Foto von Philip Nürnberger
„Auf der Erde kennt keine Sau CoCo Brown. Deshalb schießt ihr Management sie ins All.“
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So mein erster Gedanke, als ich vom Space-Trip des „Pornostars“ CoCo Brown erfuhr. Ein Name, den ich zuvor noch nie gehört hatte. Und dabei kenne ich sogar die eklige Nachbarin Gerda. Außerdem sämtliche Cam-Girls dies- und jenseits des Atlantiks. xxxextremsexyxxx und Meli-Deluxe und wie die alle heißen.
Einige Tage lang berichtete jedes Käseblatt, online wie offline, von der bevorstehenden Sternentour der US-amerikanischen Ganzkörperkünstlerin und Wahlberlinerin Brown.
So wird im März 2014 ein spezielles Space Shuttle der niederländischen Aerospace Company SpaceXC zu einem eineinhalbstündigen Trip ins All starten. Der Spaß kostet 75.000 Euro. Ein teures, aber für den solventen Teil der Erdbevölkerung machbares Vergnügen. Kennt man ja.
„Warum nur berichtet also jeder darüber?“, fragte sich mein medial geschulter, irre kritischer Journalistenverstand, dem schnell klar wurde, dass diese Meldung mindestens so aufgepumpt war wie CoCo Browns Brüste auf einem alten Pressefoto. Während mein kluges Ich sich derartigen Fragen widmete, verliebte sich mein Frauentausch liebendes und irre unkritisches RTL2-Ich spontan in CoCos riesigen Arsch. Aber um den soll es ja gar nicht gehen.
Vielleicht ist die Geschichte von CoCos Ausflug zu den Sternen deshalb ein solcher Renner, weil der „Weltraum“ seit Felix Baumgartners „Kosmossprung“ den muffigen Mantel einer Sensation aus vergangenen Zeiten ablegen konnte und endlich wieder en vogue ist. Vielleicht, weil der Begriff „Porno“ noch immer Leser anzieht wie der Todesstern wagemutige Rebellen.
Aber ob nun „Candy ,Fick mich hart‘ Leipzig“ aus PR-Gründen eine Reise zu den Sternen unternimmt oder der hässliche Bäcker-Azubi von gegenüber selbiges tut—mir schwant nichts Aufregendes. Was soll schon groß passieren, bis auf dass sich der Hobby-Astronaut vor Nervosität in den Raumanzug pisst? Da berichte ich doch lieber über den ersten Spring Break Warnemünde, da wird’s heißer hergehen.
Anders wäre es, hätte CoCo Brown vor, als erstes menschliches Schwein im Weltall in die Annalen einzugehen und in galaktischen Sphären einen Porno zu drehen.
Das wäre geil.
Aber nein. Sex in der Schwerelosigkeit sei nicht geplant, so Brown. Sie fliegt ins All. Ende der Geschichte.
Na gut, nicht ganz. Sie plant, ihre Brüste zu fotografieren, mit der Erdkugel im Hintergrund.
Und weil das irgendwie doch ein Anfang ist und da das Internet Brüste und überhaupt halbnackte Frauen mag, beschließe ich, der Titten-im-Weltraum-Sache auf den Grund zu gehen.
Zunächst versuche ich herauszufinden, wann und wo CoCo Brown ein „Pornostar“ war. Oder ist. Tatsächlich hat Brown eineinhalb Jahre lang erfolgreich als Erotik- und Pornodarstellerin gearbeitet, diese Karriere aber bereits 2004 wieder an den Nagel gehängt. Und obwohl sie in dieser kurzen Zeit mit Preisen und Nominierungen überhäuft wurde, mit Dolly Buster drehte und sogar im Nicht-XXX-Film Antikörper mit Wotan Wilke Möhring und Heinz Hoenig auftauchte, kannten nicht mal meine sehr versierten Kontakte aus der Erwachsenen-Unterhaltungs-Szene Browns Namen.
Vielleicht ist das alles auch schon zu lange her. Vielleicht hätte ich es mal mit „Honey Love“ versuchen sollen, unter dem Namen war Brown ebenfalls aktiv.
Die Liste ihrer Filme ist kurz, aber prägnant, darunter reizende Titel wie Bomb Ass Pussy, Sperma Klinik, Sperma Hotel und CoCos Saug Service.
À propos „Saug Service“. Gibt es wirklich gar keine Hoffnung auf ein wenig Saug- und vielleicht sogar Reinsteck-Action, liebe CoCo?
„Nein“, antwortet die 34-Jährige, die ihre Brötchen mit gelegentlichen Model- und PR-Jobs verdient, und bläst sich den Pony aus der Stirn. „Während des Flugs werden nur der Pilot und ich an Bord sein, und ich würde gerne in einem Stück nach Hause zurückkommen.“
CoCo bekommt einen Einblick in die Schwerelosigkeit.Ach so. Und ich dachte, es läge daran, dass die Schwerelosigkeit den Geschlechtsverkehr erheblich erschwert bis unmöglich macht. Immerhin müssten die Fickwilligen mit Gurten oder Fesseln aneinander gebunden sein. Bringt ja nichts, wenn der Schwanz schön steif und hart ist, aber aus Zero-Gravity-Gründen unerreichbar in der anderen Ecke des Raumes umherschwebt, während die feuchte Vagina traurig und einsam ins Shuttle tröpfelt.
„Das ist natürlich auch ein Grund“, erklärt CoCo und schenkt mir ein vielsagendes Lachen, das ich beinahe so hübsch finde wie ihren prachtvollen Popo. „Und stell dir mal vor, meine Brüste wären echt, die würden in alle Richtungen schweben. Wie würde das denn aussehen?“ Sie lacht wieder. „Kannst du dir bestimmt denken.“
Hä? War das ein Angriff auf meine Brüste? Nein, dafür ist die Frau, die sich zu Beginn ihrer Pornolaufbahn weigerte, mit Ron Jeremy zu drehen, und für ihre Deepthroat-Fähigkeiten bekannt ist, zu sympathisch. Hat sie bestimmt nicht so gemeint.
„Aber fotografieren willst du deine Titten trotzdem?“, hake ich nach. „Klar, auch wenn das anfangs eigentlich nur ein Scherz war. Aber inzwischen wurde das so häufig geschrieben, dass ich es wohl tun muss. Zum Glück sind meine Brüste operiert, die bewegen sich keinen Millimeter.“
OK, Brüste gehen klar, aber kein Sex im All, verstanden. Schließlich ist Brown Co-Pilotin und eine unüberlegte Deepthroat-Attacke auf den Captain könnte fatale Folgen haben. Aber wie wäre es mit Wichsen im Weltraum? Wie schön es aussähe, wenn CoCo in die Schwerelosigkeit squirtete!
„Nee. Wenn ich da oben bin, werde ich andere Dinge im Kopf haben. Ich habe schon bei normalen Flügen immer diese Ohrenschmerzen. Hoffentlich bleiben die mir erspart. Eigentlich denke ich gerade nur daran. Alles andere ist momentan nebensächlich.“
Laaangweilig. Aber ich gebe nicht auf.
„Wenn dir im All ein Alien begegnen würde, so ein richtig geiles, oder Darth Vader—würdest du den bumsen?”
„Das klingt nach der perfekten Nerd-Fantasie!“ CoCo scheint begeistert. Und gibt zu, selbst ein Nerd zu sein. Ein Trekkie, der auf die Next Generation-Episoden steht, auf Captain Janeway, und der die Borgs vergöttert. Weil die so cool einen Planeten nach dem anderen assimilieren, Wissen und noch mehr Technologie ansammeln und so immer böser und unkaputtbarer werden. Und weil alle Angst vor den Borg haben.
Ob sie glaubt, selbst ein guter Flottenkapitän sein zu können, will ich wissen, als mir klar wird, dass ich auf meine Frage nach dem Alien-Bums keine Antwort bekomme. CoCo denkt kurz nach und sagt dann: „Ja. Weil ich keine Angst habe.” Sie streicht sich eine Ponyfranse aus der Stirn, während ich auf ihre perfekten Brüste starre. „Ein Captain zu sein, erfordert Mut. Und selbst, wenn du nicht mutig bist, musst du in der Lage sein, die anderen das Glauben zu machen. Ich denke, das kann ich gut.“
Vielleicht schießt CoCos Management sie tatsächlich ins All, weil sie auf der Erde keine Sau kennt. PR-technisch scheint es ja ein guter Schachzug zu sein. Ich hoffe nur für CoCo, dass die Aliens sie nicht für experimentelle Intergalakto-Pornos entdecken, in denen sie E.T.-ähnliche Kreaturen mit Schrumpelhaut auf einem OP-Tisch festschnallen und ihr den Mund mit dicken Außerirdischenpimmeln stopfen. Obwohl …
Captain CoCo Brown—ich weiß nicht, ob die Erde deine Weltraumskills braucht. Aber deine Brüste machen sie definitiv zu einem schöneren Ort. Bitte komm zurück.