Dänemarks Teenage Moslem Superstar Poet

Foto von Morten Holtum (mit freundlicher Genehmigung von Gyldendal)

Yahya Hassan ist ein 18-jähriger muslimisch-palästinensischer Einwanderer, der mit einem schmalen Gedichtband in Dänemark zum Sozialkritiker, gefeierten Autor und allgemeinen Troublemaker avanciert ist. Seit seine nach ihm selbst benannte Gedichtsammlung im Oktober erschien, wird er durch die dänischen Medien gereicht und das nicht zuletzt wegen des Inhalts des Bands. Seine Gedichte, die auf Dänisch und ausschließlich in Großbuchstaben geschrieben sind, sind voller Wut auf die Generation seiner Eltern, der er vorwirft, heuchlerisch zu sein und ihre Kinder im Stich zu lassen. Das liest sich dann z. B. so:

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DU DU BIST MUSLIM?/ DU DU WEISST NICHT/ OB DU HALAL ODER HARAM WILLST/ DU DU WEISST DU WILLST HARAM/
ABER DU DU TUST SO ALS WOLLTEST DU HALAL/ DU DU WILLST KEIN SCHWEIN/ MÖGE ALLAH DICH FÜR DEINE
ESSGEWOHNHEITEN BELOHNEN.

Einige seiner Gedichte schildern eine von Missbrauch geprägte Kindheit; Yahya wuchs in einer armen Gegend von Aarhus auf und ließ sich schon im jungen Alter auf kriminelle Machenschaften ein. Er gibt dafür vor allem seinen Eltern die Schuld. „Meine Eltern meinten, kaum dass sie am Flughafen von Kopenhagen gelandet waren, dass ihre Rolle als Eltern nun beendet sei“, berichtete Yahya der dänischen Zeitschrift Politiken in dem am 5. Oktober veröffentlichten Interview. Er ist ein häufiger Gast in Fernsehsendungen, wo er offen über andere junge Muslime spricht. Sein Band verkaufte sich in den ersten 24 Stunden nach Veröffentlichung bereits 11.000 Mal. Insgesamt sind 100.000 Kopien gedruckt worden, was das Buch zur erfolgreichsten Lyrikveröffentlichung aller Zeiten in Dänemark macht. Seine muslimischen Mitbürger bringen Yahya allerdings sehr viel weniger Zuneigung entgegen. „Für viele junge Muslime ist der Islam ein Identitätsmerkmal“, sagt Helle Lykke Nielsen, ein Spezialist für den Nahen Osten und Integration an der Universität von Süddänemark. „Sie fühlen sich von Yahyas Gedichten in ihrer Identität angegriffen.“ Yahya ist von seinen Kritikern auch schon tätlich angegriffen worden. Am 18. November wurde der Dichter von einem radikalen Moslem attackiert. Später gab er in Vollsmose, einer von Armut gezeichneten Vorstadt von Odense, in der viele Muslime wohnen, eine Lesung. Die Behörden hatten wegen der Veranstaltung derart große Bedenken, dass sie Yahya Bodyguards zur Seite stellten und für die gesamte Stadt ein Flugverbot ausriefen.

Helle sieht Yahyas Gedichte als positive Entwicklung—und hält die wütenden Reaktionen für eine Folge der Eingliederung der muslimischen Immigranten in eine Gesellschaft, in der die Menschen frei über ihre Religion sprechen und andere in den Medien kritisieren. „Die dänischen Muslime werden sich daran gewöhnen müssen, dass über den Islam diskutiert werden kann“, sagte er. „Es ist ein wichtiger Schritt in Richtung Integration.“