Deutschland ist ein zauberhaftes Land voller netter Menschen, gutem Bier und absurden Dialekten. Jedes Bundesland ist wie ein eigener kleiner Kontinent, den es zu erforschen gilt. Schade eigentlich, dass trotzdem so viele deutsche Halb-Berühmtheiten ihrer Heimat zu allem anderen als Ruhm gereichen. Wir machen den Check: Haben die 16 Bundesländer wirklich die Promis verdient, die in ihnen geboren, aufgewachsen oder einfach beheimatet sind? Schnappt euch eine Flasche Weizen, Apfelwein oder Riesling, richtet die Blutwurst an und lasst euch entführen in eine Welt der endlosen Fremdscham.
BAYERN: DIE SPORTFREUNDE STILLER
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Den Freistaat muss man wohl entweder lieben oder hassen. Während er alles dafür tut, sich endlich vom Rest Deutschlands abzuspalten, vereint er uns doch immer wieder dann, wenn der FC Bayern als einzige deutsche Mannschaft im Champions-League-Finale steht. Denkt man an Deutschlands größtes Bundesland, denkt man vor allem an Würste, Bier und das aufgequollene Gesicht von Boris Becker beim Oktoberfest, tatsächlich gibt es aber eine Musikerformation, die wie kaum eine andere exemplarisch für Bayern steht: die Sportfreunde Stiller. Mit genau der richtigen Kombination aus noch verständlich und trotzdem deutlichem Dialekteinschlag, machen sie seit ihren Anfangstagen furchtbare Musik und erfreuen damit Cordhosen-Studenten in der ganzen Republik.
Hat Bayern das verdient?
Klar, so richtig sympathisch ist das Volk zwischen Kronach und Kempten irgendwie nicht—und das nicht nur, weil sich anscheinend der Großteil der Einwohner vertraglich dazu verpflichtet hat, jedes Mal aufs Neue die CSU zu wählen. Nichtsdestotrotz scheint es nahezu brutal, als landschaftlich und kulturell durchaus interessantes Bundesland mit der musikalischen Entsprechung von Daniel Brühl in Verbindung gebracht zu werden. Auch wenn die Entscheidung nicht die Leichteste ist: Nein, der FC Bay… dieses wunderschöne Bundesland hat die Sportfreunde Stiller nicht verdient.
BADEN-WÜRTTEMBERG: XAVIER NAIDOO
Zwar besitzt Baden-Württemberg mit Freiburg die Toskana Deutschlands, trotzdem muss es seinen Grund haben, dass Jahr für Jahr tausende nach Berlin, Hamburg und Co. abwandern. Wenn ihr uns fragt, ist dieser Grund Xavier Naidoo. Der mag nach wie vor einer der talentiertesten Sänger der Republik sein, auf irgendeine Art gesellschaftlich vertretbar ist er allerdings seit Jahren nicht mehr. Zwar lebt der immer etwas psychotisch-kontrolliert wirkende Musiker mittlerweile in Frankfurt am Main, die Schmach über den offenen Umgang mit seiner Herkunft (Hust. Söhne Mannheims. Hust.) scheint allerdings zu groß zu sein, um sich weiterhin im Sparland Nummer Eins aufzuhalten.
Hat Baden-Württemberg das verdient?
„Warum liebst du keine Möse?” fragte Xavier Naidoo auf einer der furchtbarsten Pop-Rap-Ausgeburten, die Musikdeutschland jemals erleben musste. „Warum singt der gruselige Mann mit der dunklen Brille in meinen Uterus?” mögen sich die Damen gefragt haben, die im Rahmen der Sendung Sing Um Dein Leben von Xavier im Kreissaal besucht wurden. So einen Ehrenbürger hat wahrlich niemand verdient, nicht einmal die viel geschmähten Schwaben.
BRANDENBURG: JÜRGEN DREWS
Wer Brandenburg als eine Art erweiterten Speckgürtel Berlins sieht, tut dem Bundesland absolut unrecht. Da gibt es Wölfe, Leute. Wölfe! Ob Jürgen Drews inmitten von Wildtieren groß geworden ist, bevor er sich zum König von Mallorca erhoben hat, ist nicht so ganz klar. Fakt ist: Statt in der tropischen Sonne des Ballermann stand Jürgens Kinderbett in einem Kornfeld im Havelland.
Hat Brandenburg das verdient?
Schnell denkt man bei Brandenburg an Nazis, ausgestorbene Landstriche und alte Menschen ohne Frontzähne, aber ist das ein Grund, seine Heimat zu verlassen und sich seinen Lebensunterhalt mit halbnackten Mädels am Strand zu verdienen? Nein, Brandenburg hat einen Prominenten verdient, der zu seinen Wurzeln steht und sich auf seinen rohen Charme einlässt. Andererseits könnten beschauliche Städtchen wie Nauen ruhig etwas mehr Pep und Sangria vertragen. Von daher: Jürgen Drews ist genau das, was Brandenburg braucht.
BERLIN: MARIO BARTH
Unsere aller Hauptstadt zieht Promis an, wie öffentliche Grünflächen Flaschensammler. Insbesondere an den touristischen Hotspots der Stadt kommt man kaum vorbei, ohne von einem Soap-Darsteller so lange mit flehenden Augen angestarrt zu werden, bis man zumindest so tut, als würde man ihn erkennen. Trotzdem scheint insbesondere einer die Außenwirkung von Berlin zu prägen wie kein Zweiter: Mario Barth, die stetig quängelnde Nachgeburt von allem, was schon beim Quatsch Comedy Club nicht lustig war.
Hat Berlin das verdient?
Klar, die Berliner sind resolut, ehrlich und gelten, zumindest wenn sie waschechte Hauptstädter sind, nicht gerade als zugänglich. Trotzdem haben sie es nicht verdient, als nölende, unlustige, sexistische und größenwahnsinnige Hohlbirnen in die Annalen der deutschen Comedy einzugehen, die als solche schon ein wahres Trauerspiel ist. Nach dem Tod Loriots gibt es nicht mal ein humoriges Gegengewicht jenseits der Stadtgrenze, wann also tut uns Mario Barths Freundin endlich den Gefallen und lässt den Fön—haha! Fön! Frauen tuen nichts anderes, als sich im Bad aufzuhalten!—in statt neben die Badewanne fallen?
BREMEN: LADY BITCH RAY
Bremen ist ein kleines Bundesland. Womöglich nicht viel größer als die Klitoris von Lady Bitch Ray. Die studierte Doktorin, die in ihrer Freizeit rappt oder feministische Bücher über ihren Intimbereich schreibt, sorgt seit Jahren mit schrillen Outfits, Dildo-Knieschonern und was man sich sonst noch so obszönes an den Körper kleben kann, für Aufsehen und hat mit ihrem Vaginasekret sogar Oliver Pocher zum Schweigen gebracht. So schlimm kann die Frau also gar nicht sein, oder?
Hat Bremen das verdient?
Das kleine aber feine Bundesland ist vor allem für zwei Dinge bekannt: Seinen unsympathischen Bundesliga-Verein und die Bremer Stadtmusikanten. Weil unser redaktionsinterner Bremen-Experte gerade im Urlaub ist und ich mir beim besten Willen keine Meinung zu Bremen und seinem Verhältnis zu Porno-Rapperinnen bilden kann, halte ich mich einfach an die regionale Deutschrap-Prominenz und zitiere Baba Saad: „Ich bin ein Großstadtjunge, es wird Ärger geben. Das ist meine Stadt, Grün Weiß Werder Bremen!” Sorry, Lady Bitch Ray. Es scheint an der Zeit, die Eierstöcke in die Hand zu nehmen.
HAMBURG: JAN DELAY
Es ist ziemlich faszinierend, welch dezidiertes Selbstbild der Hamburger als solcher von sich hat Einerseits immer ein bisschen mondän, gutbürgerlich und im Vergleich zu den schmuddeligen Berlinern außerordentlich gepflegt. Auf der anderen Seite liegt er dann auf der Reeperbahn doch mal ganz gerne in seinem eigenen Erbrochenen. Kein Wunder, wenn „St. Pauli” von Jan Delay auf Dauerschleife läuft. Der ist nämlich nicht nur auf akustischer Ebene absolut unerträglich, sondern mausert sich auch sonst beständig zum meistgehassten Hamburger—seitens der Hamburger.
Hat Hamburg das verdient?
Eizi Eiz hat als Teil der Beginner die deutsche Raplandschaft entscheidend mitgeprägt und ist einer der wenigen verbliebenen Akteure der großen Hamburg HipHop-Welle, der nach wie vor noch ansatzweise erfolgreich Musik macht. Wenn die Hansestadt sich auch weiterhin mit Tränen in den Augen an die ehemalige musikalische Vormachtstellung erinnern möchte, braucht sie Leute wie Jan Delay. Und bei all der Schnöseligkeit gönnen wir es den Hamburgern auch ein bisschen. Deswegen: Klares „Ja“ für Jan Delay.
HESSEN: GINA-LISA
Hessen hat ungefähr alles, was ein gutes Bundesland braucht: regional besonderen Alkohol (Ebbelwoi), die einzige deutsche Stadt mit einer nennenswerten Skyline (Frankfurt am Main) und Haftbefehl. Dementsprechend erscheint es fast gerecht, dass die sympathische Region zwischen Darmstadt und Kassel mit einem Übel astronomischen Ausmaßes geschlagen ist. Gina-Lisa bezeichnet sich zwar nach wie vor vehement als Model, wer mit Kay One (ein weiterer heißer Kandidat für die Promi-Hassliste aus Baden-Württemberg) geschlafen hat und der breiten Masse vor allem durch abstruse Schönheits-OPs und beschissene Sextapes in Erinnerung geblieben ist, dürfte sich allerdings so bald auf keinen Catwalks dieser Welt wiederfinden.
Hat Hessen das verdient?
Frankfurt am Main mag die Kriminalitätshauptstadt Deutschlands sein, um diese Silikon-gewordene Naturkatastrophe zu verdienen, muss das Bundesland aber noch bedeutend mehr verbrochen haben.
MECKLENBURG-VORPOMMERN: MATTHIAS SCHWEIGHÖFER
Meck-Pomm ist relativ leer, unspektakulär, doch irgendwie schön, aber im Großen und Ganzen vergleichsweise nichtssagend. Genau wie Matthias Schweighöfer. Dementsprechend scheint zwischen dem blonden Schwiegermutterliebling und seiner Heimat die perfekte Symbiose zu bestehen.
Hat Mecklenburg-Vorpommern das verdient?
Matthias Schweighöfer scheint zwar mehr frustrierte Muttis mittleren Alters ins Kino zu locken als jeder andere Schauspieler, trotzdem ist er nicht der deutsche Ryan Gosling. Und ein Bundesland, dass gefühlt eine schönere Landschaft hat als alle anderen zusammen, hat niemand anderen als Ryan Gosling verdient. Andererseits: Es ist Mecklenburg-Vorpommern. Wohin könnte man nervige Personen des öffentlichen Lebens sonst abschieben und sie nie wieder sehen? Wir nehmen alles zurück, Meck-Pomm hat ihn verdient.
NIEDERSACHSEN: LENA MEYER-LANDRUTH
Während sich einem mittlere der Eindruck aufdrängt, dass 50 Prozent der aktuellen deutschen Musikszene—egal ob Künstler, Manager oder Journalisten—aus der Gegend von Bielefeld kommt, gibt es auch in Niedersachsen Regionen, die man lieber totschweigen möchte. Hannover zum Beispiel, das uns mit Lena Meyer-Landrut eine der unsympathischsten Personen des öffentlichen Lebens auf den Hals gehetzt hat.
Hat Niedersachsen das verdient?
Nein! Das Bundesland, dass uns Leute wie Casper oder… Moment. Oliver Pocher?! Annemarie Warnkross? Ich nehme alles zurück. Löscht Niedersachen von der Landkarte, Deutschland hat so was nicht verdient.
NORDRHEIN-WESTFALEN: ALICE SCHWARZER
Die industriell und fußballerisch starke Region ist für viele Dinge bekannt. Düsseldorf steht für absolute Dekadenz und Farid Bang, Köln ist einer der größten Medienstandorte Deutschlands und der Ruhrpott dürfte eine der hässlichsten Gegenden überhaupt sein. Bei all dem Facettenreichtum scheint es überraschend, dass mit Alice Schwarzer eine der borniertesten Persönlichkeiten der deutschen Medienlandschaft ihre Wurzeln in Wuppertal hat. Die Emma-Herausgeberin, die die Emanzipation hierzulande wie keine andere vorangetrieben hat, erinnert mittlerweile zwar vor allem an eine frustrierte Schnappschildkröte, das hindert sie trotzdem nicht daran, sich auch nach wie vor zu jedem gesellschaftlich relevanten Thema zu äußern(meistens negativ).
Hat Nordrhein-Westfalen das verdient?
Nein. Einfach nur nein.
RHEINLAND-PFALZ: DANIELA KATZENBERGER
Das Rheinland galt bisher vor allem als ausgesprochene Weinregion, eine platinblonde Reality-TV-Persönlichkeit machte ihr Bundesland allerdings aus dem Nichts zum anerkannten Leberwurst-Standort. Daniela Katzenberger wird sowohl leidenschaftlich geliebt, als auch inbrünstig gehasst. Grund dafür ist vor allem ihr offensichtlicher Mangel an irgendeinem Talent, trotzdem schafft es das Starlet aus Ludwigshafen mit ihrer künstlichen und gleichzeitig bodenständigen Attitüde immer wieder in die Schlagzeilen.
Hat Rheinland-Pfalz das verdient?
Falsche Nägel, weißblonde Plastikhaare, auftätowierte Augenbrauen: Wenn jemand in der deutschen Fernsehlandschaft das herkömmliche Bild von White Trash erfüllt, dann wohl Daniela Katzenberger. Mit ihrer Bauernschläue, der Leidenschaft für deftiges Essen und all der naiv anmutenden Herzlichkeit entspricht sie aber relativ exakt dem Bild, das man von Rheinland-Pfalz und seinen Bewohnern hat. Irgendwie passt die VOX-Quotengarantin dann doch ganz gut in ihre Heimat, gelle?
Foto: Das blaue Sofa | Flickr | CC BY 2.0
SAARLAND: MICHEL FRIEDMAN
Wer unvorbereitet ins Saarland reist, dürfte vor allem ein Problem haben: die Sprache. Der saarländische Dialekt ist eine charmante Mischung aus Sächsisch, Hessisch, Rheinländisch und sowieso allem, was schlimm klingt, als unfreundlich oder gar boshaft kann man das Volk nahe der französischen Grenze mit dem Sinn für gutes Essen ganz sicher nicht bezeichnen. Michel Friedman, Person des öffentlichen Lebens und Mitglied der saarländischen CDU, hingegen hat auf N24 ein eigenes Sendeformat, das elementar daraus besteht, dass die geladenen Gäste angeschrien werden. Mit all der Souveränität, die man nur als ausgewiesener Vollzeitkokser an den Tag legen kann, stellt er Vertretern aus Kultur, Wirtschaft und Politik Fragen, um sie anschließend mit schnarrender Stimme selbst zu beantworten.
Hat das Saarland das verdient?
Friedman präsentiert sich so gekonnt als unausstehlicher Dreh- und Angelpunkt der Welt, dass es fragwürdig erscheint, ob er überhaupt auf natürlichem Wege ausgetragen oder doch viel eher im Rahmen eines schwarzmagischen Dämonenrituals geschaffen wurde. Ob die Saarländer den Unsympath aus Mitleid oder bloßer Angst zu einem ihrer größten Persönlichkeiten zählen, ist demzufolge fragwürdig. Immerhin: Geboren wurde Michel auf der anderen Seite der Grenze, in Paris. Soll sich die Grande Nation also seiner annehmen, das Saarland hat das nicht verdient.
SACHSEN: DIE KAULITZ-ZWILLINGE
Sachsen, du wunderbares, spannendes Bundesland. Deine Städte, vor allem Leipzig und Dresden, lassen nicht nur japanische Fototouristen jegliche Selbstbeherrschung verlieren und dein Dialekt hat es auch weit über die Landesgrenzen hinaus zu unrühmlicher Bekanntheit gebracht. Du wirst geliebt und gehasst und irgendwie entsprichst du damit so komplett dem öffentlichen Bild von zwei deiner bekanntesten Söhne: den Zwillingen von Tokio Hotel. Bill und Tom Kaulitz sehen mittlerweile zwar noch alberner aus als zur Zeit ihres großen Durchbruchs und leben in Los Angeles, trotzdem wirst du auf immer mit diesem Verbrechen an der Musikszene in Verbindung gebracht werden.
Hat Sachsen das verdient?
Einerseits will man es dem Freistaat und seinen vier Millionen Einwohnern die fleischgewordene Comicfigur und seine Groupie-besessenen Bruder so gar nicht gönnen und könnte sich gut vorstellen, dass man den Leuten in spätestens zehn Jahren glaubhaft versichern kann, dass die Herren Kaulitz eigentlich aus Österreich kommen. Andererseits braucht es wahrscheinlich ein Druckmittel gegen Sachsen, damit seine Einwohner endlich aufhören, die NPD zu wählen.
SACHSEN-ANHALT: KAI PFLAUME
Sachsen-Anhalt ist nicht nur das Bundesland mit den ältesten Naturalienkabinetten, sondern nennt auch den Schwiegermutter-Liebling einer ganzen Nation sein eigen. Kai Pflaume ist nett, aufgeschlossen und will nichts anderes, als die einsamen Herzen der Welt zu einander zu führen. Ein bisschen wirkt er dabei aber auch immer, als würde ein gruseliges, dunkles Geheimnis hinter dem strahlend weißen Gebiss lauern. Ist es wirklich nur Zufall, dass er aussieht wie eine Softie-Variante von Andreas Türck?
Hat Sachsen-Anhalt das verdient?
Bestimmt. In Anbetracht der Tatsache, dass in der Region zwischen Magdeburg und Halle nur 20 Prozent der Einwohner irgendeiner Konfession angehören, gibt es kein anderes Bundesland, in dem wilde, im Fernsehen initiierte Ehen mehr blühen könnten.
SCHLESWIG-HOLSTEIN: WENDY
Grüne Wiesen, viel Wasser und mit Lübeck und der Landeshauptstadt Kiel lediglich zwei Großstädte: Schleswig-Holstein kann man guten Gewissens als beschaulich bezeichnen. Neben einem der international erfolgreichsten Zuchtgebiete für Sportpferde, nennt das Bundesland im hohen Norden auch eines der bekanntesten Jungmädchen-Idole überhaupt sein eigen: Wendy. Der fiktive Teenager nennt nicht nur ein eigenes Magazin, sondern auch diverse Videospiele-, Buch- und Serienableger sein eigen und ist so was wie die norddeutsche Sailor Moon in Reithosen. Wirklich gemocht hat man die alles könnende Blondine allerdings spätestens dann nicht mehr, wenn man alt genug war, um fundierte Zweifel an einer niemals alternden Hauptfigur mit Ausnahmebegabung in nahezu allen Bereichen zu hegen.
Hat Schleswig-Holstein das verdient?
Das ist nun wirklich eine Frage, die gestellt werden muss: Hat Schleswig-Holstein es verdient, im bundesweiten Horror-Promi-Vergleich von einer fiktiven Figur vertreten zu werden? Gibt es denn wirklich gar nichts anderes in dem landschaftlich ungemein schönen Bundesland? Kann man die eigene Rolle im internationalen Seehandel nicht dazu nutzen, irgendjemanden von Bedeutung aus Skandinavien heranzukarren? Wenn ihr wirklich in der gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit versinken wollt, liebe Holsteiner, dann habt ihr auch niemand anderen verdient als ein 15-jähriges Pferdemädchen.
THÜRINGEN: WOLFGANG HOHLBEIN
Thüringen besitzt mit Erfurt zwar eine absolut zauberhafte Landeshauptstadt, wirklich viele Prominente hat das Bundesland allerdings nicht zu bieten. Kein Wunder, schließlich wohnen mit 2,2 Millionen Menschen in der gesamten Region deutlich weniger Personen als im Stadtstaat Berlin. Vielleicht war es diese verträumte Abgeschiedenheit, die Wolfgang Hohlbein dazu getrieben hat, zu einem der größten—und enervierendsten—Fantasyautoren Deutschlands (wenn nicht sogar der Welt) aufzusteigen.
Hat Thüringen das verdient?
Während Jena und Gotha eher Stadt gewordenen Albträumen gleichen, verzaubern Weimar und Erfurt die Herzen aller Altstadtfans. Ähnliche Diversität ist dem Lebenswerk Hohlbeins leider nicht gegeben, der anscheinend vertraglich dazu verpflichtet ist, in jedem Buch dieselben Satzhülsen zu recyclen. Dass die komplette Familie des Schriftstellers hart einen an der Waffel hat, bewies dann auch noch die familieneigene Reality-Show auf RTL2 und machen wir die Sache kurz: Nein, in Thüringen mag zwar nicht viel los sein und ein bisschen Fantasie könnte den öden Landstrichen durchaus nicht schaden, aber gönnen tun wir diesem Bundesland die literarische Schlaftablette nun wirklich nicht.
Collage: Sarah Schmitt
Fotocredits der in der Collage verwendeten Bilder: Matthias Schweighöfer (Foto: Siebbi | Wikimedia | CC BY 3.0), Xavier Naidoo (Foto: Smalltown Boy | Wikimedia | Public Domain), Alice Schwarzer (Foto: Michael Lucan | Wikimedia | ). Jan Delay (Foto: Pistenwolf | Wikimedia | CC BY-SA 3.0), Daniela Katzenberger (Foto: JCS | Wikimedia | CC BY 3.0), Tom Kaulitz (Foto: MyCanon | Wikimedia | CC BY-SA 3.0, Bill Kaulitz (Foto: Promiflash | Wikimedia | CC BY-SA 3.0), Lena-Meyer-Landrut (Foto: Daniel Kruczynski | Wikimedia |CC BY-SA 2.0), Gina Lisa Lohfink (Foto: Gina Lisa Lohfink / BKC Consulting | Wikimedia | CC-BY-SA-3.0-de) Jürgen Drews (Foto:Dirk Vorderstraße | Wikimedia | CC BY 3.0)