Der nordkoreanische Propagandakrieg mit Seoul wird immer bizarrer

Schon 2004 wurde die DMZ zwischen Nord- und Südkorea vom Süden beschallt | Foto: imago | Kyodo News

Tage nachdem Seoul wieder begonnen hat, in Reaktion auf die jüngsten nordkoreanischen Atomtests sein Nachbarland mit K-Pop zu beschallen, hat Pjöngjang den Propagandakrieg eskalieren lassen: Flugblätter wurden über Südkorea abgeworfen, welche die Präsidentin Park Geun-hye mit einem Zombie verglichen und damit drohten, die vielen Feinde des Kim-Regimes „auszulöschen”.

Die südkoreanische Polizei hat am Dienstag bis zu 50.000 Propaganda-Flugblätter eingesammelt, die im Bezirk Dobong im Norden von Seoul verteilt lagen, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtet. Weitere 2.000 Flugblätter wurden Berichten nach in Mapo, einem westlichen Bezirk der südkoreanischen Hauptstadt, gefunden. Mehreren Quellen zufolge setzte das nordkoreanische Militär Ballons ein, um bis zu eine Million Flugblätter über die Grenze zu schicken, wobei der Großteil des Materials in der Provinz Gyeonggi im Norden Südkoreas gelandet sein soll.

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Bilder von den Flugblättern, die ins Internet hochgeladen wurden, zeigen eine Vielfalt von prahlerischen Botschaften, von denen sich viele auf die südkoreanischen Propaganda-Ausstrahlungen sind. „Lasst uns Park Geun-hyes Bande von Hunden totprügeln, dafür, dass sie wieder Propaganda senden und die Nord-Süd-Beziehung verschlechtern!”, hieß es auf einem Flugblatt.

Ein weiteres verkündete: „Hört auf, dumm zu sein und euch mit Provokationen des Nordens selbst zu gefährden!”

„Psychologische Kriegsführung gegen den Norden bedeutet, eine Lunte anzuzünden”, hieß es in einer Botschaft, die von der BBC übersetzt wurde. „Beendet die Beschallung unverzüglich!”

MUNCHIES: In den geheimen Küchen der nordkoreanischen Flüchtlinge

Am 8. Januar, zwei Tage nachdem Nordkorea eine Atomwaffe testete, bei der es sich nordkoreanischen Angaben nach um eine Wasserstoffbombe handelte, begann Südkorea damit, leistungsfähige Lautsprecheranlagen einzusetzen, um eine Mischung aus K-Pop-Hits und Botschaften gegen das Kim-Regime über die demilitarisierte Zone (DMZ) zu senden. Die DMZ ist ein stark befestigter, etwa vier Kilometer breiter Grenzbereich, der die beiden Länder seit dem Ende des Koreakriegs 1953 trennt.

Die Botschaften, die bis zu 24 Kilometer weit zu hören sein können, verkündeten unter anderem, die Atomtests würden Nordkorea isolieren und „in das Land des Todes verwandeln”, und kritisierten die Vorliebe des nordkoreanischen Diktators für Luxusgüter. „Kleidungsstücke für Kim Jong-un und Ri Sol-ju kosten jeweils Zehntausende Dollar, und ihre Handtasche ist auch Tausende wert”, sagte ein Sprecher. Ri Sol-ju ist die Ehefrau des nordkoreanischen Herrschers.

Nordkorea hat versucht, die Beschallung mit eigenen Lautsprechern an der Grenze zu übertönen, wie NK News berichtet. Nun soll Südkorea erwägen, elektronische Schilder entlang der Grenze zu positionieren, auf denen Propaganda-Botschaften und -Videos zu sehen sein sollen.

Die Flugblattaktion fiel zusammen mit dem Besuch des Vize-Außenministers (und damit des zweitwichtigsten Diplomaten) der USA, Tony Blinken, der in Seoul war, um mit südkoreanischen Funktionären eine mögliche Reaktion auf den nordkoreanischen Atomtest zu besprechen. Blinken war zuvor in Japan gewesen und hatte auf seiner Tour durch die Region als Nächstes Peking vor sich.

Manche der nordkoreanischen Propaganda-Botschaften konzentrierten sich auf die südkoreanische Beziehung zu den USA. Darunter war eine, in der es hieß: „Amerika, gib deine veraltete anti-nordkoreanische Politik sofort auf!”

Mehrere der Botschaften richteten sich an Park, die erste Frau im südkoreanischen Präsidentinnenamt. Die BBC berichtet, sie habe ein Flugblatt gefunden, das Park „menschlichen Dreck” nenne und auf dem eine Zeichnung zeige, wie sie in eine Mülltonne geworfen wird. Ein weiteres Flugblatt, das auf der Photosharing-Seite Imgur geteilt wurde, zeigte ein Bild von Park, in dem die Hälfte ihres Gesichts als Skelett gephotoshoppt worden war. Darauf wurde eine Rede, die sie vergangenes Jahr gab, als „wahnsinniges Gebrabbel einer Untoten” bezeichnet.


Ballon-Angriff auf Nordkorea: Propaganda über Pjöngjang


Pjöngjang ist berüchtigt für seine kriegerische Propaganda, die schon mal rassistisch oder sexistisch gegen Staatsoberhäupter anderer Länder werden kann. Das Regime hatte Park zuvor als „Prostituierte” bezeichnet und US-Präsident Barack Obama mit einem Affen verglichen.

Doch jenseits des intensivierten Wortkriegs hat der Atomtest des Nordens weitere politische Auswirkungen gehabt. Die USA und weitere verbündete Staaten wollen bereits über Pjöngjang verhängte Sanktionen verschärfen.

Das sogenannte Einsiedlerkönigreich soll Berichten zufolge auch Schritte unternommen haben, um seine Bürger und Bürgerinnen noch weiter zu isolieren: Entlang der Grenze zu China wurden Mobilfunksignale blockiert und die Patrouillen gegen potentielle Regimeflüchtlinge verstärkt. Wie diesen Monat veröffentlichte Daten zeigen, sind letztes Jahr 1.277 Menschen aus Nordkorea in den Süden geflohen. Das sind 120 weniger als 2014, gleichzeitig handelt es sich um die niedrigste Anzahl seit 2002.