Trampen ist eine wunderbar abenteuerliche Fortbewegungsart. Nur leider aufgrund allzu perfekter Verkehrsnetze, übertriebenem Sicherheitsdenken und fehlendem Mut zum Risiko auf dem absteigenden Ast in unserer werten westlichen Sozialgemeinschaft. Da braucht es wohl einen Vertreter aus der Zukunft, der uns diese nostalgische Gepflogenheit wieder ins Gedächtnis ruft: HitchBOT der trampende Roboter fährt diesen Sommer per Anhalter durch Kanada.
Von Küste zu Küste soll hitchBOT sein Unterfangen führen, bei dem er auf viele neue Bekanntschaften, inspirierende Gespräche und fantastische Landschaftsausblicke hofft. Und da der kleine Roboter die langweiligen Menschen zu neuen Taten inspirieren will, ruft er in seinem Blog alle Tramper dazu auf, ihre Geschichten mit ihm und der Welt zu teilen.
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„Kann ein Roboter den Menschen trauen?”
Der kleine hitchBOT erinnert ein wenig an eine lebende Kaffeekanne und erblickte in Port Credit, Ontario das Licht der Welt. Seine Eltern Dr. David Smith von der McMaster University und Dr. Frauke Zeller von der Ryerson University sind seine engsten Familienmitglieder, doch es gibt noch einige entferntere Verwandte unter anderem den älteren Bruder kulturBOT.
Der Robo-Tramper hat gerade seine Reise angetreten und schon seinen ersten Tagebucheintrag verfasst. Hier ein kleiner Ausschnitt daraus:
Ich bin ganz aufgeregt, denn mir wird jetzt klar, wie riesig Kanada ist. Gleichzeitig bin ich begeistert von der unterschiedlichen Landschaft hier. Ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie das maritime Leben am Atlantik sein wird. Ist es ruhiger und friedlicher als hier in Toronto? Ist es ebenso lebendig und unterhaltsam?
Wem die gemächlichen Blogeinträge zu pittoresk und essayistisch sind, der kann sich gerne auch in Kurzform über Twitter auf dem Laufenden halten. #hitchbot
Ganz so autark und wortgewandt wie er sich präsentiert, ist der eigentliche hitchBOT natürlich nicht. „Es ist eine Mischung aus einem Kunstprojekt und einem sozialen Robotikexperiment”, erzählten Smith und Zeller in einem Interview mit The Atlantic. „Normalerweise sind wir darüber besorgt, ob wir Robotern trauen können zum Beispiel als Haushaltsgehilfen. Dieses Projekt dreht die Sache um und fragt: Kann ein Roboter den Menschen trauen?”
Die Wissenschaftler wollen sehen, ob es ein Roboter schafft sich seinen Weg durch Kanada zu erfragen. Er musste leicht genug sein, damit die Menschen ihn in ihre Autos heben und dort anschnallen können. Letztendlich sieht hitchBOT aus wie ein Eimer—eigentlich ist er sogar einer— trägt Gartenhandschuhe und Gummistiefel. Niedlicher geht es also kaum. Wer den nicht mitnimmt, der hat ein Herz aus Stahl.
Der kleine Tramper kann auch wirklich Konversationen führen, einige im Face-To-Face-Kontakt, andere über Soziale Medien.
„Wir gehen davon aus, dass hitchBOT charmant und vertrauensvoll genug ist und seine Kommunikationsfähigkeit ausreicht, um sicher durch Kanada zu kommen”, so die Wissenschaftler. Vielleicht wird der hitchBOT mit seinem Trampertagebuch einmal solch eine kulturelle Größe wie Jack Kerouac. Ich würde es ihm gönnen.