Diese Ausschreibung schien wie für ihn gemacht: „Leidenschaftlicher Gamer für maßgefertigte High Tech-Prothese gesucht.” Als der 25-jährige James Young diese Zeile letztes Jahr auf der Website von „The Alternative Limb Project” las, zögerte er nicht lang und bewarb sich noch am selben Tag. Er setzte sich gegen Hunderte andere Bewerber durch und darf heute einen speziell für ihn angefertigten Robotik-Arm sein Eigen nennen, der dem des Metal Gear Solid-Helden Snake nachempfunden ist. Vor wenigen Tagen präsentierte der Brite die Prothese auf der Body Hacking Conference in Texas.
James Young spricht bei der Body Hacking Conference in Texas über seinen Robo-Arm. | Video: The Alex Jones Channel/YouTube
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2012 war Young in London unter einen Zug geraten und verlor bei diesem Unfall einen Arm und ein Bein. An seine klobige Plastikprothese in krankenhausbeige konnte er sich nie so recht gewöhnen. „Für mich blieb sie immer ein Gerät, ein Fremdkörper. Ich hatte mir schon lange etwas gewünscht, das meine Persönlichkeit widerspiegelt.”
Bio-Hacker implantiert sich Chip, um Handys im Vorbeigehen zu hacken
Sophie De Oliveira Barata leitet „The Alternative Limb Project”. Ihre Prothesen sind weitaus mehr als nur funktional. Sie sind entweder täuschend echt oder regelrechte Kunstwerke. Inspiriert von dem Computerspiel Metal Gear Solid V: The Phantom Pain und in enger Zusammenarbeit mit dessen Verlag Konami entwickelte sie auch James künstlichen Arm, der zum Großteil aus Carbon besteht. Für die Kosten in Höhe von rund 60.000 Pfund kam das japanische Game Studio selbst auf.
Mit dem Arm kann James Young im Gegensatz zu Snake zwar weder Stromstöße austeilen, noch Gegner umhauen. Dafür hat die Prothese eine Reihe anderer cooler Features: So erlaubt James ein USB-Anschluss etwa, sein Telefon direkt an seinem Arm aufzuladen. Ein kleines Display zeigt ihm nicht nur aktuelle Mails und Twitter-Mitteilungen, sondern auch seine Herzfrequenz an. Und über ein Interface auf seinem Unterarm kann James sogar einen Quadrocopter bedienen. Der Robotik-Arm ist über ein Geschirr mit seinem Schulterstumpf verbunden.
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Sensoren an James Rücken messen seine Muskelbewegungen und ermöglichen ihm so, eine Flasche zu greifen, jemandem die Hand zu schütteln oder den Daumen nach oben zu recken. Die Hand, mit der die Prothese ausgestattet ist, stammt aus dem 3D-Drucker und wurde von Open Bionics entwickelt. Dieses Start-up gehört zum Bristol Robotics Laboratory, Großbritanniens führendem Forschungscenter für interdisziplinäre Robotik. „Aber um ehrlich zu sein”, verrät der 25-Jährige in einem Video, „das beste an dem Ding ist, wie es aussieht.”
Eine Operation soll den Bio-Hack bald perfektionieren. Über eine Crowdfunding-Seite sammelt James Geld für Titanium-Implantate—90.000 Pfund benötigt er dafür. Fürs Zocken braucht er den neuen Arm übrigens nicht. Als er sich von seinem Unfall erholte, perfektionierte er seine Ein-Hand-Technik, mit der er sich inzwischen wieder erfolgreich durch Videospiele schlägt. Gelegentlich nimmt er momentan noch das Kinn oder die Zähne zur Hilfe, um den Controller zu bedienen.
Teaserfoto: Screenshot aus dem Tweet des Fotografen Omkaar Kotedia (s.o.)