Seit zwei Tagen sind die Bilder des majestätischen Vulkans Calbuco, der am Mittwoch nahe der chilenischen Hafenstadt Puerto Montt ausgebrochen ist, omnipräsent. Während es über 24 Stunden zu mehreren Explosionen kam, spuckte der Vulkan Millionen von Staub- und Aschepartikeln in den Himmel.
Die 15 Kilometer hohe Rauchsäule veranlasste die chilenischen Behörden nicht nur, alle Anwohner im Umkreis von 20 Kilometern zu evakuieren, sondern stieß auch in die untere Schicht der Stratosphäre vor. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit für einen sogenannten „vulkanischen Winter”, erklärt der US-Meteorologe Michael Ventrice auf seinem Blog.
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Foto: Carolina Barria Kemp CC-BY-SA 2.0
Wie Ventrice erläutert, habe der zweifache Ausbruch des Calbucos, der zu den drei gefährlichsten Vulkanen Chiles gehört, dreierlei Auswirkungen auf das Wetter. Zunächst mal stelle die in die Atmosphäre geschleuderte Asche (bestehend aus Gestein, vulkanischem Glas und kristallinem Material) natürlich eine Gefahr für die Luftfahrt dar. Der Flugverkehr in der Region wurde dementsprechend bereits eingestellt.
Außerdem könnten sich die in die Atmosphäre geschleuderten Partikel in positiv und negativ geladene Gruppen aufsplitten, was in starken Gewitterstürmen resultieren könne. Auch dieser Fall ist bereits eingetreten, wie eindrucksvolle Bilder aus der Region um Puerto Montt beweisen.
Und dann gibt es da noch eine dritte Konsequenz. „Ein vulkanischer Winter kann eintreten, wenn ein großer Vulkan ausbricht und Asche in die untere Stratosphäre schleudert”, so Ventrice gegenüber der chilenischen Tageszeitung La Tercera. Auf seinem Blog erklärt der Wissenschaftler:
„Wenn genug Asche und Staub in die untere Atmosphäre abgestoßen werrden, breiten sich diese Partikel durch atmosphärische/stratosphärische Winde über den ganzen Globus aus. Diese Zunahme von Aerosolen in der Athmosphäre/Stratosphäre führen dazu, dass die ankommende Sonnenstrahlung zurück ins All reflektiert wird, anstatt in die Troposphäre vorzudringen und die Erdoberfläche zu erwärmen.”
Die Troposphäre ist die unterste Schicht der Erdatmosphäre. Sie wird auch als Wetterschicht bezeichnet, da die in ihr stattfindende Luftdurchmischung aufgrund aufsteigender warmer und absteigender kalter Gase die Entstehung unseres Wetters ermöglicht.
Als bekanntestes Beispiel für einen vulkanischen Winter gilt der Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991, der zu einem zwei Jahre andauernden globalen Temperaturabfall um 0,5 Grad Celsius führte.
Ob der aktuelle Ausbruch des Calbuco einen ähnlichen vulkanischen Winter auslösen werde, sei noch unsicher, erklärt Ventrice, allerdings habe er das Potenzial, die globale Temperatur vorübergehend um ein bis zwei Grad Celsius zu senken.
Wir freuen uns schon auf das erste Start-Up, das mit künstlich provozierten Vulkanausbrüchen gegen den Klimawandel kämpfen will.