Das hier sind wirklich keine Fotos sondern hyperrealistische Zeichnungen

Im Gegensatz zu vielen anderen hyperrealistischen Künstlern versucht Arinze Stanley nicht, die Realität durch besonders leuchtende Farben zu replizieren. Der nigerianische Künstler verlässt sich einzig und allein auf Kohle und Bleistifte. Mit diesen simplen Werkzeugen erschafft er beeindruckende Kunstwerke, die wie die schwarz-weiß Porträts von preisgekrönten Fotografen aussehen. Jedes Detail in Stanleys Bildern ist außergewöhnlich und wunderschön und unterstreicht die faszinierenden Gesichter und Persönlichkeiten seiner nigerianischen Mitmenschen. Ebenso interessant wie die fertigen Bilder ist ihre Entstehungsphase. Auch wenn den unfertigen Bildern noch einzelne Details wie Hände oder Teile des Gesichts fehlen, stehen sie in ihrer Anziehungskraft und Ästhetik den fertigen Werken in nichts nach.

Stanley, der aus dem Bundesstaat Imo in Nigeria stammt, interessierte sich schon früh für das Zeichnen. Wenn man seine Bilder betrachtet, könnte man meinen, dass er wenigstens irgendeine klassische künstlerische Ausbildung genossen hat. Doch weit gefehlt.

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„Ich habe mir schon immer durch meine Zeichnungen Ausdruck verliehen, obwohl ich nie Unterricht darin hatte”, erklärt Stanley gegenüber Creators. „Ich habe es mit Gottes Güte geschafft, mir die Kunst des Zeichnens anzueignen. Ich habe realistische Zeichnungen schon immer geliebt, doch meine Leidenschaft hat sich noch weiter verstärkt, nachdem ich 2012 ein paar hyperrealistische Künstler wie Kelvin Okafor, Joel Rea und Emanuele Descanio kennen gelernt habe.”

Was Stanley an diesen Künstlern wirklich bewundert, ist die große Disziplin, die sich in ihren Werken zeigt. Er ist auch sehr daran interessiert, wie sie es schaffen, starke Botschaften in ihren Kunstwerken auszudrücken mit den „bescheidenen Mitteln”, wie Stanley sie nennt: Bleistift und Farbe.

„Ich benutze nur sehr wenige Werkzeuge, von Kohlestiften bis zu Graphitstiften”, beschreibt Stanley. „Ich experimentiere mit vielen verschiedenen Techniken, wie der Kreuzschraffur oder Kritzelei, aber grundsätzlich fließt es einfach durch mich aufs Papier.”

„Manchmal kommt es mir vor, als ob garnicht ich die Kontrolle über meinen Stift habe”, fügt er hinzu. „Es ist fast eine Energieübertragung: Meistens fühlt es sich so an, als ob ich meine Energie durch einen Stift auf ein leeres Blatt Papier übertrage und so wird es zu Kunst.”

Stanley ist sich nicht sicher, wie lange er braucht, um die einzelnen Bilder fertig zu stellen, weil er beim Zeichnen oft das Zeitgefühl verliert. Er schätzt, dass er für die Fertigstellung einer Zeichnung zwischen 200 und 300 Stunden benötigt.

Stanley sieht in seinen Porträts die Möglichkeit, tiefe menschliche Emotionen in seinen Werken zu erkunden und darzustellen. Durch seine Werke möchte er sich mit dem Betrachter verbinden. Er will, dass der Zuschauer die einzelnen Details seiner Bilder wahrnimmt, aber auch ein Gefühl für den einzigartigen Ausdruck jedes einzelnen Motivs bekommt, die eine Bandbreite an Emotionen verkörpern – Nachdenklichkeit, Besonnenheit, Erschöpfung, Humor, Überraschung und viele andere.

Stanleys erste Ausstellung fand 2016 in der Omenka Gallery in Lagos statt, in der er seine Werke neben neun anderen Künstlern aus dem Bereich Realismus ausstellte. Diese Ausstellung ist einer von vielen Beweise dafür, dass es der nigerianischen Kunstszene nicht nur gut geht, sondern dass sie auch auf lokalen, regionalen und internationalen Ebenen floriert.

„Die Kunstszene in Nigeria wächst sehr schnell und erhält langsam auch international Anerkennung”, sagt Stanley. „An der nigerianischen Kunst gefällt mir vor allem die Vielfältigkeit. Es gibt hier so viele schöne Kunstarten, von der zeitgenössischen bis zur lokalen und anderen. Ich glaube zwar, dass die Kunstszene in Nigeria wächst und trotzdem denke ich, dass es immer noch sehr viel ungenutztes Potenzial gibt.”

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