“Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein”, schrieb Friedrich Nietzsche Ende des 19. Jahrhunderts. Damals gab es noch kein Berghain, keine überfüllten U-Bahnen und keine explodierenden Mieten für renovierte Altbauwohnungen, er hätte damit aber genauso gut Berlin im 21. Jahrhundert meinen können.
Die Hauptstadt ist internationale Partymetropole und begehrter Anlaufpunkt für junge Menschen aus ganz Deutschland, die zwischen zerbrochenen Weinflaschen und leeren Koks-Kapseln zu sich selbst finden wollen. Wenn Berlin mit ihnen fertig ist, bleiben ihnen nur noch kaputte Träume, schlechte Nierenwerte und die Fähigkeit, in jeder Lebenslage maximal unfreundlich zu sein. Dit is Berlin. Und das hier sind die 30 enttäuschendsten Berlinerinnen und Berliner.
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Jens, 28, spricht regelmäßig “Berlin-Verbote” aus. Er selbst kommt ursprünglich aus Essen.
Anja, 19, fotografiert für ihren Instagram-Account Kotze und Hundescheiße an ungewöhnlichen Orten und taggt alle ihre Fotos ironisch mit #soberlin.
Jennifer, 27, telefoniert öfter mit ihrem Dealer als mit ihrer Mutter.
Christian, 45, dreht eine Berlin-Serie für einen großen internationalen Streaming-Anbieter und denkt sich dafür dramatisch klingende Stadtteile wie “Kaiserwarte” aus.
Hamid, 23, verkauft Stadtpläne, auf denen markiert ist, wo “historische Deutschrap-Ereignisse” stattgefunden haben. Die Infos hat er von RapUpdate.
Shirin, 22, versteht nicht, warum sie ihre Sternburg-Bierflasche für 50 Cent im Späti nicht mit EC-Karte zahlen kann.
Jasper, 25, spricht breitestes Schwäbisch und ist unglaublich beleidigt, wenn er von anderen direkt als “Zugezogener” identifiziert wird.
Clemens, 34, brummt Jugendlichen ein Strafgeld auf, weil sie ohne Fahrschein S-Bahn fahren, hat aber kein Problem damit, dass wenige Meter weiter Crack geraucht wird.
Inez, 27, behauptet eisern, im Berghain “wegen den ganzen Ketamin-Opfern” einfach keinen Spaß zu haben, ist aber tatsächlich noch nie reingekommen.
Josefine, 32, verfasst Twitter-Threads über Gaslighting und emotionalen Missbrauch, lässt sich aber seit Jahren erfolgreich von ihrer Hausverwaltung einreden, dass kaputte Abflüsse und nicht-funktionierende Heizungen einfach zum Leben in einer Berliner Altbauwohnung dazugehören.
Matthias, 32, klaut Klamotten aus dem Altkleidercontainer und verkauft sie auf dem Hipster-Flohmarkt als “Vintage”.
Enis, 18, wohnt mit seinen Eltern im Einfamilienhaus mit Garten und dreht seine düsteren Musikvideos vor dem einzigen Hochhaus im Umkreis von fünf Kilometern.
Kimmi, 21, traut sich nicht, offen anzusprechen, dass sie ein Rauchverbot in allen Berliner Bars eigentlich ganz gut fände. Sie will vor ihren Bekannten nicht als lebensbejahende Versagerin dastehen.
Jörg, 38, wartet seit 15 Jahren darauf, dass der “Wedding kommt”.
Anna-Maria, 29, wohnt im totgentrifizierten In-Viertel und parkt ihren Luxus-SUV vor dem 1. Mai lieber in einem anderen Bezirk.
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Leni, 24, könnte sich nicht vorstellen, “irgendwo anders als in Berlin zu leben”, freut sich dann aber doch, bei Geschäftsreisen nach München und Hamburg nicht ständig in menschlichen Durchfall zu treten.
Flo, 27, macht für die BVG “ironisches” Marketing und ist selbst noch nie U-Bahn gefahren.
Birgit, 44, ärgert sich, wenn im Restaurant Leute am Tisch nebenan auf Englisch bestellen. Sie selbst spricht keine einzige Fremdsprache.
Michael, 29, sitzt täglich mit Laptop im Café, um an seinem Buch zu schreiben. Seit viereinhalb Jahren.
Bernd, 54, läuft an zwei Leuten vorbei, die einem bewusstlosen Obdachlosen helfen. “Dit is Berlin”, brummt er in seinen Bart, stolz darauf, dass er sich als Urberliner nie in das Leben eines anderen Menschen einmischen würde, und schüttelt den Kopf über diese verweichlichten Mimimi-Zugezogenen.
Konstantin, 20, treibt sich ständig vor Neuköllner Shisha-Bars rum, seitdem er 4 Blocks gesehen hat. Er hofft, als Drogenkurier angeworben zu werden und mehr zu verdienen als in seinem letzten Studentenjob.
Jonas, 23, outet sich als bisexuell und ist beleidigt, weil das bei keinem in dieser Stadt eine emotionalere Reaktion erzeugt, als “Na und?”.
Eliza, 24, hasst Electro und beschwert sich bei ihren Bekannten jedes Wochenende aufs Neue darüber, dass sie “nirgendwo mehr” in Berlin weggehen kann.
Lisa, 30, spielt auf Homepartys Westberlin Maskulin und bezeichnet jeden als “Studentenrap-Opfer”, der nicht zu dadaistischem Battle-Rap aus den 90ern tanzen will.
Frenzen, 32, hat sich passend zu seinem Lifestyle als Großstadt-Bohemien ein altes Mercedes-Cabrio gekauft – darf damit aber nicht in der Innenstadt fahren, weil er dafür keine grüne Umweltzonenplakette bekommt.
Mary, 25, und ihre Bekannten gehen nur noch in “authentischen” Altberliner Eckkneipen feiern, weil sie die kaputtgentrifizierten Bars so ankotzen, und verdrängen damit das authentische Altberliner-Eckkneipen-Publikum.
Amalia, 31, linksliberale Grünen-Wählerin, sucht seit Monaten heimlich nach einer Schule mit niedriger Migrantenquote für ihren Sohn.
Conrad, 28, erzählt zu Hause immer von “wilden Nächten” in Berlin, hat sich aber noch nie getraut, sich vorm Berghain anzustellen.
Ernst, 47, belehrt Obdachlose darüber, dass er ihnen ja “sehr gerne” einen Euro zustecken würde – es aber nicht tut, weil er ja wisse, dass sie das Geld nur für Alkohol ausgeben würden.
Konstanze, 29, kommt eigentlich aus Fürth, erzählt aber trotzdem allen, dass sie Berlinerin sei. Schließlich wohnt sie schon seit fünf Jahren in der Hauptstadt.
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