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#Coronahelden: Diese Menschen haben ihren Job verlassen, um beim Impfen zu helfen

Collage mit drei Helfern des Impfzentrums, die wir zu

An einem Mittwochmorgen ist viel los vor dem Impfzentrum in Berlin-Charlottenburg. Immer neue Taxis reihen sich in die scheinbar nie endende Warteschlange ein. Angesichts des Lockerungschaos und steigender Inzidenzwerte stimmt dieser Andrang optimistisch. Diana Bade, Pressesprecherin des Malteser Hilfsdienstes, der die Abläufe in diesem Zentrum organisiert, sagt, es sei hier meistens noch viel voller.

Hier im Impfzentrum unter dem Berliner Funkturm, Messehalle 21, werden täglich bis zu 3.800 Personen geimpft. Neben medizinischem Fachpersonal, das die Impfungen durchführt, arbeiten hier 420 Angestellte des Malteser Hilfsdienstes sowie 180 Ehrenamtliche. Sie begleiten die Besucher des Impfzentrums durch den Prozess und sorgen dafür, dass sie sich gut aufgehoben fühlen. Die Hintergründe der Helferinnen sind verschieden. Flugbegleiter, DJs, Studierende, Leute aus dem Gastronomiebereich, Eventmanager.

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Wir haben mit ihnen gesprochen, um herauszufinden, wie ihr neues Leben als Impfhelferinnen und Impfhelfer aussieht.


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Marley, 29, Eventmanager

Impfhelfer Marley sitzt vor dem Impfzentrum in Berlin

Ich arbeite seit dem 28. Dezember 2020 hier im Impfzentrum der Malteser. Davor war ich Eventmanager in einer kleinen städtischen Eventagentur in Berlin-Kreuzberg. Ich wollte im Impfzentrum arbeiten, weil ich denke, dass jeder die Zeit, die er hat, nutzen soll, um der Pandemie entgegenzuwirken. Wir alle sind langsam genervt vom Lockdown. Wir alle wollen endlich wieder in den Urlaub fahren. Deswegen sollten wir unseren Teil beitragen, damit wir im Sommer Urlaub machen können.

Mein Arbeitstag beginnt um 6 Uhr morgens. Ich überblicke hier sämtliche Arbeitsbereiche. Von der Aufbereitung des Impfstoffs bis zur Registrierung der Gäste überprüfe ich, dass die Arbeitsplätze mit dem nötigen Arbeitsmaterial bestückt sind. Vom Kugelschreiber über die Impfspritze bis zur Weste. Ich sorge dafür, dass alle pünktlich anfangen können.

Der Arbeitsalltag unterscheidet sich sehr von dem eines Eventmanagers. Positiv aufgefallen ist mir die Regelmäßigkeit. Als Eventmanager war ich mit der Arbeit fertig, wenn das Event fertig war. Hier habe ich eine Schicht, die ich beende und dann an meinen Kollegen aus der nächsten Schicht übergebe. Negativ war am Anfang die Startzeit um 6 Uhr morgens, da musste ich mich erstmal daran gewöhnen. Mittlerweile funktioniert es aber ganz gut mit dem früh aufstehen.

Am besten gefällt mir unser Team, das ist super divers. Mein Chef, der ursprünglich eine andere Malteser Einrichtung leitet, ist für die Gesamtlogistik verantwortlich. Und das sogar während seiner Elternzeit. Ein anderer Kollege ist eigentlich Barchef. Wir sind motiviert und engagiert. Das macht Spaß.

Was das Impfen betrifft, kann ich keine genauen Zahlen sagen, aber wir sehen, dass wir einen regelmäßigen Verbrauch an Materialien haben. Wenn ich Feierabend mache, sehe ich die immense Anzahl der Taxis, die hier durchgedrückt werden. Von daher gehe ich davon aus, dass es stetig und regelmäßig läuft.

Inan, 48, Restaurantbesitzer

Impfhelfer Inan steht vor dem Impfzentrum in Berlin

Ich bin Inhaber des australischen Restaurants “Corroboree” im Sony Center. Dort war ich vor dem Lockdown verantwortlich für die Leitung, sowie die Geschäftsführung. Seit dem 28. Dezember 2020 arbeite ich im Impfzentrum in der Berlin Messe. Ich wollte hier arbeiten, weil ich etwas dagegen tun wollte, dass Menschen an Corona erkranken und sterben. Ich wollte nicht mehr tatenlos zu Hause rumsitzen, sondern anpacken und aktiv etwas gegen die Pandemie tun.

Ich arbeite etwa vierzig Stunden in der Woche. Um 7:30 Uhr beginnt meine Schicht. Ich bin dann bis 16 Uhr da und betreue unsere Impfgäste. Das sind vorwiegend ältere Menschen und auch medizinisches Personal. Das ist ein Unterschied zu meiner Arbeit im Restaurant. Hier habe ich vor allem mit älteren Menschen zu tun. Wenn sie reinkommen, begleite ich sie durch alle Stationen. Das ist das beste an meinem Arbeitsalltag. Ich darf älteren Mitmenschen dabei helfen, die Impfung gut zu überstehen. Es ist meine Aufgabe, dass sie ein gutes Gefühl haben im Impfzentrum und mit einem positiven Gefühl entlassen werden. Wir bekommen auch das Feedback, dass es sehr gut mit dem Impfen vorangeht. Die Menschen, die geimpft werden, verlassen das Impfzetrum sehr zufrieden.

Franzi, 35, Journalistin und Autorin

Franzi, die stellvertretende Leitung, steht vor dem Impfzentrum in Berlin

Ich bin Journalistin und Autorin, im vergangenen Jahr habe ich bei Daimler das Mobility Lab aufgebaut. Im März 2020 bin ich an Corona erkrankt. Ich war länger krank und hatte verschiedene Nachwirkungen, zum Beispiel was meine Lungenkapazität angeht. Das hat mich sehr beschäftigt. Ich habe mich dann auch sehr mit dem Thema Fake News und Lügen rund um die Coronapandemie auseinandergesetzt. Es war mir also ein großes Bedürfnis, meinen Teil dazu beizutragen, dass wir alle die Pandemie beenden. Im Januar habe ich im Impfzentrum als stellvertretende Leitung angefangen und seitdem ist kein Tag wie der nächste.

Unsere Verantwortung als Leitungsteam liegt natürlich einerseits in der Struktur und Organisation für das Impfzentrum, sowie außerdem darin dafür Sorge zu tragen, dass die Menschen in unserem Team die Bedingungen haben, den Job machen zu können, für den sie eingestellt wurden. Man darf nicht vergessen, dass das oftmals Jobs sind, die wir alle noch nie in dieser Form gemacht haben. Eine globale Pandemie hat unsere Generation davor ja auch noch nicht erlebt. Wir lernen jeden Tag etwas Neues dazu. An meinem Arbeitsalltag schätze ich zwei Punkte besonders. Ich freue mich zu sehen, wie Leute aus den verschiedensten Bereichen zu einem Team zusammenwachsen und einen höllenbombengeilen Job machen. Und der zweite Punkt sind die Menschen, die bei uns im Zentrum geimpft werden. Wir bekommen so viel Dankbarkeit zurück und erleben so rührende, schöne Momente. Das ist einfach toll.

Unsere Aufgabe ist, die Menschen durch den Impfprozess zu begleiten: So merken wir jeden Tag, wie gut der Impfprozess im Zentrum vorankommt. Und das kommt auch richtig gut an. Die Leute kommen mit ganz verständlichen Ängsten und Sorgen rein. “Oh Gott, was erwartet mich.” “Habe ich alle meine Unterlagen?” “Was passiert denn genau in der Impfkabine?” Wenn die Gäste rausgehen, ist die Reaktion meistens: “Das war ja ganz einfach! Es war immer jemand da, der mich begleitet hat.”

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