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Neue Studien garantieren einen Anstieg des Meeresspiegels um drei Meter

Zwei neue Studien bestätigen eine Erhöhung des Meeresspiegels um mindestens drei Meter in den nächsten Jahrzehnten, während in der Antarktis ein riesiger Gletscher zusammengebrochen ist und unwiederbringlich abschmilzt.
Die durch den Hurrikan Sandy verursachte Flut
Die durch den Hurrikan Sandy verursachte Flut. Bild: U.S. Air Force photo by Master Sgt. Mark C. Olsen/ WikimediaGemeinfrei

Nach neuesten Studien kann ein Anstieg der Meeresspiegel weltweit um mindestens drei Meter als sicher gelten. Und zur beunruhigenden Illustration dieser Erkenntnisse bewahrheitet sich aktuell im Westen der Antarktis eine jahrzehntealte Befürchtung von Gletscherforschern: Der Thwaites Gletscher mit seinem über drei Kilometer dicken Eisschild beginnt zusammenzubrechen und wird somit unaufhaltbar weiter abschmelzen.

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Zwei in dieser Woche veröffentlichte Studien warnen eindringlich, dass wir uns in den nächsten Jahrzehnten unbedingt auf einem erhöhten Pegel von drei Metern an unseren Küsten vorbereiten sollten. Das bestätigt sowohl die NASA, als auch Gletscherforscher, die ihre gesamte Karriere darauf verwendet haben das langsame und zunehmend unumkehrbare Schmelzen des permanenten Eises auf unserem Planeten zu untersuchen.

Für Hamburg beispielsweise wird ab einem Pegel von 3,50 über Normalnull von einer Sturmflut gesprochen. Bei Orkan Xaver im vergangenen Dezember stand der Fischmarkt bei einem Wasserstand von 6 Metern mannshoch unter Wasser. Und auch wenn St. Pauli und die Hansestadt heute grundsätzlich relativ gut geschützt sind, so könnte die jüngste Entwicklung ernst zu nehmende Folgen für tiefliegende Gebiete wie die dichtbesiedelte Elbinsel Wilhelmsburg haben. Bei der Flutkatastrophe von 1962 überflutete ein Wasserstand von 5,70 die Straßen meterhoch.

Auch wenn die deutschen Küsten und Hamburg dank aufwändiger Deichsysteme relativ gut gesichert sind, so würde ein Anstieg der Meeresspiegel den Wohnort zahlreicher Menschen in Küstennähe bedrohen. In den USA wären beispielsweise 99,5% der Bevölkerung von Louisiana betroffen—und Katrina könnte in wenigen Jahrzehnten nur noch als ein harmloser Vorbote der Entwicklung angesehen werden.

Selbst wenn du nicht in einer der gefährdeten Küstenregionen wohnst, wird ein gestiegener Meeresspiegel auch dein Leben betreffen. Denn entweder kostet es unsere Gesellschaft horrende Summen, die Deiche an die veränderte Umwelt anzupassen oder aber ein allgemeines Chaos droht die gesamte Bevölkerung zu erfassen, denn, zum Beispiel ein großer Hurrikan, kann weit über die Küste hinaus fatale Auswirkungen haben. Ein um mehrere Meter erhöhter Meeresspiegel birgt allgemein für die Gesellschaft ein großes destabilisierendes Potential.

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Das alles passiert wirklich. Nichts kann es jetzt noch aufhalten.

Bis der folgenschwere Anstieg der Pegel sich vollzogen hat, kann es immerhin noch Jahrzehnte dauern. Im Westen der Antarktis werden die gigantischen Eisschilde langsam von unten gewärmt und dann durch heftige Winde auseinandergerissen—ein weiteres Feature der Erderwärmung vor dem Klimaforscher warnen. Im grönländischen Eisschild und anderen großen arktischen Eisspeichern stecken momentan umgerechnet 60 Meter gestiegener Meeresspiegel—eine Zahl, die die fragile und entscheidende Rolle der Arktis verdeutlichen sollte.

Ob die Menschheit es schafft, das verbleibende ewige Eis abzuschmelzen, wird auch davon abhängen, ob wir uns dazu durchringen können, den globalen Ausstoß an Kohlendioxid in weniger rasantem Ausmaß zu erhöhen. Sollte uns das nicht gelingen, steht viel mehr auf dem Spiel als der Hamburger Fischmarkt. Wenn wir schlau sind, dann einigen wir uns schnell auf eine Eindämmung der von uns verursachten Umweltverschmutzung und beginnen mit der Planung für eine Zivilisation mit angestiegenem Meeresspiegel. Leider haben wir uns bislang dabei nicht allzu smart angestellt.

Und wer mir oder der New York Times nicht glauben mag, dem seien die Worte von Thomas P. Wagner, dem Chef des NASA Programms zum Polareis ans Herz gelegt: „Das alles passiert wirklich. Nichts kann es jetzt noch aufhalten."