Der Turnierverlauf mag vorhersehbar gewesen sein, trotzdem hat die diesjährige Weltmeisterschaft die positive Weiterentwicklung des Frauenfußballs weiter vorangetrieben – finanziell wie kulturell. Noch nie haben so viele Starspielerinnen ihren Kritikern die Stirn geboten. Noch nie haben so viele Menschen hier in Deutschland die Arbeit der Nationalspielerinnen am Fernseher verfolgt. Und dank ihres vierten Titels setzen die US-Amerikanerinnen ihren Kampf für Gleichberechtigung und gerechte Bezahlung nun mit ordentlich Rückenwind fort. Unterm Strich also eine mehr als runde Sache.
Aber wer sind die offensichtlichen und wer die heimlichen Heldinnen der Fußball-Weltmeisterschaft 2019? Was hat einfach nur genervt? Unser Power-Ranking von Top bis Flop verrät es euch.
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Megan Rapinoe
Über keine andere Fußballerin wird derzeit so viel berichtet wie über Megan Rapinoe. Das hat zwei Gründe. Zum einen ist sie verdammt gut im Toreschießen und weiß das auch. Zum anderen hat sie öffentlichen Beef mit US-Präsident Donald Trump und wird auch die Einladung ins Weiße Haus ausschlagen, die alle US-Champion-Teams traditionellerweise bekommen. So sehen wahre Heldinnen aus.
Das US-Team
Eigentlich sieht man es nicht gerne, wenn die Siegerinnen schon fast von vornherein feststehen. Aber die US-Frauen haben mal wieder bewiesen, warum sie als eines der dominantesten Teams in der Fußballgeschichte gelten. Ja, teilweise kommen sie sehr nervig und arrogant rüber, aber dabei verlieren sie nie ihren Style und ihre dynamische, schnelle Spielweise.
Sie tunnelten sich ihren Weg durch die Verteidigungen der gegnerischen Mannschaften. Und selbst im Finale dominierten sie das Spiel gegen die Niederlande, auch wenn sie für ihr erstes Tor diesmal länger als zwölf Minuten brauchten. Wer auf Spannung bis zur letzten Sekunde steht, findet das vielleicht scheiße, aber die USA sind jetzt trotzdem vierfache Fußball-Weltmeisterinnen.
Sari van Veenendaal
Die beste Torhüterin des Turniers ist derzeit vereinslos, weil ihr im Juni ausgelaufener Vertrag beim FC Arsenal aus irgendeinem Grund nicht verlängert wurde. Im Finale stand Van Veenendaal mit ihren Paraden sinnbildlich für die Taktik der Niederlande: ruhig und besonnen den Job erledigen und einen Angriff nach dem anderen entschärfen. Leider hat diese Taktik gegen eine so gut geölte Fußballmaschine wie die USA nur eine Halbzeit lang funktioniert. Van Veenendaal hätte den Sieg definitiv verdient.
Buhen
Grüße an die ganzen französischen Fans, die willkürlich alles ausbuhten, was sie uncool fanden. Schwalben zum Beispiel. Alle Achtung!
Sam Kerr
Die extrem selbstbewusste australische Stürmerin hat sich bei dieser WM zwar auch einige Schnitzer geleistet (etwa den verschossenen Elfmeter gegen Norwegen), aber sie prägte das Turnier auch mit ihrem legendären Interview: Nachdem die Australierinnen in der Gruppenphase einen 2:0-Rückstand gegen Brasilien in den 3:2-Endstand gedreht hatten, sagte sie nach dem Spiel, dass die Hater jetzt ja was zum Lutschen hätten. Eine erfrischende Antwort, wo man doch ansonsten nur 482 Mal zu hören bekommt, dass die Gegnerinnen ja stark gespielt hätten, man aber nie aufgegeben habe und so weiter. Die meisten Fußballinterviews sind einfach langweilig. Kerr ist da wie diese eine Freundin, die dem Arschloch-Typen direkt ins Gesicht schlägt, nachdem der versucht hat, dir an den Arsch zu fassen.
Kameruns kindisches Getue
Liebe Kamerunerinnen, wir alle sind uns einig, dass der Videobeweis scheiße ist. Wir wissen, dass das mit dem zurückgepfiffenen Abseitstor gegen England eine wortwörtliche Millimeterentscheidung war. Leider könnt ihr trotzdem nicht einfach trotzig damit drohen, nicht mehr weiterzuspielen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ihr wollt.
Die Reaktionen auf Kameruns kindisches Getue
Nur weil es falsch war, fast einen Spielabbruch zu provozieren, heißt das noch lange nicht, dass man rassistische Sprüche raushauen darf. Liebe Hope Solo, die Kamerunerinnen wissen auf jeden Fall, wie die Abseitsregel funktioniert.
Der Videobeweis
Der Videobeweis war bei dieser Fußball-WM der absolute Tiefpunkt, gerade am Anfang des Turniers. Eigentlich sollte das System in strittigen Spielsituationen für Klarheit sorgen. Prinzipiell ein guter Gedanke. Letztendlich störte es stattdessen oft nur den Spielfluss, wenn die Schiedsrichterin während der Action sich den Knopf im Ohr hielt und dann ein Viereck in die Luft malte. Tschüss, spontane Jubelstürme und Schiedsrichterermessen. Hallo, komisch zusammengeloopte Videos, minimalste Abseitsstellungen und achtminütige Nachspielzeiten. Liebe FIFA, bitte überlegt euch schleunigst, wie ihr den Videobeweis verbessert, damit wir uns bei der nächsten WM nicht noch mal so viele zerfranste Spiele geben müssen.
Ansonsten war das ganze Turnier ein Volltreffer, vielen Dank!
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