Der deutsche “Ku-Klux-Klan” sind die Photoshop-Philipps unter den Nazis

Waffen, T-Shirts und Logos, die bei der Razzia beim KKK gefunden wurden

Hey hey hey: Ich weiß, was ihr sagen wollt. Über Nazis Lachen, das ist total von gestern, und wer über Nazis lacht, der verharmlost, wie gefährlich sie sind. Und klar, im Kern ist es auch nicht lustig, wenn ein Haufen Deutsche sich online zusammenfinden und Rassenhass und Nationalsozialismus feiern. Im Kern ist das nicht lustig.

Aber an der Oberfläche kann es dann doch irgendwie lustig sein – vor allem wenn die ihren Club “National Socialist Knights of the Ku-Klux-Klan Deutschland” nennen und dann allem Anschein nach den Großteil ihrer Zeit damit verbringen, sich selbst mit sehr viel Liebe zum Detail Logos, Wappen, Mitgliederausweise und Urkunden zu entwerfen.

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Falls ihr das nicht mitbekommen habt: Am Mittwochmorgen hat die Polizei in acht Bundesländern Wohnungen von insgesamt 17 Beschuldigten durchsucht, nachdem sie beim Auswerten eines Neonazi-Handys zufällig über die Gruppe gestolpert waren. “Sichergestellt wurden mehrere Schreckschusswaffen mit Munition, Luftdruckwaffen, eine Vielzahl von Schwertern und Macheten, Faust- und Butterflymessern, Wurfsterne und Teleskopschlagstöcke”, schreibt die Polizei. Und das ist natürlich unheimlich. Was sie aber auch gefunden haben: “Urkunden, Mitglieder- und Beitragslisten, T-Shirts und Symbole der Gruppierung”.

Eine kleine Stilkritik

Ein paar dieser Symbole kann man in dem Bild sehen, das die Polizei von ihrem Haul veröffentlicht hat. Hier ein Ausschnitt, auf dem nicht weniger als drei verschiedene Variante des deutschen KKK-Logos zu sehen sind:

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Lasst euch von den Waffen nicht ablenken, die sind größtenteils nicht echt. Aber die Logos! Also, fangen wir unten links an: Obwohl das auch schon ein bisschen überladen ist (ein Kreis um ein Kreuz mit Buchstaben um einen Kreis mit einem Kreuz drin um eine kleinen Raute mit einer Flamme drin), geht es erst bei den anderen so richtig los.

Auf dem T-Shirt zum Beispiel: Da haben diese Verrückten das Ganze dann um noch ein größeres Kreuz außenrum ergänzt, dass außerdem nochmal die Buchstaben “KKK” enthält, die eh schon innen drin stehen!


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Aber dann erst das große Ding, bei dem man nicht weiß, ob es eine Zielscheibe oder ein Wandtattoo sein soll: Hier haben sie in die Ecken um das innere Kreuz dann nochmal vier winzige Klansmännchen gepackt, und zwei davon reiten auf Pferden, und dann das Ganze auch noch mit Sturmgewehren eingerahmt, die sie offenbar fein säuberlich aus Styropor ausgeschnitten und, so wie es aussieht, mit der Hand bemalt haben. Woher nehmen die die Zeit?

Kein Witz: Die haben sich selbst Mitgliederausweise gebastelt

Das ist aber noch nicht alles! Noch viel mehr von dem Zeug sieht man in einem Artikel auf t-online, in dem Lars Wienand eine ganze Reihe von Screenshots aus den geheimen Facebook-Gruppen dieser Leute veröffentlicht hat – und in denen sich eine fast schon manische Gestaltungswut offenbart. Zum Beispiel:

Vier Tassen, bedruckt mit Nazi-Kitsch
Es muss sein: Der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank | Screenshot via t-online.de

Seht ihr die zweite Tasse von links? Die ohne Hitler, genau. Seht ihr, wie viel Gefuddel die dann nochmal an ihr Logo gefuddelt haben? Da steht jetzt ein Pferd auf jeder Seite! Ich glaube, spätestens hier hätte sogar Göring gesagt, dass das “ein bisschen too much” ist.

Aber das ist ja noch nicht alles. Weil, die Jungs und Mädels haben sich dann auch noch selber Ausweise entworfen, die auch so aussehen, als hätte man einen 12-Jährigen gezwungen, mit MS Paint einen Nazi-Ausweis zu basteln:

Der schlecht gemachte Ausweis einer KKK-Anhängerin

L.O.T.I.E. steht übrigens für “Lady of the Invisible Empire”. Und das bringt uns dann zum nächsten Punkt: Warum zur Hölle musste es überhaupt der Ku Klux Klan sein? Weil, wenn man einen coolen Namen für seinen Nazi-Gruppenchat braucht, kann man sich als Deutscher eigentlich nicht beschweren, dass es da nicht genug Tradition in unserer Geschichte gibt, oder?

Aber nein. Diese Nazis hier wollten eben unbedingt der Ku Klux Klan sein, und zwar mit der ganzen albernen Nomenklatur, die anscheinend dazugehört: Der eine nannte sich “Imperial Officer”, der andere “Grand Knighthawk” – und nein, wir wissen nicht, ob seine Freundin ihn im Bett mit “mein großer Nachthabicht!” angefeuert hat. Was wir wissen: dass sie sich gerne mit “AKIA” gegrüßt haben, was wohl “A Klansman I Am” heißen soll und absolut nicht aufgesetzt/völlig bescheuert/wie der enttäuschte Schrei eines Nachthabichts klingt, der von seinem Weibchen aus dem Nest geschmissen wurde.

Übrigens: Die “National Socialist Knights” sind noch nicht mal der einzige KKK-Ableger hier in Deutschland! Laut der Bundesregierung gibt es dann auch noch:

  • die “Militant Knights” des Ku-Klux-Klans,
  • die “United Northern and Southern Knights”,
  • die “European White Knights of the Burning Cross”,
  • die “Teutonischen Ritter – Distrikt Nordrhein-Westfalen”.

Mit all diesen Gruppen haben die National Socialist Knights allerdings offenbar nicht viel zu tun. Wär ja auch noch schöner – am Ende reden die ihnen in ihre Logos rein!

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