Der IS bringt Frauen Kochen, Krankenpflege und Filmemachen bei

Es gibt ein Sprichwort, das manchmal Napoleon, manchmal Friedrich II. zugeschrieben wird: Ohne Mampf, kein Kampf. Und der Islamische Staat ist keine Ausnahme.

Der IS versucht, seine Botschaft und seine Mission über die verschiedensten Kanäle zu übermitteln. Eine davon ist die Frauenorganisation al-Zawraa—eine Art Hauswirtschaftsschule für die Hausfrauen der Mudschahedin.

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Mit Hilfe von YouTube, Twitter und dem Pro-IS-Forum Al Platform Media (auch bekannt als al-Minbar al-‘Ilami al-Jihadi) lehrt al-Zawraa „weibliches Kunsthandwerk”, Krankenpflege und Erste Hilfe, Informationen über den Qu’ran und das Sharia-Gesetz und sie „bereitet Muslime auf den Dschihad vor”, klar. Auch im Angebot: Schnitt- und Designkurse für aufstrebende Filmemacher, was kaum eine Überraschung sein sollte, wenn man bedenkt, wie wichtig dem IS qualitativ hochwertig produzierte Videos sind.

Außerdem bringt al-Zawraa ihren engagierten Gefolgsfrauen das Kochen bei. Die Organisation hat eine Reihe von Rezepten veröffentlicht, die nur wenig exotische Zutaten oder spezielle Fähigkeiten erfordern, und den Fokus darauf legen, „Allahs Soldaten” zu ernähren, damit sie stark für den Kampf zur Etablierung eines weltweiten Kalifats sind. Jedes Rezept schließt mit einer Aufforderung zum Beten ab: „Wir bitten Gott, unseren Helden den Sieg zu bescheren und dass diese Rezepte ihnen dabei helfen werden.”

Wenn du jetzt an Cupcakes mit dem Takbir als Deko oder Salate, die kunstvoll in der Form des Schahāda arrangiert sind, denkst, dann müssen wir dich enttäuschen.

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„Schnelle” Fajitas für die Mudschahedin. Foto via al-Zawraa.

Ende Oktober veröffentlichte al-Zawraa ihr erstes Rezept—eine Art Energieriegel aus zerdrückten Datteln und Hirse—und weitere folgten bald: Eine Fleisch-, Hafer- und Gemüsesuppe, „schnelle” Chicken-Fajitas mit Baguette oder Pita statt Tortilla, und Reis „auf nabatäische Art” mit Gemüse. Und weil die Tex-Mex-Fajitas noch nicht westlich genug waren, gab es bald auch ein Pancake-Rezept.

Obwohl die Arbeit des IS durch die Frauenorganisation anfangs recht eigentümlich scheinen mag, gibt es genügend Fälle aus der Vergangenheit, in denen eine ähnliche Strategie verfolgt wurde. Der Reichsnährstand, der während des zweiten Weltkriegs für die Lebensmittelproduktion und -verteilung zuständig war, veröffentlichte Rezepte für die arischen Frauen, die wissen wollten, wie sie die Zutaten, die sie mit ihren Lebensmittelkarten bekamen, am besten zu einem leckeren Gericht verarbeiten konnten. Ein Gericht bestand ausschließlich aus alten Brotkrümeln, die in eine Suppe eingekocht wurden.

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Kartoffeln, Karotten, Mais und Paprika für die Fleisch- und Gemüsesuppe von al-Zawraa.

Das britische Lebensmittelministerium reagierte während des zweiten Weltkriegs auf Lebensmittelknappheit mit genau den gleichen Maßnahmen. Das amerikanische Unternehmen Katz’s Delicatessen forderte die Bürger mit seinem Slogan ebenfalls zur Unterstützung der Soldaten auf: Send a Salami to Your Boy in the Army.

Das Bemerkenswerteste an den Rezepten von Al Zawraa ist jedoch ihr alltäglicher Charakter. Einerseits fällt es leicht, sich über die Vorliebe für Nutella der IS-Kämpfer lustig zu machen, andererseits hält es uns auch vor Augen, dass sich ihre Ernährung nicht so sehr von unserer unterscheidet, wie manche vielleicht glauben.