Die besten Bars in Videospielen

Vor dem Hound Pits in Dishonored

Die Bars in Videospielen sind überraschend detailreich und vielseitig. Abgesehen von den obligatorischen Schlägereien und Reihen von Gläsern, die nur dort platziert wurden, um zerschossen und zerbrochen zu werden, gibt es auch denkwürdige Figuren, Gespräche und sehr eigene Atmosphären. Alltägliche Orte sind beim Erschaffen virtueller Welten genau so wichtig wie die Außergewöhnlichen, und vertrauter als eine Bar oder ein Pub wird es einfach nicht. Toiletten vielleicht, aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel.

Bars bestehen, genau wie Menschen, hauptsächlich aus Flüssigkeit. Flüssiges strömt aus Zapfhähnen, wird in eigens dafür hergestellte Behälter gefüllt und dann getrunken. Und auch in Spielen geht es hauptsächlich um Flüssigkeiten: Denk an das viele virtuelle Blut, das du im Laufe der Jahre schon vergossen hast, und an all die verdammten Wasserlevel und -Dungeons, die du schon durchschwimmen musstest. Damit hätten wir geklärt, warum Bars und Videospiele so extrem gut zusammenpassen. Gleichzeitig bildet das den Einstieg für eine hochgradig ernste, seriöse, akribisch recherchierte und überhaupt nicht willkürliche Liste der besten virtuellen Bars in Videospielen.

Videos by VICE

Die Underworld Tavern (Screenshot via YouTube)

Zwielichtigste Spelunke

Das Zwielichtige, Dreckige zu nutzen, um Realismus zu erzeugen, ist schon ein bisschen Klischee. Denk nur einmal daran, wie viele Spiele sich in den letzten Jahren dafür entschieden haben, ein Level in einer Strip-Bar stattfinden zu lassen, nur um schnell zu vermitteln, wie rau und nicht jugendfrei doch alles in dieser Welt ist. Es ist ein billiger, schmutziger Trick, der komplett an der schwierigeren Kunst des Geschichtenerzählens vorbeischießt. Das erste Deus Ex ist allerdings ein Spiel, das von Anfang an gezielt eine Welt des urbanen Verfalls und gesellschaftlichen Niedergangs aufbaut. Eingebettet in eine Umwelt aus ständigen Terroranschlägen, drogenvernebelten Subkulturen und Gruppen von Pennern um Feuertonnen, liegt die Underworld Tavern.

Die Underworld Tavern befindet sich versteckt in einer Gasse in dem Viertel Hell’s Kitchen im Manhattan der Zukunft und fühlt sich wahrhaft zwielichtig an. Deus Ex verdient sich seine Ästhetik der Laster und des Verbrechens auf die ehrliche Art: indem es sich wirklich für die Themen interessiert, anstatt sie möglichst schnell aus dem Weg zu räumen. Der alte mechanisierte Barkeeper der Taverne beäugt dich misstrauisch, weil du einen Anti-Terror-Agenten spielst. In der Ecke der Bar verkauft ein Drogendealer „Ambrosia”, eine von den Illuminati hergestellte Impfung und die Antwort auf die (ebenfalls von den Illuminati hergestellte) Krankheit namens „der Graue Tod”. Alle sind gezwungen, Ambrosia zu kaufen, um am Leben zu bleiben. Außer du bist arm, in welchem Fall du einfach stirbst.

Die SCUMM-Bar

Lustigste Bar

Kopf hoch. Weißt du noch, als LucasArts Spiele herstellte? Eine ihrer meistgeliebten Adventurespielserien war Monkey Island, das Guybrush Threepwood bei seiner Entwicklung zum größten Piraten der Welt begleitet. Die SCUMM-Bar in The Secret of Monkey Island, benannt nach LucasArts Werkzeug für Spielesoftware (ein Insiderwitz, den nur alte und damit inzwischen sehr alte Menschen verstanden), war charmant, belebt und unvergesslich. Die SCUMM-Bar ist ein großartiges Beispiel dafür, wie man selbst mit nur zwei Dimensionen Stimmungen und Geschichten erschaffen kann. Du musst nicht in 3D durch eine Bar laufen können, um ein glaubhaftes Gefühl von Raum und Zeit zu haben.

Andere lustige Piratenbars, die mir gefallen haben, waren die zahlreichen Strandlokale in Assassin’s Creed IV: Black Flag. Die karibische Umgebung ist fantastisch, und nicht nur hat jede Bar Fusel und Sonne, sondern auch ihre eigenen Kampf, denn du bist ein walisischer Pirat, der durch die Weltgeschichte segelt, um sich in Bars Gefechte zu liefern und Shantys zu sammeln. Wenn Ubisoft doch nur mehr mit dem Piraten-Setting machen würde.

Die Golden-Kane-Schießerei—das gibt morgen aber einen dicken blauen Fleck (Screenshot via YouTube)

Beste asiatische Bar

Bars sind soziale Drehscheiben, in denen man toll ruhige Unterhaltungen mit seinen Freunden führen kann. Da Videospiele aber alle frenetisch sind und sich um chaotische Gewalt drehen, müssen wir uns stattdessen mit einer riesigen Schießerei zufrieden geben. Stranglehold war ein Third-Person-Shooter, der in loser Kollaboration mit dem legendären Hong-Kong-Regisseur John Woo entstand. Eine der ersten großen Szenen des Spiels findet in der Restaurant-Bar Mega statt und erinnert stark an viele von Woos klassischen Filmen, vor allem die Anfangsszene von Hard Boiled.

Woos Einfluss aus das Actiongenre kann gar nicht genug betont werden. Zu einer Zeit, als Hollywood zutiefst lethargisch geworden war, benutzte er schnelle Schnitte und hielt seine Kameras stets in Bewegung. Die Bar-Szene in Stranglehold ist eine bemerkenswerte Nachstellung von Woos Arbeit in Hong Kong. Alle wichtigen Requisiten—die kleinen Tische und Stühle, Geschirr, Lampen und Wandfliesen—lassen sich zu Kleinholz verarbeiten. Es gibt sogar ein Geländer, das der virtuelle Chow Yun-fat hinuntergleiten kann. Auch in Shenmue gab es einen ziemlich denkwürdigen und witzigen Kampf in einer Bar.

Vor dem Trunkenen Jägersmann

Beste altertümliche Fantasy-Taverne

Wirtshäuser und Tavernen in Fantasy-Spielen sind nicht wie Bars und Kneipen. Anstatt eine bestimmte Atmosphäre erzeugen zu wollen oder den Schauplatz für brutale Schießereien zu bilden, geht es bei Fantasy-Tavernen grundsätzlich darum, nach oben zu schleichen und Schubladen nach Stehlbarem zu durchsuchen. In der Witcher-Reihe gibt es einige tolle Wirtshäuser, in denen man einem breiten Spektrum an Aktivitäten nachgehen kann. Es gibt Handgreiflichkeiten, das Kartenspiel Gwent, Alkohol, der die Sicht verschwimmen lässt, und natürlich das übliche Looten, wenn niemand hinschaut.

In

Die Club-Bar Purgatory in der Citadel

Planescape: Torment gibt es die Bar „Zur Schwelenden Leiche”, ein feuriges Lokal, das nach dem ewig brennenden Gefangenen benannt ist, der einst versuchte, die Stadt in Brand zu stecken. Der Pyromane Ignus kann später als Begleiter rekrutiert werden, was irgendwie daneben ist, denn er ist die einzige Attraktion der Bar. Doch meine Lieblings-Fantasytaverne ist wohl der Trunkene Jägersmann in Skyrim, denn sie hat einen tollen altnordischen Vibe. Da gibt es die große Feuergrube in der Mitte des Raums, jede Menge Spiralenmuster an den Wänden und sogar für bardische Livemusik ist gesorgt. Es ist auch der Ort, an dem der Quest „Eine denkwürdige Nacht” beginnt, bei dem du in betrunkene Ohnmacht fällst und deine eigenen Schritte nachvollziehen musst, wobei nach und nach deine zügellosen Aktivitäten ans Licht kommen. Und was am wichtigsten ist, die Tavernen von Skyrim erlauben eimer-basierten Diebstahl.


Beste Weltraumbar

Es gibt auch ein paar glamouröse Space-Bars, die ich wirklich bemerkenswert finde. In Mass Effect 2 gibt es an Bord der von Söldnern betriebenen Raumstation Omega den Afterlife Club. Und dann ist da noch das Purgatory auf der Citadel in Mass Effect 3. Meine Erinnerungen verschwimmen hier ein wenig in einander—so weit ich mich erinnere, ist die eine Bar in intensiv-spacigem Lila gehalten und die andere in Neonpink. Die Bars in Mass Effect erinnern mehr an die Wasserlöcher aus Star Trek (die Belebtheit von Quarks Bar, der glas-lastige Minimalismus der Enterprise-Bar Zehn Vorne) als an das staubige Low-Tech-Ambiente der Kantinen auf Tattooine.

Die berühmte Mos-Eisley-Kantine aus Star Wars ist schon unzählige Male nachgestellt worden, doch aus meiner Sicht verblassen all diese Versuche im Vergleich zum Gegenstück auf der Kinoleinwand—oft ist sie entweder leer (Star Wars Galaxies) oder einfach ekelhaft blockförmig (LEGO Star Wars). Eines der besten Dinge an dem Lokal war die Musik: Eine Band aus eierköpfigen Musikern spielt eine Art Future-Jazz, die „Jizz” genannt wird (ernsthaft). Plötzlich bin ich weniger sauer darüber, dass Disney das erweiterte Star Wars-Universum über Bord geworfen hat. Statt Livemusik gibt es in den Bars von Mass Effect, genau wie im Hive in Deus Ex: Human Revolution hauptsächlich musikalische Untermalung durch DJs, die tanzbare Musik auflegen.

Der Big Bug Fun Club

Bester Nachtclub

Weißt du noch, wie genial Rare früher mal war? Irgendwann zwischen GoldenEye 007, Banjo-Kazooie, Donkey Kong 64 und Perfect Dark produzierte das britische Studio Jet Force Gemini. Bei diesem Spiel handelt es sich um ein fantastisches kleines Abenteuer, in dem ein Hund mit einem Jetpack, sammelbare Ewok-Sachen und ein (zumindest für mich) unschlagbarer Endgegner vorkommen. Außerdem findet sich in diesem Spiel der Big Bug Fun Club, ein Nachtclub für feindliche Drohnen. Dort gibt es jede Menge Atmosphäre und Charakter, Diskolichter, mega-groovy Tänze, einen angemessen stämmigen Barkeeper und einen DJ, der die Party am pumpen hält.

Ein weiterer großartiger Videospiel-Nachtclub kann im Kult-Klassiker Vampire: The Masquerade — Bloodlines besucht werden. Das Asylum in Santa Monica erinnert mich an ein paar dreckige Clubs, in denen ich schon war. Und natürlich ist es ein Ort, an den unglückliche Gäste gelockt werden, um den Blutnachschub für die örtlichen Vampire zu sichern. Es ist düster, ausbeuterisch und mehr als nur ein bisschen verkommen—hat also rein gar nichts mit echten Nachtclubs gemeinsam.

Klingt nach Fallout, ist aber Realität: Lies bei Munchies, wie Roboter Drinks servieren

Im Hound Pits, vor dem Rauchverbot

Bestes Pub

Eins der schlimmsten Videospiel-Pubs kommt am Anfang von Uncharted 3 vor. Das Pelican Inn soll irgendwo in London sein, doch es handelt sich dabei um ein solches Mischmasch an furchtbaren Klischees, dass es visuell mehr mit dem irischen Pub gemeinsam hat, in dem das Baltimore Police Department Totenwachen abhält. Die dort stattfindende Kneipenschlägerei ist nicht schrecklich—es ist einfach nur schwierig, über die schiere Anzahl der dort sichtbaren Schiebermützen hinwegzukommen. Das Pelican sieht aus wie genau die Sorte Pub, die ich im echten Leben vermeiden würde.

Das Hound Pits Pub aus Dishonored ist hingegen ein viel interessanteres Lokal. Es ist dein Unterschlupf in Dunwall, der neoviktorianisch anmutenden, von verseuchten Ratten und korrupten Polizisten bewohnten Dystopie, in der das Spiel angesiedelt ist. Sowohl Dunwall als auch sein Pub, in dessen Keller einst Hundekämpfe stattfanden, vermitteln ein Gefühl echter Geschichte. Die Sitznischen, mit Kreide geschriebenen Karten, das Licht und selbst die Ziegel an der Außenseite des Gebäudes fühlen sich einfach richtig an. Ich war schon mal im Hound Pits, oder zumindest einem ähnlichen Pub. Ich glaube, das waren wahrscheinlich viele von uns. Das Pub ist die seltene Ausnahme von der Videospiel-Konvention, Bars fantastisch zu gestalten, nur weil man es kann. Hier kann man den schalen Geruch von verschüttetem Bier förmlich durch den Bildschirm riechen.