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Beziehung gegen Geld: Wie es ist, mit einem Sugardaddy zusammen zu sein

Ein Strauß roter Rosen, die ein Mann hält, während er in der geöffneten Tür eines Cabrios sitzt. Das Bild verbindet Romantik und Reichtum und passt damit perfekt zu dem Artikel über Sugardaddys, den es j

Christoph ist 49, Franzi dagegen 22. Der große Altersunterschied ist nicht das einzig Ungewöhnliche an ihrer Beziehung. Sie begann auf einer Datingwebseite für Sugardaddys. Männer schreiben dort in ihre Profile, was sie wöchentlich oder monatlich zahlen könnten, um das Leben meist jüngerer Frauen zu finanzieren. Im Gegenzug erwarten sie mindestens deren Zuneigung.

Von einem Swipe nach rechts zu einer Reise nach New York, Urlaub auf den Malediven und aufwendigen Geschenken – so in etwa beschreibt Franzi ihr Leben, seit sie Christoph kennengelernt hat. Er ergreift im Gespräch häufiger das Wort. Sie stimmt oft nickend zu oder hält bestärkend seine Hand. Zusammen wirken sie wie ein eingespieltes Team.

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Aber kann so eine Beziehung wirklich über einen Austausch von Schönheit und Geld hinausgehen? Und wie gehen die beiden, die in diesem Artikel anonym bleiben möchten, mit dem offensichtlichen Machtgefälle in ihrer Beziehung um?

VICE: Mit welcher Erwartungshaltung habt ihr euch bei der Sugardaddy-Webseite angemeldet?
Franzi: Ich hatte gefühlt alle Dating-Apps durchgespielt, Bumble, Tinder und Co. Über YouTube bin ich auf mysugardaddy.eu gestoßen und habe es einfach mal ausprobiert. Ich hatte gar nicht die Intention, eine Beziehung oder jemanden zum Daten zu finden. Ich wollte einfach nur schauen, was da so abgeht.
Christoph: Ich kannte Tinder natürlich auch. Für einen Mann ist es unheimlich anstrengend, sich da zu präsentieren. Man will natürlich auch nicht protzig sein und mit Geld und Besitztümern angeben. Daher habe ich stattdessen bei dieser Webseite geschaut, ob da jemand ist, der mir gefällt und mit dem ich hin und wieder etwas Zeit verbringen möchte. Ich bin ein großzügiger Mensch und gebe auch gerne. Geben und Nehmen ist meine Lebensdevise.


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Habt ihr gezielt nach jemandem gesucht, der jünger, beziehungsweise älter ist?
Christoph: Ja, das auf jeden Fall. Ich bin verheiratet und meine Frau ist auch etwa zehn Jahre jünger. Ich tendiere da anscheinend zu jungen Frauen.

Auf Außenstehende könnte eure Beziehung wie eine Transaktion von Schönheit gegen Geld wirken. Ist sie das?
Franzi: Er hat mich immer so akzeptiert, wie ich bin und schreibt mir nicht vor, wie ich aussehen soll. Ihm gefällt eigentlich alles.
Christoph: Hübsche Frauen, die sich anbieten, gibt es reichlich. Mir war wichtig, dass ich jemanden finde, mit dem ich eine Wellenlänge habe. Ich habe auch nicht das Gefühl, der alte, dicke, schwitzende Mann zu sein, der eine hübsche Frau sucht. Aus irgendeinem Grund hat sie mich ja auch angeschrieben. Aber nicht weil sie irgendwelche Dollarzeichen im Auge hatte.

Wie war euer erstes Treffen?
Franzi: Ich ging erst davon aus, dass er gar nicht echt ist. Dann habe ich mich gefreut, dass er es doch ist und seinem Profilbild auch ähnlich sieht. Wir sind am Aachener Weiher spazieren gegangen und er hat mich gefragt, ob er meine Hand halten kann. Hinterher sind wir in die Wohnung gegangen und es hat irgendwie gematcht. Das hätte ich gar nicht erwartet.
Christoph: Meine Erwartung war nur, jemanden Nettes zu finden, der mir optisch gefällt und mit dem ich Lust habe hin und wieder meine Freizeit zu verbringen – ich habe nicht viel davon.

Wann wusstet ihr, dass es etwas Ernstes zwischen euch ist?
Christoph: Ich habe schon am Anfang gemerkt, dass ich gern Zeit mit ihr verbringe. Ich fand es schön, dass sie anscheinend von mir begeistert war und dass das Materielle ihr gar nicht so wichtig zu sein schien. Ich bin immer offen mit unserer Beziehung umgegangen, meine Frau wusste relativ früh Bescheid. Wir haben dann immer mehr Zeit miteinander verbracht, bis es schließlich fast meine komplette Freizeit war. Ich habe ihr schon nach zwei Wochen die Schlüssel zu meiner Kölner Wohnung gegeben. Wenn ich dann abends spät nach Köln kam, war es praktisch, dass sie schon da war und wir direkt etwas unternehmen konnten.

Du bist mit einer anderen Frau verheiratet und führst also noch ein ganz anderes Leben. Wie integrierst du Franzi in dieses Leben?
Christoph:
Mein Lebensziel war das klassische Familiending: Haus, Heiraten, Kinder kriegen. Jetzt sind meine Frau und ich natürlich ein Stückchen voneinander entfernt, also in jedem Fall körperlich. Emotional hängt man natürlich aneinander, wenn man sich so lange kennt. Wir haben dann gesagt, unsere Kinder sollen ihren Lebensmittelpunkt haben, wie das in einer Familie üblich ist. Wir halten einander den Rücken frei, so lange, bis die Kinder groß sind. Und wo Platz und Zeit ist, kann jeder auch seinen neuen Partner einbringen.

Was ist die wichtigste Regel eurer Beziehung?
Christoph: Familie hat Vorfahrt. Wenn Franzi mich heute konfrontieren würde, “Ich oder die Familie”, dann wüsste sie, dass ich mich für die Familie entscheiden würde. Das hat etwas mit Verantwortung zu tun.

Auf der anderen Seite ist Franzi die Frau Nummer eins in meinem Leben. Sie weiß auch, dass diese Situation die nächsten zehn Jahre so bleiben wird, bis mein Jüngster volljährig ist. Dafür nutzen wir alle uns zur Verfügung stehende Zeit und Raum für Zweisamkeit. Und wir waren zum Beispiel auch gemeinsam mit den Kindern im Urlaub.

Wie gehst du damit um, Franzi?
Franzi: Mich hat die ganze Situation schon verunsichert und ich habe es auch erst mal geheim gehalten. Dann habe ich meiner Mutter davon erzählt und sie fand es zunächst schwierig. Dennoch meinte sie, mach ruhig, da sie selbst früher etwas verrückt war. Allein in dem Alter damit klarzukommen und einzuordnen, dass da jetzt noch eine andere Frau ist, ist nicht leicht. Da fragt man sich natürlich, ob er mir etwas verheimlicht oder insgeheim doch was mit seiner Frau hat. Aber das hat sich alles ein bisschen gelockert, als ich sie und die Kinder kennengelernt habe.

Christoph, hat sich deine Frau nie an deiner Beziehung zu Franzi gestört?
Christoph: Nie will ich nicht sagen. Franzi ist zu Hause gern gesehen, sie und meine Frau können sich leiden. Aber ich achte sehr darauf, dass zu Hause meine Frau wohnt und Franzi dann mal gerne da ist, aber nicht mehr als das. Deshalb verbringen Franzi und ich viel Zeit in Köln oder unterwegs.

Was sagen deine Frau und deine Kinder dazu, wie du Franzi kennengelernt hast?
Christoph:
Die wissen das nicht, ich gehe damit generell nicht hausieren. Das Argument, dass Franzi nur jemanden mit viel Geld gesucht hat, kann ich aber direkt entkräften. Sie kennt das nicht anders von zu Hause. Ich gebe in meinem Familien- oder Bekanntenkreis immer an, dass Franzi reich und berühmt ist. Sie kommt wirklich aus gutem Hause und kann sich ein schönes Leben leisten.
Franzi: Ganz gelogen ist das nicht. Ich habe immer alles bekommen, was ich wollte, aber eben von meinen Eltern. Einmal hat mir jemand vorgeworfen, dass wir einander nur ausnutzen würden. Aber die Freundinnen, die ihn kennen, finden ihn super sympathisch. Auch meine ganze Familie, meine Großeltern und Eltern kennen ihn.

Hat Christoph in eurer Beziehung mehr Macht als du, allein aus finanziellen Gründen?
Franzi: Natürlich hat er, was das angeht, mehr Ressourcen. Er arbeitet und ist auch älter. Aber dennoch habe ich das Gefühl, dass wir auf Augenhöhe sind. Er nutzt mich in dem Sinne nicht aus oder sagt zum Beispiel, ich gebe dir das, aber dafür musst du das und das machen. Er ist wirklich sehr großzügig.
Christoph: Ich empfinde es als unheimlich wichtig, wenn man etwas gibt, dafür niemals etwas zu fordern. So etwas sehe ich in ganz, ganz vielen Beziehungen. Ich würde sogar mal vorsichtig sagen, dass in 90 Prozent der Beziehungen immer ein Einfluss oder Macht über den anderen ausgeübt wird. Oftmals tut das der Mann. Manchmal hat es etwas mit Finanzen zu tun, aber auch nicht immer. Ich finde aber schon, dass immer einer irgendwo die Oberhand haben muss. Das lebt vom gegenseitigen Respekt, von den Gemeinsamkeiten, die man findet.

Wirkt sich die Art eures Kennenlernens noch auf eure Beziehung aus?
Christoph: Ich habe es oftmals völlig vergessen. Ich wusste ganz schnell nicht mehr, wie diese Webseite hieß und es spielt für mich auch keine Rolle mehr. Ich weiß auch gar nicht, ob ich anderen davon schon viel erzählt habe, weil es mir schon ein Stück weit peinlich ist.
Franzi: Manchmal merke ich auch, dass es mir etwas peinlich ist, davon zu erzählen. Aber wir haben trotzdem eine ganz normale Beziehung. Es macht natürlich einen Unterschied, dass er mir teilweise Sachen schenkt, die ein gleichaltriger Freund mir nicht unbedingt hätte schenken können – etwa Urlaube. Beim zweiten Date durfte ich mir zum Beispiel einfach so ein Parfum aussuchen. Da dachte ich schon, OK, krass.

Was wäre, wenn Christoph plötzlich Normalverdiener wäre?
Franzi: Das wäre mir egal. Klar ist es toll, Geschenke zu bekommen oder tolle Reisen zu machen. Aber ich habe mich in seine Person verliebt, in seinen Charakter und sein Aussehen. Nicht in sein Geld. Ich habe vorher ab und zu mal jemanden gedatet, der auch etwas mehr Geld hatte und dann automatisch älter war. Aber genauso habe ich auch Leute in meinem Alter gedatet, die in einem kleinen WG-Zimmer gelebt haben. Das war mir in dem Moment nicht wichtig. Wenn der “Vibe” stimmt, ist der Rest völlig egal.
Christoph: Für mich hätte es einen sehr großen Unterschied gemacht, wenn ich kein Geld gehabt hätte. Durch das Geld war alles viel leichter. Dadurch kann ich mir die Wohnung in Köln leisten. Und ich kann meiner Frau versichern, dass es ihr dadurch keinen Deut schlechter gehen wird. Solang jeder hat, was er braucht, tut das keinem weh.

Welche finanziellen Mittel hattest du auf der Website angegeben?
Christoph: Eine Summe habe ich nicht reingeschrieben. Ich war aber überrascht, was manch hübsches Mädel auf der Seite pro Monat fordert. Größenordnungen von 500 bis 1000 Euro fand ich OK. Aber da waren genauso Frauen dabei, die regelmäßig 2.000 Euro plus haben wollten. Sowas wäre für mich überhaupt nicht in Frage gekommen. Ich könnte sicherlich drei, vier, acht Tausend im Monat abgeben. Aber das wäre absurd. Denn dann habe ich jemanden, der wirklich hinterm Geld her ist.

Würdet ihr euch nochmal auf dieser oder einer ähnlichen Datingseite anmelden?
Franzi: Ich glaube, es wäre schwierig, da noch mal jemanden wie Christoph zu finden. Das war einmalig. Die meisten haben kein Profilbild. Oder sie wirken einfach nur alt, nicht attraktiv oder ansprechend. Und es kann auch ein Fakeprofil dahinterstecken. Deswegen wahrscheinlich eher nicht.
Christoph: Einerseits hatte ich eine 100-Prozent-Erfolgsquote auf dieser Seite. Andererseits werden mittlerweile alle Datingplattform von Betrugsversuchen jeglicher Art überschwemmt. Die Wahrscheinlichkeit jemanden zu finden wird dadurch drastisch reduziert. Aber wenn man es ernsthaft angeht, mit ausreichend Zeit und Energie, dann kann man möglicherweise auch über so eine Seite wieder jemanden finden. Ausschließen würde ich es also nicht.

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