Die brasilianischen DIY-Heißluftballon-Teenage-Gangs

Vale Noturno (oder Nachttal) war der Name einer Gang bestehend aus acht Teenagern aus Capão Redondo, einer Favela südlich von São Paulo. Das Besondere dieser Gang? Die Jungs waren wie besessen von Heißluftballons. Nachdem ihnen von einem ihrer Väter gezeigt wurde, wie einfach der Bau eines DIY-Ballons eigentlich ist, begannen die Mitglieder der Gruppe damit, eigene Luftgefährte zu erschaffen und sie—wie viele andere Gangs auch—von einer Gasse in Jardim do Colégio aus in die Luft steigen zu lassen.

„In diesem goldenen Zeitalter war der brasilianische Himmel voll mit Heißluftballons. Manchmal gingen wir nicht schlafen, sondern schürten einfach ein Lagerfeuer und beobachteten die Sterne sowie die Ballons”, erinnert sich Gilmar Oliveira, ein ehemaliges Vale-Noturno-Mitglied.

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In einer Dokumentation haben wir uns damit auseinandergesetzt, was straffällige, englische Jugendliche in ihrer Freizeit so treiben.

Zwar war der Start solcher selbstgebauten Himmelslaternen verboten, aber die schlimmste drohende Strafe war zwei Monate Haft—und soweit kam es auch wirklich nur im ungünstigsten Fall. 1998 löste sich die Gang allerdings auf und im selben Jahr wurden auch die Gesetze geändert: Wenn man nun dabei erwischt wurde, wie man einen Ballon aufsteigen ließ, wurde das Ganze als Umweltdelikt angesehen und mit bis zu drei Jahren Haft oder einem Bußgeld bestraft. Manchmal sogar mit beidem. Wer weiß, vielleicht hat dieser Umstand Vale Noturno zur Auflösung bewegt, aber es ist auf jeden Fall ziemlich unwahrscheinlich, dass die Gang dadurch zum Weitermachen ermutigt wurde.

Zu unserem Glück hat der Fotograf Zilton Coelho das sechsjährige Treiben der Jungs mit seiner Analog-Kamera festgehalten. Dabei hat er nicht nur die beeindruckenden Heißluftballons von Vale Noturno festgehalten, sondern gestattet uns mit seinen Bildern auch einen einzigartigen Einblick in ein Teenager-Hobby, das später aus unerfindlichen Gründen zu einem schweren Verbrechen erklärt wurde.