Eine TikTokerin hat sich versehentlich mit Engelstrompeten betäubt

Als die kanadische Musikern Raffaela Weyman und ihre beste Freundin auf dem Weg zu einer Party waren, erblickten die beiden eine große, gelbe Blume am Wegesrand. Die jungen Frauen blieben stehen und rochen mehrmals intensiv an der Blüte. 

Später fand Weyman heraus, dass sie dabei – ohne es zu wissen – ein potentes Halluzinogen inhaliert hatten, das aufgrund seines hohen Missbrauchpotenzials als eine der gefährlichsten Drogen überhaupt gilt.

"Als wir bei der Geburtstagsfeier unserer Freundin ankamen, ging es uns beiden plötzlich richtig dreckig und wir mussten wieder gehen", heißt es in Weymans dazugehörigem TikTok-Video, das inzwischen über 58.000 Likes bekommen hat und über 1.300 Mal geteilt wurde.

Am nächsten Tag wurde Weyman klar, dass es sich bei der gelben Blume um eine Engelstrompete gehandelt hatte. Engelstrompeten enthalten den Wirkstoff Scopolamin – ein hochwirksames und potenziell tödliches Halluzinogen, das auch "Burundanga" oder "Atem des Teufels" genannt wird.

"Wie sich herausstellte, ist die Blume extrem giftig, und wir haben uns wie zwei Idiotinnen versehentlich selbst unter Drogen gesetzt", steht in Weymans TikTok-Video.

Die VICE-Dokumentation über Scopolamin:

Scopolamin wird aus der glockenförmigen und auffällig gelben Blume normalerweise als Pulver oder Flüssigkeit extrahiert und kann dann entweder in einen Drink gemischt oder inhaliert werden. 2012 verglich VICE das Halluzinogen in einer Dokumentation mit "den heftigsten Roofies, die man sich vorstellen kann, nur eine Million Mal schlimmer".

"Das Schlimme an Burundanga ist, dass es dir deinen freien Willen quasi komplett nimmt. Aber du bist trotzdem wach und kannst noch sprechen", heißt es in der VICE-Doku. "Nach außen wirkst du vollkommen normal, aber du hast absolut keine Kontrolle mehr über dein Handeln. Das heißt, du folgst nur noch Anweisungen. Und so kann man dich komplett ausnutzen."

Engelstrompeten können aber auch hilfreich sein. Aus einigen ihrer Extrakten könne man zum Beispiel Medizin gegen Asthma oder Reiseübelkeit herstellen, schreibt die Los Angeles Times. Die Blumen fühlen sich dabei vor allem im frostfreien Küstenklima wohl. Und obwohl sie extrem giftig sind, kann man sie in den meisten US-Bundesstaaten ganz legal in den heimischen Garten pflanzen. Auch in Deutschland sind Engelstrompeten legal zu erwerben.

Während des Kalten Kriegs sollen sowohl die USA als auch die Sowjetunion Scopolamin wegen seiner hypnotischen Wirkung als eine Art Wahrheitsserum eingesetzt haben. Heute komme die Droge vornehmlich in südamerikanischen Ländern wie Ecuador und Kolumbien bei Verbrechen wie Überfällen oder sexualisierter Gewalt zum Einsatz, heißt es im Guardian, da sie die Opfer hörig und einfach zu manipulieren mache.

2015 wurden drei Mitglieder einer internationalen kriminellen Organisation in Paris verhaftet, weil sie Scopolamin eingesetzt haben sollen, um ahnungslosen älteren Menschen insgesamt mehrere Millionen Euro abzuknöpfen.

2020 erzählte eine Lyft-Fahrerin aus Atlanta dem Fernsehsender 11 Alive, dass zwei Männer versucht haben sollen, sie mithilfe der Droge zu entführen. Sie konnte sich allerdings noch retten, indem sie den Notfallknopf ihres Autos drückte und so sowohl ihren Arbeitgeber als auch die Polizei alarmierte.

Wenn man Scopolamin in größeren Dosen einatmet, kann es schnell gefährlich werden. Laut dem US-Außenministerium landen in Kolumbien – quasi dem Heimatland der Droge – deswegen jedes Jahr bis zu 50.000 Menschen im Krankenhaus.

"Scopolamin kann das Opfer für 24 Stunden oder länger bewusstlos machen. In großen Dosen kann es zu Atemversagen und zum Tod führen", heißt es in dem Bericht weiter.

Die Musikerin Raffaela Weyman kam da unterm Strich noch glimpflich davon, denn ihre versehentliche Einnahme von Scopolamin hatte für sie keine ernsthafteren Folgen.

"Als ich nach Hause kam und einschlief, hatte ich die verrücktesten Träume und zum ersten Mal in meinen Leben Schlaflähmung", schreibt sie in ihrem TikTok-Video.

"Das Ganze ist hochgiftig und verursacht Halluzinationen und einen zombie-ähnlichen Trancezustand", heißt es unter einem Folgevideo von Weyman bei Instagram. "Also gebt euch lieber weiter meine Musik und keine Blumen, die ihr draußen auf der Straße seht."

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