, vielleicht sogar deine Eltern deine Videos?” Als Antwort kommt das Vermutete: „Gut. Warum nicht? W-w-wenn ich sage, ich Geld verdiene und so. Para mache. Dann kann man das natürlich machen.” Darauf der Interviewer: „Auf jeden Fall, da hast du Recht.” Abdi macht Para, sein Umfeld macht Para. Damit das so bleibt, wird er weiterhin wie ein Pitbull scharf gemacht und in die Manege geworfen. Manchmal eskaliert das Ganze, die Aggressivität schaukelt sich dann zu einem Punkt hoch, wo es Verletzte gibt. Aber bislang mussten seine Jungs nur Abdi selbst ins Krankenhaus bringen, als er sich in Rage die eigene Hand am zerschmetterten Aschenbecher verletzte.
In einem Artikel hat sich auch GiGa-Redakteur Martin Maciej mit dem Phänomen Gillette Abdi beschäftigt. Für den Bruchteil einer Sekunde plagte auch er sich mit der Frage, ob die ganze Nummer ethisch vertretbar sei, kam aber schließlich zu folgendem Schluss:
„Einige kritische Stimmen besagen, dass Gillette Abdi eine Behinderung {hat}, so dass er nicht wüsste, dass er sich bei YouTube in den Augen vieler lächerlich macht. Diese Stimmen bringt eine Aussage von TVStrassensound zum Schweigen. Dort gibt es seit Ende Dezember ein Interview-Video mit Abdi. In der Kommentarsektion melden sich die Betreiber des Channels zu Wort und verlautbaren, dass „Abdi wirklich alles freiwillig und mit Spaß an der Sache macht”. Vor allem wisse Abdi aber, dass er „ganz genau weiß, was er macht” und dazu durch seine YouTube-Auftritte gutes Geld verdient.”
Na dann ist ja alles klar. Auch wenn TVStrassensound alle zum Schweigen gebracht hat, würde ich trotzdem hier noch etwas weiter machen—ich hoffe, das ist OK für dich, Martin.
Wer sind eigentlich die Personen hinter Gillette Abdi? Sie halten sich stark bedeckt, was sehr ungewöhnlich ist, denn bekanntlich zieht der Erfolg Menschen an wie Scheiße Fliegen. Und gerade im Gangsterrap umgeben sich Künstler gerne mit einem Haufen starker Typen, um die eigene Potenz zu steigern. Wenn Abdi das macht, sieht es so aus:
Selbst in den Videos, wo Abdi in Autos umhergefahren wird, werden die Begleiter so gut es geht unkenntlich gemacht. Das gleiche Spiel mit dem Management. Da ist mal von einem „Kenan” die Rede, die Recherchen scheinen zu ergeben, dass mindestens einer der Cousins seine Finger mit im Spiel haben könnte, doch schließlich findet sich etwas Handfesteres—eine E-Mail-Adresse auf Abdis offizieller Facebook-Seite: Booking:amir@sky-music.de. Sie gehört zu Amir Ashtiani.
In einem der neuen HD-Videos grüßt Abdi sogar ganz konkret seinen Manager „Amir” (der in Wahrheit sein Booker war) wie auch Sky-music als solches. Jetzt wird so einiges klar. Sky-music ist ein gestandenes Künstler- und Eventmanagement, das Künstler von Mickie Krause und Jürgen Drews bis hin zu HipHop-Größen wie AZAD und Summer Cem in ihren Reihen zählt. Und wie der Zufall es so will, sind dort noch zwei weitere Künstler unter Vertag: KC Rebell und Farid Bang. Also genau jene zwei, die in kurzen Clips den kleinen Abdi-Hype für sich genutzt haben und Abdi wiederum zur steigender Popularität verhelfen—eine Hand wäscht bekanntlich die andere.
Nun wird auch verständlich, warum sich Abdi derart auf Fler als Hassobjekt eingeschossen hat. Was hat ihm der Typ denn eigentlich getan? Nichts. Aber er ist der erklärte Topfeind von Farid Bang und da kommt Abdi als Maskottchen gerade recht. Wie viel Überzeugungskraft es gekostet hat, Abdi auf Fler abzurichten, erläutert der Kieler selbst in dem TVStrassensound-Interview ab Minute 19:27.
Frage: „Warum Fler? Was hat er dir getan?”
Antwort Abdi: „Weil, ich kenn’ ja ein’ Freund aus Kiel, und er hat zu den ganzen Kontakt, zu den ganzen Rappern. Und die haben gesagt, die haben bei Fler, also Farid Bang hat bei Fler geklingelt und er hat nicht aufgemacht und die haben Karotten bei ihm vor die Tür gestellt.” Ende. An der darauf einsetzenden Stille ist abzulesen, wie sich auch dem Interviewer nur schwer erschließt, warum Abdi Fler Karotten in den Arsch stecken, ihn abstechen und ein ganzes Pistolenmagazin auf ihm leer machen will. Zumindest wissen wir jetzt, wer mit einem Taschenmesser um die Ecke geballert kommt, falls Mickie Krause Beef mit Didi Hallervorden bekommen sollte.
Natürlich kann sich Sky-music ähnlich wie TVStrassensound darauf berufen, dass Gillette Abdi durchaus wisse, was er da tue, dass er bloß „entertainen” möchte und alles doch ironisch betrachtet werden möge. Ironie ist aber eine rhetorische Raffinesse, die Inhalte durch ihr Gegenteil verkehrt und doch genau in dieser Art der Verstellung den Rezipienten in das eigentlich Gemeinte hineinzutäuschen trachtet. Dabei müssen wir keine Philosophen oder Psychologen sein, um Zweifel anzumelden, an einer Doppelbödigkeit des von Abdi Dargestellten. Andererseits muss dies auch nicht zum Kriterium gemacht werden, denn nur die wenigsten Künstler zeigen in ihrer Figur eine ironische Brechung, parodieren also das, was sie darstellen. Vor allem im Rap-Genre verbirgt sich selten mehr hinter dem zur Schau Gestellten als das Präsentierte selbst—die Darbietung verkommt bestenfalls zur Posse.
Was im Fall Gillette Abdi viel mehr zu beunruhigen scheint, ist die fehlende Distanz zu der ihm auferlegten Figur. Rappt ein Farid Bang über sein Vorhaben, alle Mütter seiner Hater zu ficken oder beschimpft er Fler als einen Hurensohn, den er abstechen will, dann weiß Farid, dann weiß Fler, wie das gemeint ist: Es ist ein Sprachspiel. Bei Abdi hingegen macht es zumindest den Anschein, als wenn er mit zunehmendem Verlauf seiner Kommerzialisierung immer mehr an das glaubt, was ihm eingeredet wird. Dass er zum Beispiel gefährlich und ein echter Rapper sei. Das ist er nicht. Rap beschränkt sich nicht auf die pure Beleidigung gestandener Künstler und Gefahr geht nur in den seltensten Fällen von einem zittrigen Einwegrasierer aus.
Grundsätzlich ist Vorsicht geboten bei dem, was hier zu sagen ist, denn nur die Wenigsten können den mentalen Zustand dieses Jungen beurteilen und damit auch zweifelsfrei die Frage beantworten, ob Gillette Abdi in einem nicht mehr zumutbaren Maße fremdbestimmt wird. Schon gar nicht darf hier von einer geistigen Behinderung ausgegangen werden und selbst wenn man dies täte, bestünde immer noch der berechtigte Einwand, inwiefern es zu verurteilen sei, wenn ein behinderter Junge seinem Traum, Gangsterrapper werden zu wollen, nachgeht. Vielleicht ist dies eine weitere Stufe zur wirklichen Inklusion—ein Gangsterrapper mit Behinderung. Ähnliches könnte auch für geistig eingeschränkte Pornodarsteller gelten: Wenn eine solche Person Spaß am Sex hat und schon immer Pornodarsteller werden wollte, wer sind wir, es ihr zu verbieten? Der Unterschied beim Sexflim ist bloß der, dass sich dort Menschen im gegenseitigen Einvernehmen zu einem Akt vereinbaren, wohingegen Abdi mit einer Karotten-Geschichte auf andere Künstler scharf gemacht wird, denen er den Tod wünscht.
Was außerdem gegen das Lass-den-Jungen-doch-seinen-Spaß-haben-Argument spricht, ist die Weise wie Abdis Karriere aufgebaut wird. Wenn sich dort tatsächlich Menschen zusammengetan hätten, die offen und transparent den Jungen bei seinem Wunsch, Musik machen zu wollen, unterstützten, wäre das eine tolle Geschichte. Stattdessen wird von den Verantwortlichen ein großes Versteckspiel betrieben und das leuchtende Sky-music ist dabei nicht ausgenommen, denn: Auf der offiziellen Seite rühmt man sich mit den großen Namen. Unter der Rubrik „Künstler” werden alle, die man unter Vertrag hat, mit ihrem Pressefoto zur Schau gestellt. Doch Abdi? Von ihm nicht die Spur. Weder unter der Sparte YouTube-Stars, noch unter RnB & HipHop (die beide passenderweise unter das Ressort von Abdis Manager Amir Ashtiani fallen). Es wirkt so, als wäre Abdi schlecht fürs Geschäft, weil jeder ahnt, was da mit ihm veranstaltet wird. Es scheint, als habe man die ernsthaften Künstler gerne in der Vitrine stehen, aber Typen, wie Abdi parkt man heimlich in der zweiten oder dritten Reihe. Im Stillen soll er wie ein russischer Tanzbär durch Deutschland, die Schweiz oder Österreich tingeln, und sich auf seinem YouTube-Channel weiter zum Idioten machen. Das perfide Element an der ganzen Nummer ist doch, dass da ein offensichtlich kognitiv eingeschränkter Junge ins Rampenlicht gestellt wird und das gesamte Umfeld im Verborgenen zusieht, wie auf sozialen Kanälen und in den Kommentarleisten die Scheiße über ihn hereinbricht. Und das Ausmaß an Spott ist gewaltig. Die Würde dieses Menschen war mal unantastbar.
Aber vielleicht sieht die Realität auch ganz anders aus und Gillette Abdi ist gar nicht ohne Schulabschluss, sondern hat einen Doktor in Maschinenbau gemacht, heißt mit bürgerlichem Namen Lars-Dieter Hoffmann und die Kunstfigur mit dem Rasiermesser in der Hand ist bloß zur Zerstreuung da, wenn er in seiner Freizeit mal keine neuen Achtzylinder-Reihenmotoren im Daimler-Werk entwickeln muss. Dann waren wir so was von auf dem Holzweg und Gillette Abdi samt Sky-music haben uns so richtig vorgeführt. Trotzdem: Solange keine Klarheit über die geistige Verfassung des Jungen besteht, behalte ich mir den Wunsch vor, einige Personen aus dem konkreten Umfeld von Gillette Abdi mit Benzin rasiert zu sehen.
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