Traditionsvereine hin oder her, die deutschen Fußballvereine verfolgen bei ihren Wappen eine weitgehend einheitliche Politik. Ganz konservativ bleiben die Vereine ihren Logos so gut es geht treu. Doch während sich die Deutschen in der Regel auf kleine Anpassungen von Zeit zu Zeit beschränken, ändern englische Vereine ihre Wappen gefühlt häufiger, als sie ihre Trainer entlassen.
Nehmen wir zum Beispiel den FC Chelsea. Er folgte bei seinen munteren Wappenänderungen keinem bestimmten Schema. Zunächst war ein Abbild eines „Chelsea Pensioner”—eines ehemaligen Soldaten—das Markenzeichen des Londoner Fußballclubs. Danach versuchte man sich an einer Buchstabenkombination, die starke Ähnlichkeit mit dem heutigen Wappen der Glasgow Rangers aufweist. Der „Fehler” wurde allerdings nach einer Saison wieder behoben. Von da an wurde mehrfach zwischen Buchstabenlogo und kreisrundem Wappen gewechselt. Zentrale Figur ist dabei ein Löwe oder irgendwas in die Richtung.
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Der FC Arsenal ist seinem Wappen seit 2002 treu—was im englischen Wappen-Game extrem lange ist. Davor gab es haufenweise Veränderungen und einige Wappen hatten farblich wenig mit dem heutigen zu tun. Vor allem vor der Jahrtausendwende sahen die Embleme der Gunners eher nach Weihnachtsmann & Co. KG aus. Stadtrivale Tottenham steht Arsenal jedoch in punkto knallbunte Wappen in nichts nach.
Der FC Liverpool hat seit 2012 ein neues Wappen. Der aktuelle Entwurf spielt auf die ursprünglichen Wurzeln des Wappens an. Die Veränderung bezieht sich jedoch nur auf das Trikot. Als offizielles Vereinslogo, beispielsweise auf der Homepage, wird weiterhin das rot-grüne Logo mit „You’ll never walk alone”-Schriftzug benutzt.
Manchester City wird ab kommender Saison mit einem gänzlich anderen Wappen auftreten. Was zunächst wahllos wirkt, bekommt bei genauerer Betrachtung einen Sinn. Das neue Wappen beinhaltet typische Symbole der Stadt. Die „Red Rose of Lancaster” ist das Erkennungszeichen der Region und das „Manchester Ship” bezieht sich auf die Handelsvergangenheit der Stadt. Den Fans gefällt das Wappen jedoch nicht besonders. „Don’t fix what isn’t broken”, schreibt ein User bei Facebook, während der Kommentar „Worst badge ever” die meisten Likes erhält.
Ebenso wird Aston Villa ab kommender Spielzeit mit einem neuen Wappen auflaufen. Der Zeitpunkt wurde passend gewählt, denn Aston Villa wird nach einer katastrophalen Saison nächstes Jahr in der zweithöchsten Spielklasse an den Start gehen. Zusätzlich zum neuen Wappen änderte der Verein sein komplettes Erscheinungsbild und führte beispielsweise eine neue Font für Homepage und Stadionheft ein. Ziel der Aktion ist laut dem Verein, „eine bessere Kommunikation über alle Medien zu ermöglichen”.
West Ham spielt ab nächster Saison im Olympiastadion der Spiele von 2012. Das vorherige Wappen hatte einen klaren Bezug zum alten Boleyn Ground, denn die klassischen Türme finden sich in der Haupttribüne wieder. Eine Veränderung des Vereinswappens war daher in diesem Fall unumgänglich. Über die finale Version ließ der Verein seine Fans abstimmen.
In Sachen Veränderung ist Cardiff City jedoch ungekrönter Weltmeister. Der Verein schaffte es nicht nur, innerhalb von knapp 20 Jahren ganze fünf Mal das Wappen zu ändern, sondern wechselte 2012 zusätzlich noch die Trikotfarben. Heimspiele trug man nicht mehr im traditionellen Blau, sondern plötzlich in Rot aus, weil die Farbe dem Eigentümer Vincent Tan besser gefiel. Nach anhaltenden Fanprotesten beugte er sich schließlich zwei Jahre später und der Verein kehrte zu einer abgewandelten Form des alten Wappens zurück. Die Farbe der Trikots wurde auch wieder geändert.
Gründe für die häufigen Veränderungen in Großbritannien liegen sicherlich auch in ihrer Vereinsstruktur. In Deutschland waren die Bundesligisten zumindest alle einmal ein eingetragener Verein. Änderungen mussten und müssen auch heute teilweise noch von den Mitgliedern abgesegnet werden. In England haben Fußballvereine seit jeher eine Unternehmensstruktur, häufig sind es sogenannte Limiteds. Dort ist es für die Eigentümer weitaus einfacher, Veränderungen durchzusetzen. Teilweise werden Traditionen dabei über den Haufen geworfen oder man kehrt zurück zu traditionellen Wappen. In letzter Zeit neigten die Vereine häufig zu klaren und einfachen Wappen, denn diese sind besser für die Auslandsvermarktung oder die Digitalmedien geeignet.
In Deutschland ging der VfB Stuttgart genau den umgekehrten Weg. Auf Wunsch der Fans und unter frenetischem Jubel kehrte man beim Wappen zurück zur ursprünglichen Version. Der Schriftzug Stuttgart musste der Gründungszahl 1893 weichen, Lesbarkeit hin oder her. Bei Eintracht Braunschweig konnten Fans 2012 ähnliche Forderungen durchbringen und auch bei Hertha BSC waren die Fans der Auslöser einer Veränderung. Ihnen gefiel nicht, dass das Wort Berlin im Wappen redundant war. Bezüglich Vereinswappen oder -farben sind die deutschen Vereine jedoch noch lange nicht so wechselwillig wie die Briten. Hoffen wir, dass es auch so bleibt.