Es ist schwer, sich zu entscheiden, was an diesem Video das Beste ist. Die Tatsache, dass Christian Lindner mit 18 Jahren in der Schule eine mindestens 10 Zentimeter breite Krawatte mit dem Motiv eines Kuh-Hinterns getragen hat. Dass er sich für diesen Video-Dreh, in dem er seinen Erfolg als Jungunternehmer demonstrieren wollte, extra eine Mercedes-Limousine mietete und seine Klassenkameraden in einem gefakten Klassenzimmer drapierte.
Nein, wahrscheinlich sind es diese Sätze schierer Weisheit, die die Qualität des Videos ausmachen. Sätze, wie sie nur von jemandem stammen können, der zu Großem bestimmt ist, etwa dazu, eine Partei wie die FDP zu retten, die wegen der eigenen Inkompetenz aus dem Bundestag geflogen ist. Sätze wie: “Wenn man in der Schule sitzt und man sitzt seine Zeit ab, weiß, dass man telefonieren, den Kunden besuchen oder Arbeit erledigen muss, dann kommt man sich so vor, als sei die Zeit durch den Schredder gelaufen.” Oder: “Probleme sind nur dornige Chancen.” Er selbst überzeuge die Kunden seiner Werbeagentur “durch Kompetenz, die nicht akademisch domestiziert ist”.
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Aber bitte, seht selbst dieses Meisterwerk der Deutschen Welle aus dem Jahr 1997, das Stern TV so freundlich war mit der Welt zu teilen. Kein Motivationstrainer aus Las Vegas hätte es besser machen können.
Schon ein paar Monate, nachdem dieses Video entstanden ist, hatte Lindner so viel Geld verdient, dass er mit dem eigenen Porsche 911 zum Zivildienst fahren konnte. Aber selbst wenn der Weg zur ersten Umsatzmillionen nicht das primäre Problem von Teenies in Deutschland ist, hat das Video ein paar Botschaften: Ja, eure Haut wird echt irgendwann besser. Ja, vielleicht haben eure Eltern manchmal recht, wenn sie sagen, eure Klamotten sehen scheiße aus. Vielleicht seid ihr nicht auf dem Höhepunkt eures ästhetischen Einschätzungsvermögens. Für diese Lektionen sollte Deutschland dem FDP-Spitzenkandidaten dankbar sein.
